Interview mit BTU Alumnus Nelson Barbosa (Environmental and Resource Management)

"Seitdem ich 15 Jahre alt bin, bin ich von der deutschen Kultur und den deutschen Philosophen begeistert."

Nelson Barbosa kam aus Kolumbien nach Cottbus, um den Master Environmental and Resource Management (ERM) an der BTU zu studieren. Neben den Energiethemen, gefiel ihm vor allem die Internationalität des Studiums. Er selbst hat auch viel zur Internationalität an der BTU beigetragen und einen spanischen Campus- und Stadtrundgang für den BTU Cottbus-Senftenberg YouTube Channel moderiert und lateinamerikanischen Studierenden bei der Praktikumssuche geholfen. Daneben hatte er noch viele Online Nebenjobs während der Pandemie gehabt, die auch mit seinem internationalen Hintergrund zu tun haben. So hat er bei der Inter-American Accreditation Cooperation als Unterstützung des exekutiven Sekretärs gearbeitet , für die Industrie- und Handelskammer Cottbus Azubis beraten, die ins Ausland wollen und als Englisch- und Nachhilfelehrer gearbeitet. Trotz der Vielzahl an Nebenjobs hat er sein Studium fast in der Regelzeit nun erfolgreich beenden können.

Hallo Nelson, wie bist auf das ERM Studium und auf die BTU gekommen?
Seitdem ich 15 Jahre alt bin, bin ich von der deutschen Kultur und den deutschen Philosophen begeistert. Ich habe mit Hermann Hesse angefangen und als Jugendlicher habe ich mich mit vielen deutschen Autoren beschäftigt. Die deutsche Mentalität und Kultur sind mir hängengeblieben. Ich wollte unbedingt mit eigenen Augen sehen wie die Gesellschaft funktioniert. Im Jahr 2010 habe ich mit meinem Studium Umweltingenieurwesen angefangen. Damals war mir klar, dass Deutschland Vorreiter in Umweltthemen war. Im Jahr 2015 konnte ich nach einem Jahr Arbeiten und Sparen 20 Tage in Deutschland verbringen. Während meines Besuchs habe ich mir die großen Universitäten angeguckt, TU München, TU Berlin, Uni Freiburg, Uni Hamburg und festgestellt, dass ich mir gut vorstellen kann, einen Management Master in so einer Universität zu absolvieren.

Als Kolumbianer nach Deutschland zu kommen ist gar nicht so leicht. Ich musste viel machen, um die Voraussetzungen zu erfüllen. Meine Eltern konnten mich leider nicht finanziell unterstützen. Dann habe ich mein eigenes Business als Englischlehrer aufgebaut, denn man verdient so wenig als Ingenieur in Kolumbien, dass ich mir etwas überlegen musste. Ich musste viele Tätigkeiten zeitgleich ausüben, um das Geld für die Visumbeantragung zu sammeln. Zwei Jahre hat es gedauert, bis ich das Geld zusammen hatte. Es war viel Arbeit, aber es war auch mit großartigen Erfahrungen verbunden und  persönlicher Entwicklung. Im Jahr 2018 habe ich mich für verschiedene Universitäten beworben und mich für Cottbus entschieden wegen des guten Rufes und Programms.

Du hast während der Pandemie extrem viele Nebenjobs gemacht, was hast Du aus den Erfahrungen für Dich gelernt?
Meine größte Lehre aus den verschiedenen Nebenjobs ist es, dass die Grenzen eines Menschen immer erweitert werden können, bis man sie nicht mehr sehen kann. Die innere Einstellung spielt eine große Rolle dabei, denn wenn man glaubt, dass man es nicht schafft, dann schafft man es tatsächlich nicht, aber wenn man glaubt, dass man es schafft, dann ist fast alles möglich. Logischerweise muss man sich große Mühe geben und auch viele Kompromissen eingehen, aber wenn das Ziel klar ist, lohnt es sich. Ich habe auch mit meinen Nebentätigkeiten Disziplin und Zeitmanagement gelernt, was sehr wichtig für den Arbeitsmarkt ist. Jetzt als Arbeitnehmer fehlt mir diese Hektik ein bisschen. Deswegen habe ich mich entschlossen, weiter als Nachhilfelehrer und als Betreuer von lateinamerikanischen Studierenden zu arbeiten. Mir macht es großen Spaß andere Leute zu unterstützen und zu motivieren.

Du hast nach deinem Studium einen regionalen Arbeitgeber gefunden, was machst Du jetzt genau beruflich?
Ich arbeite jetzt bei einem Projektentwickler für Windkraftanlagen. Wir planen Anlagen im Land Brandenburg. Der Job ist sehr komplex. Die Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um eine Windkraftanlage zu errichten sind sehr vielfältig. Wir wollen CO2-freien Strom erzeugen, aber dabei wollen wir nicht die Umwelt oder die Lebensqualität der Kommunen und Gemeinden verschlechtern. Dafür müssen wir alle Faktoren vor Ort berücksichtigen, dazu zählen z.B. Avifauna, Fledermäuse, Geräuschemissionen oder Schattenwurf.

Hast Du Tipps für internationale Studierende für die regionale Jobsuche?
Der deutsche Arbeitsmarkt ist nicht nur für Ausländer, sondern auch für Deutsche, die bei den großen Firmen arbeiten möchten, sehr anspruchsvoll. Schließlich ist Deutschland dafür bekannt, eine Leistungsgesellschafft zu sein. Eine wichtige Voraussetzung, die gerne von den internationalen Studierenden vergessen wird, um in den deutschen Arbeitsmarkt zu kommen, ist eine sehr gute Sprachkenntnisse. Deutsche Arbeitgeber schätzen es sehr wert, wenn man über ein hohes Sprachniveau verfügt. Das ist aber nicht alles, man muss auch den Bewerbungsprozess verstehen. Das ist in jedem Land anders. Zum Glück gibt es dazu viele Online Portale, wo man sich gut informieren kann für eine erfolgreiche Bewerbung. In Deutschland werden immer viele Fachkräfte gesucht. Laut dem Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz fehlen vor allem viele akademische Fachkräfte in den Bereiche Medizin und Ingenieurwesen. Davon können viele Studierende profitieren, die hier in Deutschland arbeiten wollen.

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