Dreiländereck Tschechien/Slowakei/Österreich vom 19. bis 22. Juli 2008

Die Exkursion führte die Gruppe nach einem exkursionsvorbereitenden Seminar nach Bratislava, Brno und Wien. Den thematischen Mittelpunkt bildete die  Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Reparatur-, Restaurierungs- und Umnutzungsansätzen historischer Bauten und Ensembles. Dabei behandelte das bewusst breit angelegte Spektrum spätmittelalterliche Burg- und Schlossanlagen (Cerveny Kamen in der Slowakei), Klosterkirchen (Mauerbach bei Wien), historische Platzanlagen (Bratislava), barocke Gesamtkunstwerke wie die Jesuitenkirche in Wien, Ikonen der Architekturgeschichte, wie Mies' Haus Tugendhat in Brno, und heiß diskutierte (fast) zeitgenössische Objekte wie die Slowakische Nationalgalerie in Bratislava aus den späten 1960er Jahren gleichberechtigt nebeneinander. Zudem sahen wir etwa Umnutzungen von Industriearchitektur, wie die Gasometer in Wien, und erkundeten ausführlich das Wiener Museumsquartier im Zentrum der Stadt, eine ehemalige kaiserliche Stallanlage, die nun zu einem neuen Kulturzentrum avancierte.

In zahlreichen Führungen, die jeweils von den baubetreuenden Expertinnen und Experten durchweg kenntnisreich und oft unterhaltsam (hier seien insbesondere Professor Vladimir Slapeta von der Brünner Architekturfakultät sowie Astrid Huber von der Kartause in Mauerbach erwähnt) geleitet wurden, gab es hinlänglich Anregungen und Hinweise, aber auch Stoff für grundsätzliche Fragen der Methodik der Denkmalpflege und für den Umgang mit dem historischen Bestand als Ressource für die Gegenwart. Immer wieder diskutierten wir in den sehr unterschiedlichen Kontexten des Gesehenen Denkmalwerte und die Frage nach dem „sensiblen Umgang“ mit dem Bestand. Grundsatzdiskussionen über die Unmöglichkeit des Generalisierens im Umgang mit den baulichen Zeugnissen der Vergangenheit und über die Individualität des Bauwerks und die daraus resultierenden Anforderungen an dessen Behandlung wirkten bereichernd, hinterfragten sie doch immer wieder vorschnelle Urteile und vermeintlich einleuchtende Pauschallösungen.

Neben dem offziellen Programm blieb hinreichend Zeit, in eigener Initiative die jeweiligen Städte zu erkunden (mit Ausnahme von Brno, was ein wenig schade war). Was für Exkursionen grundsätzlich gilt, bekamen wir auch dieses Mal wieder zu spüren: Wie immer hätte es noch viel mehr zu entdecken, zu diskutieren und zu genießen gegeben, doch konnte die Reise lediglich als Anregung für zukünftige Unternehmungen und weitere Erfahrungshorizonte dienen. Dafür aber gab sie genügend Anlass.

Dr. phil. Axel Klausmeier