Friedrich Press 1904–1990: Kirchenräume in Brandenburg

Die Kirchenräume von Friedrich Press irritieren bei erster Betrachtung: Den steingrauen Altarraum in Ortrand beherrscht ein geborstenes Kreuz, aus dem scheinbar rot das Blut rinnt, der Altar ist als geducktes Lamm gestaltet. In St. Antonius in Großräschen scheint ein monumentales Kruzifix aus einer in groben Balken geschichteten Wand heraus auf den Betrachter zuzuschreiten. Der Innenraum der Cottbuser Marienkirche wird von einer mächtigen Dornenkrone umspannt.
Der Bildhauer Friedrich Press (1904-1990) schuf etwa vierzig Kirchengestaltungen und Altarräume zumeist in historischen Kirchen in der DDR. Trotz der schwierigen politischen Bedingungen hat er ein eigenständiges, der abstrakten Kunst zugewandtes Œvre geschaffen, das auch heute noch ebenso fasziniert wie polarisiert. Er setzte die neuen Raumkonzepte der Evangelischen wie der Katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg um - maßgeblich unterstützt von einzelnen Architekten, Pastoren und Gemeindemitgliedern, die Teile der künstlerischen Ausstattung ausführten.
In einem Denkmalpflege-Seminar im Wintersemester 2006/2007 wurden seine Arbeiten im Land Brandenburg erforscht und bewertet. Sieben Studenten des Master-Studiengangs Bauen & Erhalten und der Architektur durchforsteten die Gemeindearchive, befragten die Pastoren und die Architekten, die Press' Entwürfe von den 1960er bis in die 1980er Jahre umsetzten. Die Ergebnisse waren so interessant, dass gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum, der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V. sowie Kunstwissenschaftlern und Theologen eine umfangreiche Publikation entstand.