Erste erfolgreich abgeschlossene Cotutelle-Promotion an der BTU Der Grundstein für eine internationale Karriere in der Wissenschaft


Gabriel Maltese Meletti de Oliveira aus Brasilien promovierte gleich an zwei Universitäten: der BTU Cottbus–Senftenberg und der Université Aix-Marseille in Frankreich. Ermöglicht hat ihm dies eine besondere Art der Promotion.

Wer in zwei Ländern promoviert, darf auch zwei Titel tragen: in Deutschland eher minimalistisch "Doktor der Ingenieurwissenschaften" und in Frankreich etwas ausführlicher "Docteur en Sciences pour l'Ingénieur – spécialité Mécanique et physique des fluides". Im März 2021 hat Dr.-Ing. Gabriel Meletti de Oliveira erfolgreich seine Promotion im Fachgebiet Aerodynamik und Strömungslehre beenden. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Uwe Harlander. Die Promotion trägt den Titel „High-performance computing and laboratory experiments on strato-rotational instabilities“ und beschäftigt sich mit der Strömungsmechanik von astronomischen Rotationsscheiben. In seinen experimentellen Untersuchungen und numerischen Simulationen bedient sich Dr.-Ing. Meletti de Oliveira der Theorie der Strato-Rotations-Instabilitäten (SRI) zum Drehimpulstransport in einer geschichteten Taylor-Couette-Strömung.

Cotutelle als Sprungbrett

Aktuell hat Gabriel Meletti de Oliveira eine Postdoc-Stelle an der Universität von Campinas (UNICAMP) in Sao Paulo, Brasilien, inne. Sein Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Universität und der brasilianischen Ölgesellschaft Petrobras. „Meine Aufgabe ist es, zu untersuchen, wie Turbulenzmerkmale durch geschichtete Mehrphasenströmungen in Rohren und Kanälen beeinflusst werden“, erklärt er den Schwerpunkt seiner Arbeit. Doch wie Prof. Dr.-Ing. Harlander zu berichten weiß, wird er zeitnah nach Frankreich zurückkehren, in das Partnerland seiner binationalen Cotutelle-Promotion: „Herr Meletti arbeitet derzeit als Postdoc in Brasilien, hat nun aber ein Postdoc-Angebot von der Université Lyon – eine der besten Adressen für experimentelle Fluid-Mechanik in Europa. Der Cotutelle-Abschluss war bei seiner Bewerbung sicher mit ausschlaggebend für die Zusage.“

Hintergrund

Cotutelle de Thèse (franz. co-tut elle, „mit ihr zusammen schreiben“) ist eine besondere Art der Promotion, bei der Promovierende an zwei Hochschulen forschen und betreut werden. Dabei ist ein mindestens 12-monatiger Aufenthalt an der Partneruniversität vorgesehen. Um dies zu realisieren, wird möglichst früh in der Promotionsphase eine individuelle Cotutelle-Vereinbarung geschlossen, die die Details regelt. Das Promotionsverfahren endet mit der Einreichung einer Dissertation und einer mündlichen Prüfung. Bei erfolgreichem Bestehen wird ein Doktorgrad von zwei Hochschulen verliehen, der in beiden Ländern in der jeweils gültigen Form getragen werden darf.

Die Vorteile einer Cotutelle-Promotion sind vielfältig: Das Forschungsvorhaben ist wissenschaftlich an zwei Länder angebunden und basiert auf der Expertise der beiden beteiligten Hochschulen. Zudem können die Promovierenden ihre Sprachfertigkeiten und ihr Wissen zur Kultur des jeweils anderen Landes ausbauen. Der deutlich höherer administrative und organisatorische Aufwand bei dieser Art Promotion schafft jedoch sehr gute Voraussetzungen für eine internationale Karriere.

Aktuell hat die BTU acht weitere individuelle Cotutelle-Vereinbarungen unterzeichnet sowie zwei Rahmenvereinbarungen mit den Universitäten Moscow Power Engineering Institute und der Deakin University Melbourne getroffen.