„Theorie ist etwas, was man nicht sieht. Zwar besteht theoretisches Verhalten aus Handlungen, die unter intentionalen Regeln stehen und zu Komplexen von Aussagen in regulierten Zusammenhängen führen, aber diese Handlungen sind nur mit ihrer Außenseite als ›Verrichtungen‹ sichtbar.“[1]
Als Instrument der Reflexion untersucht die Architekturtheorie kulturelle und gesellschaftspolitische Hintergründe, Mechanismen und Strukturen, die Einfluss auf die Entstehung, Rezeption und Beurteilung von Architektur nehmen. Architekturtheorie beschäftigt sich mit Intentionen, Haltungen und Weltanschauungen, die dem architektonischen Entwurf eingeschrieben sind und das Handeln des Architekten oder der Architektin begründen. So gesehen agiert Architekturtheorie retrospektiv, indem sie Konzepte und Begriffe in einem Werk untersucht und ihren Gehalt freilegt. Als „theoretische Praxis“ – ein von Louis Althusser geprägter Begriff – ist Architekturtheorie zugleich eine prospektive Disziplin, die synthetisierendes, konzeptionelles Denken fördert und dadurch in der Lage ist, Veränderungen und Neuordnungen der Praxis voranzutreiben.
[1] Hans Blumberg: Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie, Kapitel I: Theorie als exotisches Verhalten, Frankfurt a. M. 1987, S. 9.