Aus der Welt an die BTU

Etwa 24 Prozent der Studierenden an der BTU stammen aus einem anderen Land. BTU News sprach mit drei angehenden Akademikern, die zum Studium oder Promovieren im Bereich Maschinenbau an die BTU gekommen sind. Ihr Resümee fällt durchweg positiv aus.

Läuft man über die Konrad-Wachsmann-Allee, schnappt man beinahe Meter für Meter eine andere Sprache auf. Hier Englisch, dort Spanisch, weiter hinten  Polnisch, dazwischen ein paar Wörter auf Deutsch und dann wieder Chinesisch. Die BTU Cottbus-Senftenberg versprüht internationalen Flair, sie ist bunt. Das merken auch die Gäste aus der Ferne und wissen es zu schätzen. Deutschlandweit ist jeder achte Studierende Ausländer. In Cottbus sind es sogar noch mehr: fast jeder vierte Studierende an der BTU stammt aus dem Ausland. Jüngst hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung bekannt gegeben, dass 2017 an deutschen Hochschulen zum ersten Mal mehr als 355.000 ausländische Studierende eingeschrieben sind. Damit wird die von Hochschulen und Politik für 2020 gesteckte Zielmarke von 350.000 schon jetzt übertroffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zählt Deutschland weltweit nach den USA, Großbritannien, Australien und Frankreich zu den beliebtesten Zielländern für internationale Studierende.

Eine von ihnen ist Asma Msalmi aus Sousse, Tunesien. Seit März schreibt sie an der BTU ihre Bachelor-Arbeit mit dem Titel »System-Sicherheits-Analyse eines neuartigen Akustikliner-Konzepts für die Luftfahrttechnische Anwendung« am Fachgebiet Flug-Triebwerksdesign von Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler. Maschinenbau ist noch immer eigentlich eher eine Männerdomäne, sowohl in ihrer Heimat als auch hier in Deutschland, doch für die ehrgeizige Studentin ist es ihr Traumstudiengang. Der Grundstein dafür wurde wohl schon früh gelegt, denn sie kommt aus einer richtigen Maschinenbau-Familie: ihre Eltern sind Professoren für Maschinenbau an ihrer Heimatuniversität in Sousse und ihr Bruder studiert dieses Fach seit drei Jahren in Stuttgart. Für Triebwerkstechnik habe sich die Tunesierin schon immer interessiert, da fiel die Entscheidung für die BTU sehr schnell, denn ein wichtiger Punkt bei ihrer Wahl war die enge Kooperation des Fachgebiets mit Rolls Royce.

Mit gerade einmal 25 Jahren weiß Asma Msalmi schon ganz genau, was sie will: »Im Oktober möchte ich an der BTU meinen Master machen. Nach erfolgreichem Abschluss würde ich dann gern in Deutschland bleiben und bei Rolls Royce arbeiten. In meinem Heimatland sind die Berufsaussichten für Maschinenbauer eher schlecht – es gibt kaum Arbeit und das Gehalt ist niedrig.« Um ihr Ziel zu erreichen, arbeitet sie hart. So verbringt sie viel Zeit in der Bibliothek oder beim Schreiben ihrer Bachelor-Arbeit im Büro am Lehrstuhl. Außerdem geht sie zwei Mal in der Woche zum Deutschkurs, denn ihre Thesis verfasst sie in der Landessprache. Mit den Bedingungen im Maschinenbau-Studium ist sie rundum zufrieden. »Es gefällt mir hier sehr gut, insbesondere die Qualität der Lehre. Auch dass es eine kleine Uni ist und die Dozenten sich Zeit für die Studierenden nehmen, ist ein großer Vorteil – gerade im Vergleich zu den Berliner  Universitäten«, schwärmt Asma Msalmi. Cottbus erlebt sie als eine schöne Stadt. Ruhig und beschaulich. Die Menschen sind freundlich zu ihr und sie hat bereits viele neue Freunde aus aller Herren Länder gefunden. »Das ist bisher eine der schönsten Erfahrungen in meinem Leben.«

Auch wer sein Studium bereits abgeschlossen hat und nun einen Doktortitel  anstrebt, ist an der BTU Cottbus–Senftenberg gut aufgehoben: Chetan Kumar Sain aus Indien und Luis Costero Sánchez aus Spanien promovieren beide am Lehrstuhl Flug-Triebwerksdesign von Professor Höschler.

Chetan Kumar Sain zog es bereits vor zwölf Jahren nach Deutschland. Während seines Maschinenbau-Studiums hörte er Vorträge über Flugzeugtriebwerke von BTU-Professoren und war begeistert von der Qualität der Forschungsarbeit an der Lausitzer Universität. Er ließ sich über die Möglichkeiten einer Promotion in Cottbus beraten und ist nun bereits seit vier Jahren als akademischer Mitarbeiter an der BTU beschäftigt. »Ich arbeite an einem EU-Projekt mit, bei welchem ich die Konzepte für variable Düsen an zukünftigen Turbofan-Triebwerken für große Flugzeuge entwickle. Als Maschinenbau-Ingenieur entwerfe ich 3D-modellierte Konzepte und führe die Leistungsberechnungen am gesamten Triebwerk mit Hilfe von Strömungs- und Strukturanalysen durch. Aus vielen selbst entwickelten Konzepten habe ich bisher eins patentieren lassen und ein zweites Patent wird noch dieses Jahr angemeldet. Die Entwicklung von variablen Düsen für große Triebwerke ist auch das Thema meiner Dissertation«, berichtet er über seine Arbeit.

Dennoch hat sich Chetan Kumar Sain nach sechs Jahren in Berlin nicht nur wegen der hervorragenden Forschungsbedingungen für die BTU entschieden, sondern auch wegen und für Cottbus. Er hat eine familienfreundliche Stadt im Grünen vorgefunden, die alle Annehmlichkeiten für eine junge Familie bietet, ohne dem Stress einer Großstadt ausgesetzt zu sein. »Mein Tag beginnt mit dem Frühstuck mit meinem dreijährigen Sohn, bei dem wir uns viel Zeit nehmen und nebenbei die Sesamstraße schauen. Dann machen wir uns für den Kindergarten und die Arbeit startklar. Mit dem Helm auf dem Kopf und mit kleinen Schritten auf dem Laufrad erreichen wir in nur zehn Minuten die Kita, wo mein Sohn von mir Abschied nimmt und in die Kindermenge verschwindet«, erzählt der Familienvater. Seine Frau und er freuen sich über ihre tolle Nachbarschaft und sind glücklich in Cottbus.

Seit letztem Jahr gehört auch Luis Costero Sánchez aus Madrid zum Team von Professor Höschler. Der Spanier schätzt die Zusammenarbeit des Fachgebiets mit Rolls Royce und ist dankbar für die Möglichkeit, an der BTU promovieren zu können, obwohl er sein zweites Studium an einer Fachhochschule (Beuth Hochschule für Technik Berlin) absolviert hat. Im Rahmen seiner Doktorarbeit beschäftigt er sich mit der Integration von Wärmetauschern. »Hauptsächlich arbeite ich am Rechner, da ich viele Simulationen durchführen muss, um herauszufinden, ob die generierten Konzepte wie geplant funktionieren. Dabei ist der Austausch mit den Kollegen ganz wichtig, denn auf diese Weise bekommt man ständig neuen Input«, erklärt Luis Costero Sánchez. Nachmittags nutzt er das umfangreiche Sportangebot der BTU und probiert jedes Semester etwas Neues aus. Hinter Badminton, Schwimmen, Wirbelsäulengymnastik und Yoga kann er schon einen Haken setzen. Am Wochenende ist er dann ganz für seine Familie da – Frau und Kinder wohnen in Berlin und so pendelt er. Die gute Bahnverbindung von Cottbus in die Hauptstadt kommt ihm sehr gelegen. Und die Zukunftspläne? Eine Anstellung im Berliner Umland in einem Unternehmen, in dem die Mitarbeiter engagiert ihre Ziele verfolgen, in der Teamwork an oberster Stelle steht und alle gemeinsam in die gleiche Richtung gehen, wäre sein Traum. Die gleichen Grundsätze gelten für ihn auch beim Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit. »Institutionen und Bürger müssen zusammenarbeiten und sich rassistischem Gedankengut entgegenstellen. Ich selbst nehme auch an Demonstrationen gegen Rechts teil und begrüße es sehr, dass die Uni diese ankündigt und unterstützt.«

 

Dieser Artikel ist auch in der BTU News Ausgabe 49 von September 2017 zu finden