Interview mit BTU Alumnus Martin Heinze (Stadtplanung)

"Stadtplanung muss Antworten auf die aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Zielstellungen geben."

Martin Heinze studierte Stadtplanung an der BTU in Cottbus, als der Studiengang noch Stadt- und Regionalplanung hieß. Seine berufliche Laufbahn startete im Planungsbüro Thomas Jansen Ortsplanung und führte ihn über einen Zwischenstopp in der kommunalen Verwaltung schlussendlich zur obersten Finanzkontrollbehörde des Landes Brandenburg, dem Landesrechnungshof (LRH). Eine gewisse Zahlenaffinität ist nicht abstreitbar, welche ihm auch beim Engagement im Börsenclub Cottbus e.V. von Nutzen ist. Hier ist er stellvertretender Vorsitzender und hält am BTU Zentralcampus regelmäßig Vorträge für Studierende, Alumni und Interessierte. Die Termine stehen online.

Hallo Martin, wie bist Du damals eigentlich auf den Studiengang und die BTU gestoßen und was hat dich an Stadtplanung so fasziniert?
Zum ersten Mal habe ich die Disziplin Stadtplanung im Abitur kennengelernt. Das Vorabitur im Leistungskurs Geographie hatte Stadtplanung zum Thema. Da ich mich schon immer für Geschichte und aktuelle gesellschaftliche Themen interessierte, fiel es mir leicht dieses Themenfeld ohne großen Aufwand inhaltlich zu besetzen. Darin liegt im Grund auch schon die Faszination. Stadtplanung muss Antworten auf die aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Zielstellungen geben. Im 20. Jhd. wurden die Fragen und Zielstellungen in der „Charta von Athen“ niedergeschrieben. Das 21. Jhd. stellt uns Stadtplaner, als auch die gesamte Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Die Mobilitätswende und Klimaneutralität werden die Stadt des 21. Jhd. prägen und im Leitbild der „Smart City“ aufgehen.

Was machst Du jetzt beruflich und wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Wie eingangs erwähnt, habe ich nun meine berufliche Heimat beim LRH gefunden. Der Grund ist einfach und simpel, Stadtplaner werden an der BTU als Generalisten ausgebildet, d.h. plastisches Gestalten, Soziologie, Ökonomie, Entwerfen, 3D-Animation, Recht, Geschichte und Holzbau sind nur einige Bestandteile des Studiums. Die späteren beruflichen Tätigkeiten im Planungsbüro oder einer Verwaltung waren deutlich stärker fokussiert, was normal und richtig ist. Der LRH bietet mir jedoch die Möglichkeit, in allen Bereichen der öffentlichen Bauverwaltungen zu arbeiten, vom Hoch-, Tief- bis Wasserbau. Das Prüfungsrecht erstreckt sich über alle Bauvorhaben des Landes bzw. von Landesbeteiligungen, so z.B. vom Deichbau, Straßenbau bis hin zu Feuerwehren oder Wasserwanderplätzen. Kurzum, sobald Landesmittel in eine bauliche Umsetzung münden bin ich prinzipiell an Bord. Hier sind Generalisten gefragt, da jedes Prüfungsthema speziell und eigen ist und einer individuellen Einarbeitung bedarf, Abwechslung pur. Ziel einer Prüfung ist ein Bericht an die zu prüfende Stelle (Ministerien oder Landesbehörden). Der Bericht beinhaltet Feststellungen, die während der Prüfung erhoben wurden. Dies sind meist Schwachstellen im Verwaltungshandeln, der baulichen Umsetzung oder der unwirtschaftliche Mitteleinsatz. Kurzum, ich prüfe ob unsere Steuergelder bestmöglich „verbaut“ werden. Wenn nicht, kann man dies im Jahresbericht des LRH nachlesen. Andere bzw. weitere öffentlich wirksame Formate sind u.a. „Das Schwarzbuch“ vom Bund der Steuerzahler Deutschland e. V. oder das TV Format „Mario Barth deckt auf“.

Du interessierst Dich seit langem für Wirtschafts- und Börsenthemen, wie kam es dazu?
Die Keimzelle setzte mein Vater Anfang der 90’er Jahre. Einmal im Jahr fuhren wir nach Berlin, zum Jahresbericht eines Finanzdienstleisters, der die private Altersvorsorge und den Vermögensaufbau betreute. Es war nicht der tollste Tag eines 7-Jährigen, aber das Wissen um die Finanzmärkte und deren Produkte war somit für mich bekannt. Das nächste „Level“ habe ich erst viele Jahre später erreicht, mit der Entscheidung meine private Altersvorsorge und Vermögensaufbau selbst und aktiv zu gestalten. Türöffner dafür war der Börsenclub Cottbus e.V. Die jahrzehntelange Erfahrung und das Wissen der Mitglieder befruchten und prägen mich Tag für Tag und helfen so eigenständige, eigenverantwortliche und nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen.

Du hältst am Zentralcampus regelmäßig Vorträge, unter anderem zum BVH-Börsenführerschein, für wen sind die Vorträge gedacht und was ist dieser Führerschein überhaupt?
Die Vorträge sind in erster Linie für Interessierte, Neulinge und Anfänger konzipiert. Sie können das Eis zwischen „Damit sollte ich mich mal befassen.“ und „Jetzt fang ich an!“ brechen. Erfahrungsgemäß sprechen wir damit die Altersgruppen ab 20 bis 70 an. Deren Motivation ist gleich, jedoch können die Ziele differieren.

Der Börsenführerschein wurde vom Dachverband aller deutschsprachigen Börsenvereine ins Leben gerufen, dem BVH. Der Börsenführerschein soll einen ersten Einblick in die Thematik Börse, Aktien und deren Funktionsweise sowie handelbare Finanzprodukte geben. Er folgt einer klaren thematischen Struktur. Es geht darum ein tieferes Bewusstsein zum Thema Vermögensaufbau und ein Rüstzeug in diesem Bereich zu vermitteln. Man kann zusätzlich den erfolgreichen Abschluss eines bundeseinheitlichen Zertifikates erlangen, dies ist vor allem für Studierende interessant.

Knapp 12,4 Millionen Deutsche sind am Aktienmarkt engagiert. Die Zahl ist gerade während Corona massiv gestiegen. Was sind deine Tipps, gerade für Studierende, die anfangen wollen, sich mit der Thematik zu beschäftigen?
Corona hat geradezu einen Boom bei den privaten Anlegern ausgelöst. Neobroker sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Gerade solche Phasen bergen für private Anleger große Gefahren, zuletzt haben wir solche Phase um die 2000’er gesehen, im Segment „Neuer Markt“. Damals hat gefühlt jeder und sogar „Nachbars Lumpi“ dort investiert. Das böse Erwachen kam mit dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase. Dieser Crash hinterließ bei einer gesamten Anlegergeneration eine bis heute anhaltende Skepsis gegenüber den Finanzmärkten. Aber genau darum geht es u.a. im Börsenführerschein, die Risiken und Nebenwirkungen zu erfahren. Das kleine Einmaleins für Privatanleger sozusagen. Hier hilft und hier half auch mir ganz entscheidend der Börsenclub Cottbus. In den regelmäßig stattfindenden Börsenabenden tauschen wir uns aus und bringen uns gegenseitig über relevante Themen auf den aktuellen Stand. So wächst man vom Anfänger bis zu den Zielen die man individuell verfolgt, ähnlich wie im Sportverein. In diesem Sinne „trainieren“ wir alle geraden Wochen um 19:15 Uhr im BTU Hauptgebäude, Raum 0.16. Alle aktuellen Termine findet ihr unter: https://www.boersenclub-cottbus.de/index.php/veranstaltungen/jahreskalender

Kontakt

Daniel Ebert
Stabsstelle Friend- and Fundraising; Alumni
T +49 (0) 355 69-2420
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