Symposium zu Forschungsmethodologien am Graduiertenkolleg

Online-Workshop zum Thema "Mehr Partizipation in der rekonstruktiven Forschung? Methodologische und forschungsethische Spannungen" mit Prof. Dr. Matthias Otten und Sebastian Hempel (Technische Hochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften) - Link zur Plattform: https://b-tu.webex.com/meet/graduiertenkolleg

Rekonstruktive Forschung beansprucht für sich die Stärke einer besonderen Sensibilität mittels offener, auf (Sinn)Verstehen bezogener Methoden. Sie will den Menschen, über deren Leben geforscht wird, größtmöglichen Raum für eigene ‚Relevanzsetzungen‘ geben, ohne diese vorab schon in einer normativen Positionierung theoretisch zu rahmen. Methodologische Offenheit bedingt in diesem Sinne zunächst einmal normative Enthaltsamkeit. Diese Güteargumente qualitativ-interpretativer Forschung werden auch dort reklamiert, wo es um die Erforschung von marginalisierten Gruppen und vulnerablen Lebenslagen geht. Gerade in diesen Kontexten wird partizipatives Forschen allerdings zunehmend als forschungsethisches ‚Korrektiv’ gefordert. Sei es, weil die Forschungssubjekte legitime Erwartungen an akademische Forscher*innen im Hinblick auf Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen haben, oder weil sie sich über die Beteiligung an Forschungsprojekten eine Diskursstärkung und größere politische Aufmerksamkeit ihrer lebensweltlichen und politischen Anliegen erhoffen.

Spätestens hier können sich rekonstruktiv arbeitende Forscher*innen den Fragen eigener normativer und ethischer Positionierungen nicht mehr allein mit Verweisen auf forschungsmethodische Güteargumente entziehen.

Wie kann rekonstruktive Forschung also partizipativer werden, ohne sich dabei methodologisch zu verlieren oder gar methodisch beliebig zu werden? Wo gilt es legitime oder womöglich auch illegitime Erwartungen des Feldes in welcher Weise aufzugreifen und wo könnten oder sollten sich Forschende aus eigenen normativen und forschungsethischen Gründen auch dagegen verwahren? In dem Workshop soll nach einem kurzen Impulsvortrag ein offener Austausch über diese und weitere angrenzende Fragen entstehen. Ziel des Workshops ist es, eine reflektierte Auseinandersetzung mit den spannungsreichen Implikationen unterschiedlicher Forschungsstile anzuregen, um sie ggf. in eigenen Forschungsprojekten auszubalancieren.

Matthias Otten ist seit 2009 Professor für Politikwissenschaft und Interkulturelle Bildung an der Technischen Hochschule Köln. Seine Lehr- und  Forschungsschwerpunkte sind: Interkulturelle Bildung und Migrationsforschung, Internationale Soziale Arbeit, internationale Hochschulforschung, Diversity Studies und Methoden der Qualitativen Sozialforschung. Er leitet die Kompetenzplattform „Migration – Interkulturelle Bildung – Organisationsentwicklung“ der TH Köln.

Sebastian Hempel ist Sozialarbeiter und seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt ParLink an der Technischen Hochschule Köln. Er promoviert am Hessischen Promotionszentrum für Soziale Arbeit und forscht rekonstruktiv zu Normalitätsorientierungen von Sozialarbeiter*innen im Rahmen ihrer beruflichen Praxis. Sein methodologischer Schwerpunkt liegt auf der dokumentarischen Methode.

Die Veranstaltung findet im Onlineformat statt:

Link zur Plattform:https://b-tu.webex.com/meet/graduiertenkolleg

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Kontakt

Prof. Dr. Heidrun Herzberg
Bildungswissenschaften und Berufspädagogik in Gesundheitsberufen
T +49 (0) 3573 85-708
heidrun.herzberg(at)b-tu.de

Gerd Kaufmann
Methoden und Theorien der Sozialen Arbeit I
T +49 (0) 355 5818-413
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