Interview mit BTU Alumnus Simon Göß (Environmental and Resource Management)

"Wer was gegen die Klimakrise tun will, muss sie verstehen."

Simon Göß hat Environmental and Resource Management an der BTU und Sustainable Energy Technology an der TU Delft studiert. Er hat unter anderem am SCUT/TU Delft Research Centre on Urban Systems & Environment als wissenschaftlicher Mitarbeiter und bei Energy Brainpool als Energiemarktexperte gearbeitet. Aktuell ist er selbstständiger Berater und Trainer zu Themen rund um Nachhaltigkeit, Energiepolitik und -märkte sowie Klimaschutz. Simon ist Mitgründer von cr.hub, einem Klima-Netzwerk und Startup im Bereich Emissionsmärkte, Negativemissionen und Net-Zero-Klimastrategien. Für den Kurs „klimafit – Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“, der ab dem 17. März 2022 an der Volkshochschule startet, ist er der Kursleiter.

Hallo Simon, wie bist Du auf ERM und das Studium in Cottbus gekommen und wie hat es Dich auf Deinen weiteren Weg vorbereitet?
Nach meinem Abitur in Bayern war mir klar, dass ich noch etwas mehr von Deutschland und der Welt sehen möchte. Dabei war der internationale Bachelor-Studiengang ERM eine sehr gute Möglichkeit beides zu verbinden, also innerhalb von Deutschland in eine neue Stadt zu ziehen, mit internationalen Studierenden zu studieren und ein im Studiengang integriertes Auslandssemester zu machen. Die große Bandbreite an Themen bei ERM haben mir einen guten Überblick über Umweltschutz und wirtschaftliche Zusammenhänge verschafft. Während des Studiums in Cottbus habe ich mich dann in den letzten Semestern auf Energiethemen spezialisiert und dabei auch einige Kurse aus dem ERM- und dem Power Engineering-Master belegt. Meine internationalen Erfahrungen durch das Studium an der BTU haben mir sicherlich geholfen ein Masterstudium an der hoch anerkannten TU Delft in den Niederlanden zu absolvieren. Dort habe ich mein technisches Know-How mit dem Ingenieurstudium Sustainable Energy Technology weiter vertieft.

Du bist Mitgründer von carboneer, was ist Deine Aufgabe dort und wie kam es zur Gründung?
Seit über vier Jahren also noch während meiner Zeit als Angestellter war mir klar, dass ich mich gerne selbstständig machen möchte. Der Zeitpunkt hat Mitte 2021 gut gepasst und zusammen mit einigen Mitstreitern haben wir zuerst den cr.hub als Netzwerk für den Klimaschutz zum Thema Carbon Removal gegründet. Derzeit befinden wir uns im Umbau des Netzwerks in ein Klima-Startup mit dem Themenfokus auf Emissionsmärkte, Negativemissionen und Net-Zero-Klimastrategien für Unternehmen. Unsere Expertise deckt dabei die verpflichtenden CO2-Märkte ab, wie das europäische Emissionshandelssystem und den deutschen nationalen Emissionshandel. Außerdem fokussieren wir uns als eines der ersten Unternehmen in Deutschland auf die sehr neuen Themen Carbon Removal und Negativemissionen. Lösungen zur Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre müssen stark skaliert werden, damit die im Pariser Übereinkommen vereinbarten Klimaziele aber auch die deutschen Klimaziele erreicht werden. Gleichzeitig können Unternehmen Negativemissions-Zertifikate von hochwertigen Projekten nutzen, um Ihre Klimaziele zu erreichen und klimaneutral zu werden ohne Greenwashing zu betreiben. In unserem Unternehmen bin ich verantwortlich für die strategische Entwicklung, den Kontakt zu Unternehmen und dem Negativemissions-Sektor, der sich sehr dynamisch entwickelt. 

Du gibst ab dem 17. März 2022 einen Kurs an der VHS Cottbus zum Thema „klimafit – Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“. Was ist das für ein Kurs und für wen ist er geeignet?
Wer was gegen die Klimakrise tun will, muss sie verstehen. Denn, das Klima verändert sich, auch direkt in Deutschland. Die Teilnehmenden in dem Kurs „klimafit - Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ lernen alles, was sie und auch die Kommunen aktiv tun können und lernen Mitstreiter:innen, Expert:innen und Vertreter:innen aus der Kommune und der Region kennen. Der Kurs findet an sechs Abenden statt, vier davon in Cottbus und zwei davon online. klimafit wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom BMUV aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, ausgestellt vom Helmholtz-Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM), WWF Deutschland und der Universität Hamburg. Der Kurs ist für alle Personen geeignet, die mehr über die Minderung des und die Anpassung an den Klimawandel lernen wollen. Vorwissen ist nicht notwendig und der Kurs richtet sich vor allem an interessierte Laien, aber natürlich können auch Menschen teilnehmen, die in den Bereichen Umwelt, Klima oder Energie tätig sind. Ein Austausch mit der Kommune, regionalen Initiativen und Vertretern aus der Wissenschaft findet ebenfalls statt.

Du hast sowohl Arbeitserfahrungen in der Wissenschaft als auch in der freien Wirtschaft und als Selbstständiger und Gründer. Was würdest Du Studierenden empfehlen, um sich auf die jeweiligen Bereiche mit den unterschiedlichen Anforderungen vorzubereiten?
Nehmt während eures Studiums Möglichkeiten wahr in Kontakt mit unterschiedlichen Initiativen zu kommen. Nutzt eure Zeit auch für Projekte oder Tätigkeiten neben dem reinen Studieren. Das verhilft nicht nur zu praktischen Erfahrungen, sondern auch zu neuen Kontakten. Für mich war der Weg über eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft sehr gut, da ich viel Expertenwissen zum Strom- und Energiesystem, wie auch den Emissionsmärkten sammeln konnte. Mit diesem Know-How war es dann auch leichter den Schritt in die Selbstständigkeit und nun auch in die Unternehmensgründung zu gehen.

Kontakt

Daniel Ebert
Stabsstelle Friend- and Fundraising; Alumni
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
BTU Alumnus Simon Göß