Kommunale Entwicklungsplanung Kalesija

Ein Kooperationsprojekt zwischen der Gemeinde Kalesija, Bosnien Herzegowina und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, Deutschland

Die Gemeinde Kalesija, Bosnien-Herzegowina, Tuzla-Kanton und die Lehrstühle für Städtebau und Entwerfen, Prof. H. Nagler und Stadttechnik, Prof. M. Koziol der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU), Deutschland haben im Mai 2000 die Aufnahme eines kooperativen Verfahrens zur kommunalen Entwicklungsplanung in Kalesija verabredet.

Die Kooperation verfolgt drei übergeordnete Ziele:

  1. Fachliche Unterstützung bei der Entwicklung von Strukturen und Instrumenten der kommunalen Planungshoheit
  2. Hilfestellung bei dem Ausbau und der Sicherung einer zukunftsfähigen technischen Infrastruktur
  3. Aufbau eines Netzwerkes zum Erfahrungsaustausches zwischen der Gemeinde und brandenburgischen Kommunen und anderen Organisationen

Raumentwicklungskonzept Kalesija

Die gemeinsame Erarbeitung des zukünftigen Raumentwicklungskonzept für die Gemeinde Kalesija befindet sich derzeit, mit der der Bestandsaufnahme, in der ersten Bearbeitungsphase.

Ziel ist die Erarbeitung eines tragfähigen Entwurfes zum Raumentwicklungskonzept. Das Konzept soll die Grundlage für notwendige Entscheidungen zur Lokalisierung von Gewerbestandorten, Planung und Sicherung der Ver- und Entsorgung, Abstimmung der Wohnbauentwicklung und zur Prioritätensetzung im kommunalen Haushalt liefern.

Darüber hinaus werden strategische Aussagen zur Umsetzung entwicklungspolitischer Ziele der Gemeinde erarbeitet.

Über den praktischen Nutzen hinaus, soll mit der gemeinsamen Bearbeitung durch Mitarbeiter der Kommunalverwaltung Kalesija und der BTU Cottbus ein direkter Erfahrungsaustausch ermöglicht werden und Hilfestellung bei dem Aufbau einer eigenständig planenden Verwaltung sowie der Implementierung vorausschauender Planung geleistet werden.

Hintergrundinformationen

Die Gemeinde Kalesija liegt im Nordosten von Bosnien-Herzegowina, 30 Kilometer südöstlich der Stadt Tuzla, im Tuzla-Kanton. Vor dem Krieg von 1992 bis 1995 hatte die Gemeinde eine Fläche von 272 qkm und eine Bevölkerung von ca. 42.000 Personen. Durch den Friedensvertrag von Dayton wurde die Gemeinde entlang der Konfrontationslinie geteilt. Heute hat die Gemeinde eine Größe von ca. 200 qkm und ca. 35.000 Einwohner. Kalesija ist vorwiegend ländlich strukturiert, mit einer Bevölkerungsdichte von 188 Personen pro qkm. Neben dem Hauptort der Gemeinde Kalesija Grad (2.500 EW), der zentralörtliche Funktionen übernimmt, ist die Gemeinde in 20 Ortsteile mit 1.000 bis zu 5.000 Einwohnern aufgeteilt.

Nachdem die erste Wiederaufbauphase nach dem Krieg abgeschlossen ist, der vor allem in der Wohnbausubstanz erhebliche Schäden verursachte, will die Gemeinde offensiv ihre kommunale Entwicklung in die Hand nehmen. Neben den Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung bedürfen vor allem die Fragen des Ausbaus der städtebaulichen Infrastruktur, die Steuerung der Bautätigkeit und die Abstimmung der Entwicklung zwischen den einzelnen Ortsteilen eine Klärung.

Ähnlich wie die Kommunen in den Neuen Bundesländern 1990 steht die Gemeinde zu dem vor der Aufgabe ihren gesamten Verwaltungs- und Planungsapparat neu zu organisieren. Erst jetzt werden die Umstrukturierungsprozesse wirksam, die der Übergang von einer zentralistisch organisierten Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft mit größerer lokaler Autonomie kennzeichnen. Da sich der Staat und alle anderen übergeordneten Behörden und Verwaltungsebenen, wie auch die rechtlichen Grundlagen, ebenfalls noch im Um- und Aufbauprozess befinden, sind die Rahmenbedingungen der kommunalen Entwicklung sehr kompliziert.

Um die vielfältigen Aufgaben zu meistern, hat sich die Gemeinde entschlossen in einem "joint venture" eine Agentur für Entwicklung und Raumordnung einzurichten, die in Zusammenarbeit mit ausländischen und inländischen Partnern einen Beitrag für die weitere Entwicklung der Gemeinde leisten soll.

Die beiden oben genannten Lehrstühle der BTU Cottbus sind in diese Aktivitäten als informeller Kooperationspartner eingebunden. Ziel dieser Kooperation ist es, Unterstützung bei der Erstellung von kommunalen Planwerken zu leisten, bei dem Aufbau der Umsetzungsstrukturen zu beraten und einen Erfahrungsaustausch mit Kommunen und Ämtern im Land Brandenburg herzustellen. Ziel des Erfahrungsaustausches als auch der Beratungstätigkeit ist es nicht, Erfahrungen und Instrumente zu übertragen, sondern über das Kennen lernen von Instrumenten und Strategien der kommunalen Entwicklung in Deutschland Anregungen für angepasste Strategien in Kalesija zu geben.

Bisherige Aktivitäten im Rahmen der Kooperation

Im Rahmen dieser Kooperation haben bislang drei Veranstaltungen in Berlin/Cottbus und in Kalesija stattgefunden.

Auftaktveranstaltung

Besuch der Gruppe BTU Cottbus in Kalesija vom 17. Mai bis 21. Mai 2000 mit dem Ziel:

  • Definition der Problemstellung
  • Kennen lernen des Gemeindegebietes
  • Austausch mit den Fachleuten der Verwaltung
  • Diskussion möglicher Kooperationen

Fachgespräch

mit Vertretern der Gemeinde Kalesija in Berlin im Juli 2000 zum Thema:

  • Verwaltungsaufbau
  • Finanzierungsmöglichkeiten städtebaulicher Projekte (ppp)
  • Vorbereitung des nächsten Besuchs

Transferveranstaltung

mit Vertretern der Gemeinde Kalesija in Cottbus vom 16. bis 21. Oktober 2000 zu den Themen:

  • Rundfahrt innerstädtische Entwicklungs- und Sanierungsgebiete
  • Treffen mit Vertretern brandenburgischer Kommunen, Erfahrungsaustausch zum Verwaltungsaufbau, Gemeindegliederung und Entwicklungsplanung
  • Treffen mit kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften
  • Diskussion zum Aufbau der Planungsinstrumente

Aktueller Stand

Das Kooperationsrojekt befasst sich in der gegenwärtigen Phase (9/2001) mit vorbereitenden Untersuchungen zur Raumentwicklungskonzeption mit den Schwerpunkten:

  • Bau- und Nutzungs- Freiflächenstruktur
  • Aufnahme der technische Infrastrukturausstattung, Benennung der Defizite
  • kommunaler und sozialer Infrastrukturbedarf
  • Wohnungsbaubedarf und Entwicklung
  • Gewerbeflächenentwicklung
  • Naturräumlich und wasserwirtschaftlich sensible Bereiche
  • Denkmalwerter Objekte

Für die gemeinsame Bearbeitung der Bestandsaufnahme arbeiten im September 2001 Mitarbeiter der BTU Cottbus vor Ort in Kalesija. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Erarbeitung der Raumeentwicklungskonzeption.

Ergebnisbericht - Städtebauliche Entwicklung der Gemeinde Kalesija

Als Ergebnis des ersten Besuches im Mai 2000 der Vertreter der BTU Cottbus in Kalesija wurde seitens der BTU Cottbus ein Ergebnisbericht - Städtebauliche Entwicklung der Gemeinde Kalesija - verfasst und dem Bürgermeister zur Verfügung gestellt. Der Bericht ist das Ergebnis der Gespräche mit den Akteuren vor Ort und spiegelt den gewonnenen Erkenntnisstand wieder. Im Sinne der Zielsetzung des Besuches, Kooperationen auszuloten und einen Informationsaustausch herzustellen, stellt er einen ersten Überblick über mögliche Handlungs- und Aufgabenfelder zur zukünftigen städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde dar.

Weitere Schritte

Für die Zukunft wurde eine kontinuierliche Begleitung des anlaufenden Planungsprozesses verabredet. Die Verabredung sieht den Aufbau einer festen Kooperationsstruktur vor, die den oben dargelegten Erfahrungsaustausch für die städtebaulichen, stadttechnischen und planerischen Zukunftsaufgaben in Kalesija umsetzen soll.

Kontaktadresse

BTU Cottbus
Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen
Prof. Heinz Nagler
Konrad-Wachsmann-Allee 4
03046 Cottbus

Frank Schwartze, W.A.
T +49 (0) 355 69 3101
F +49 (0) 355 69 3907
H +49 (0) 171 5045 142
frank.schwartze(at)b-tu.de