Interview mit BTU Alumnus Jonas Gallin (Instrumental- und Gesangspädagogik)
Jonas Gallin studierte Instrumental- und Gesangspädagogik an der BTU und arbeitete lange als Musiklehrer, Musiker, Sänger und Moderator. Nun ist er der neue Eventmanager der neuen Stadthalle in der Sängerstadt Finsterwalde, die am 21. April eröffnete und für dessen vielfältiges Programm er zukünftig zuständig sein wird.
Hallo Herr Gallin, was fasziniert Sie so an Bühnenmusik und wie sind Sie zum Studium nach Cottbus gekommen?
Angefangen hat es tatsächlich in meiner Kindheit: ich wurde von einer Frau gefragt, ob ich nicht gerne in einem Chor singen möchte – und wenig später war ich Mitglied der „Finsterwalder Spatzen“. In der Schulzeit lernte ich Gitarre, aber zunächst ohne Gesang. Als ich älter wurde, kam aber das Bedürfnis, zur Gitarre auch zu singen – und Chris Poller wurde mein Gesangslehrer. Inzwischen sind wir gute Freunde und haben auch schon gemeinsam auf der Bühne gestanden. Die Freude an der Musik führte mich dann zwangsläufig zum Studium nach Cottbus. Inzwischen bin ich seit 12 Jahren Musiker und die Faszination für die Bühne liegt vor allem beim Spaß mit dem Publikum. Das führte sogar dazu, dass ich eine Party Band gründete! Wir hatten über 100 Auftritte in ganz Deutschland mit bis zu 8.000 Menschen im Publikum.
Wie waren Ihre Studienerfahrungen und was würden Sie den Studierenden für Tipps mitgeben für das spätere Berufsleben?
Mein Campus war der Außen-Standort Cottbus-Sachsendorf. Ich bin während des Studiums täglich von Finsterwalde gependelt. Aus heutiger Sicht empfehle ich jedem Studierenden: Sucht Euch vor Ort eine WG oder ein Studentenwohnheim! Das Leben mit den anderen Studierenden, gemeinsame Unternehmungen und tolle Erlebnisse, nicht zuletzt „Networking“ – das geht am besten wenn Du in Campus-Nähe wohnst. Und mein zweiter Tipp – insbesondere für Musiker*innen: Sucht Euch so schnell wie möglich eine Möglichkeit Kinder zu unterrichten, zum Beispiel an einer Musikschule! Diese Arbeit führt Euch ganz schnell zu pädagogischer Erfahrung und Routinen, die sich später deutlich schwerer erkämpfen lassen. Das gilt natürlich ebenso für alle Lehramts-Studierenden.
Nun wechseln sie quasi die Bühnenseiten vom Künstler zum Organisator. Wie bereiten Sie sich darauf vor und welche Aspekte des Studiums und Ihrer Berufs- und Bühnenerfahrung helfen Ihnen jetzt besonders?
Ja, es stimmt: Meine Rolle ist nun komplett umgekehrt! Bis vor Kurzem stand ich als Künstler vor dem Organisator und habe um dieses oder jenes „gebettelt“. An meine neue Rolle muss ich mich erst gewöhnen. Doch glücklicherweise gibt es viele Erfahrungen, von denen ich heute profitiere. Das sind vor allem Improvisationstalent und Spontanität, Bühnen-Psychologie – also wie muss man mit Kindern und jeglichen Gästen umgehen, was muss man ihnen bieten. Darüber hinaus: das Musiker – Gast – Verhältnis. Also zu wissen, wie sich der Künstler seine Gäste wünscht, wie er sie erreichen möchte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das mir vertraute Netzwerk aus Musikern und Bühnen-Technikern! Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich in Not-Situationen auf Freunde aus meinem Netzwerk zurückgreifen kann. Und es gibt noch einen letzten Punkt: Zu wissen, dass die Bühne immer anders aussehen wird als geplant – und dass es nicht schlimm ist! Sie ist trotzdem perfekt, den Gästen gefällts, jedoch war sie immer anders geplant.
Finsterwalde nennt sich selbst „Sängerstadt“, aber wie steht es um die Musiktradition - vor allem nach Corona? Braucht es in Finsterwalde, wie in anderen Orten, neue Impulse oder blieben die Strukturen bei Ihnen stabil?
Also Finsterwalde nimmt hier wirklich eine herausragende Rolle ein! Ich bin Musiker geworden weil ich Finsterwalder bin. Es gibt viele Chöre, etwa Kinderchöre, Frauen- und Männerchöre, aber auch den Chor „Lebensfroh“ der engagierten Leiterin Karin Melzer, für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Und das ist nur ein Teil der Basis! Genauso wichtig sind die verlässlichen Partner und Einrichtungen, die Musik zugänglich machen, wie zum Beispiel das Finsterwalder Brauhaus, das in der Biergarten-Saison jeden Donnerstag Live-Musik bietet. Oder die Casablanca-Bar, die Musikern aber auch Amateur-Sängern mit „Sing & Drink“ ein tolles Podium bieten. Und große Events wie das Sängerfest haben in unserem Ort lange Tradition. Ein Aspekt meines neuen Jobs hier wird es sein, diese Tradition noch weiter zu unterstützen. Und darauf freue ich mich sehr, da wir mit der Kulturweberei ein modern ausgestattetes Kulturhaus bieten, das sorgfältig in die alten Mauern der Weberei eingebettet wurde – und das zudem mitten in der Stadt liegt.
Was vermissen Sie am meisten aus der Studienzeit in Cottbus?
Da muss ich nicht lange überlegen. Für uns Musiker war der Club Bebel in Cottbus ein echtes Highlight an Musikkultur! Ich habe schöne Erinnerungen an diesen Club.
Das Interview wurde mit freundlicher Unterstützung der Präsenzstelle Westlausitz | Finsterwalde geführt.
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