Nachhaltige Produktion von Biomasse

Neues EU-Projekt bündelt internationale Expertise

Weltweit verschärft sich der Druck auf ackerbaulich nutzbare Flächen. Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt Nahrung, nachwachsende RohstoffŸe und Energie. Gleichzeitig soll der Ausstoß des umweltbelastenden Treibhausgases Kohlendioxid aus fossilen Energieträgern deutlich zu reduziert werden. Auch deshalb nimmt die Bedeutung alternativer, nachwachsender Energieträger stetig zu. Ackerflächen für deren Anbau zu nutzen, wie zum Beispiel Raps und Mais in Deutschland und Ölpalmen in tropischen Regionen, führt jedoch dazu, dass die Anbaufläche nicht mehr für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden kann. Auch die Art und Weise, wie und in welchem Umfang Nutzpflanzen angebaut werden und Biomasse aus bestehenden Wäldern und Grünflächen entzogen wird, hat maßgeblichen Einfluss auf globale Ökosysteme: Ihre Funktionen, wie die Regulation des Klimas, die Biodiversität, die Regenerationsfähigkeit und die Bodenfruchtbarkeit sind in Gefahr.

Um die Erzeugung nachwachsender RohstoŸffe zur Energiegewinnung gewährleisten zu können, arbeiten Experten der BTU Cottbus–Senftenberg gemeinsam mit acht internationalen Partnern im Verbundprojekt "SEEMLA" an der Nutzung von Standorten, die bisher kaum in Betracht gezogen wurden. Die Europäische Union fördert das Projekt im Rahmenprogramm Horizon 2020 mit insgesamt 1,6 Mio. Euro.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Freese untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der BTU die Nutzung von Grenzertragsstandorten für die Produktion von Biomasse. Diese marginalen Standorte zeichnen sich insbesondere durch eine deutlich verminderte Bodenfruchtbarkeit aus. Die wiederum entsteht unter anderem durch bergbauliche EingriŸffe, wie beispielsweise in der Lausitz oder auf Ackerflächen, die infolge einer Übernutzung ihren fruchtbaren Boden verloren haben. Insbesondere diese durch den Menschen beeinflussten Standorte sind für die traditionelle, auf die Nahrungsmittelproduktion ausgerichtete Landwirtschaft oftmals wenig ertragreich. Für den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung ist die BodenbeschaffŸenheit hingegen ausreichend. Aufgabe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Dirk Freese, Dr. Werner Gerwin und Dr. Frank Repmann ist es herauszufinden, wie und in welchem Umfang die Bodenfruchtbarkeit auf diesen marginalen Standorten durch die Produktion von Biomasse beeinflusst werden kann. Auf den Lausitzer Versuchsstandorten ist es vor allem die Robinie, die als stickstoffŸ-fixierende "Pionier-Baumart" mit den teilweise schwierigen Bodenverhältnissen zurechtkommen kann. Andere geeignete, schnell wachsende Bäume sind Weidenarten, die unter anderem auf den Versuchsflächen in der Ukraine zum Einsatz kommen sollen.

Das neu gegründete Zentrum für Nachhaltige Landschaftsentwicklung an der BTU ist ein Mitglied des Verbundkonsortiums, das aus insgesamt acht Partner-Institutionen aus vier europäischen Nationen besteht.