Jugendarbeit im Umgang mit Rechtsextremismus seit den 1990er Jahren - Eine Analyse der Handlungspraxis verschiedener Akteur*innen

Das Promotionsprojekt möchte herausarbeiten, welche Faktoren aus Perspektive der Sozialen Arbeit zu einer Stärkung der regionalen Demokratieentwicklung beitragen können.

Hierzu wird eine historische Analyse der Jugendsozialarbeit im Raum Cottbus und Süd-Brandenburg der 1990er Jahren erarbeitet. Besonders Augenmerk liegt dabei auf dem AgAG (Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt), das als Bundesprogramm von 1992 - 1996 zur Gewaltprävention bei Jugendlichen in den damaligen neuen Bundesländern immer auch implizit mit Rechtsextremismusprävention verbunden war (u.a. Rommelspacher et. al. 2003: 56 // Burschel et. al 2013 // Mathis Blome; Barbara Manthe 2014: 4). Die Projekte im AgAG waren zentral auf Jugendsozialarbeit und Jugendarbeit ausgerichtet, da neben dem Präventionsaspekt auch der Auf- und Ausbau von Jugendhilfestrukturen in den Regionen zentral war. (Bohn et. al. 1997: 11) Somit ist das AgAG an der Schnittstelle von Sozialer Arbeit und Demokratieförderung zu verorten. Allerding wurden die Erfahrungen aus dem AgAG – abseits  der programmbegleitenden Evaluation und einigen partiellen Projekten – bisher nicht systematisch analysiert. Dabei kann das Wissen der damaligen Zeit eine wichtige Ressource für die heutigen Herausforderungen der Sozialen Arbeit im Umgang mit Rechtsextremismus darstellen. 

In dem Dissertationsprojekt wird eben jenes Wissen von damaligen Akteur*innen aus der Sozialen Arbeit, der Stadtgesellschaft – hier im Besonderen antifaschistische Aktivist*innen – und der Lokalpolitik  anhand von narrativen Interviews erhoben und mit der Methodologie der Dokumentarischen Methode ausgewertet (Nohl 2017).

Das geschieht aus heutiger Perspektive ohne aber die Spezifika der historischen Kontexte zu ignorieren. Die Interpretation des gesamten Materials findet mit Rückgriff auf die aktuellen Erkenntnisse einer kritischen Rechtsextremismusforschung, der Einstellungsforschung, einer kritischen Transformationsforschung in Bezug auf den Systemwechsel 1990 und einer geschlechterreflektierenden und diskriminierungssensiblen Sozialen Arbeit statt.

Zwar fokussiert die Erhebung auf den Raum Südbrandenburg, ist aber darauf ausgelegt, dass die Ergebnisse darüber hinaus Gültigkeit beanspruchen können. Sie sollen einen Beitrag zur Theoriebildung der Sozialer Arbeit leisten und eine Grundlage für die Entwicklung neuer Methoden und Konzepte zur Demokratiestärkung in der Praxis der Sozialen Arbeit und der Jugendarbeit bilden.

BLOME, Mathis; MANTHE, Barbara (HG) 2014: Zum Erfolg verdammt. Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus. Düsseldorf: IDA – Informationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.

BURSCHEL, Friedrich; SCHUBERT, Uwe; WIEGEL Gerd (Hg.) 2013: Der Sommer ist vorbei…vom „Aufstand der Anständigen“ zur „Extremismus-Klausel“. Beiträge zu 13 Jahren „Bundesprogramme gegen Rechts“. Münster: edition assemblage.

ROMMELSPACHER, Birgit; POLAT, Ülger; WILPERT, Czarina 2003: Die Evaluation des CIVITAS-Programms. In: LYNEN VON BERG, Heinz und ROTH, Roland (Hrsg.) 2003: Maßnahmen und Programme gegen Rechtsextremismus wissenschaftlich begleiten. Aufgaben, Konzepte und Erfahrungen. Oplande: Leske + Budrich

NOHL, Arnd-Michael 2017: Interview und Dokumentarische Methode. Anleitung für die Forschungspraxis. 5. Auflage. Wiesbaden: Springer VS

 

Bearbeiter*in: Stefanie Lindner