AUSSTELLUNG - Zwischen Hochbunker und Synagogenmonument: Neue Synagoge Bornplatz in Hamburg

(Pressetext)

Ausstellung der BTU Cottbus-Senftenberg (Lehrstuhl für Entwerfen und Bauen im Bestand) im AIT-ArchitekturSalon Hamburg

Ausstellungsdauer: 18. Mai bis 5. Juni 2021

Gesprächsrunde virtuell und vor Ort: 27. Mai 2021 um 18 Uhr

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Hier der Link zum Video.

Die im neoromanischen Stil erbaute Synagoge am Bornplatz im Hamburger Grindelviertel wurde 1906 als größte Synagoge der Deutsch-Israelischen Gemeinde Nordeuropas eingeweiht. In der Reichspogromnacht 1938 wurde sie zerstört und auf Kosten der Gemeinde 1939 abgerissen. Seit 1942 besetzt der heute von der Universität genutzte Hochbunker den Ort und zerteilt den ehemali­gen Bornplatz in den Joseph-Carlebach-Platz und den Allende Platz.

In Hamburg wird seit dem versuchten Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 über einen Wiederaufbau der Born­platzsynagoge diskutiert. Abgesehen von der Synagoge Hohe Weide gibt es heute nur wenige sichtbare Zeichen jüdischen Lebens in der Hansestadt.

In diesem Kontext betreute das Fachgebiet Entwerfen und Bauen im Bestand sowie Bildende Kunst der BTU Cottbus-Senftenberg unter der Leitung von Professor Per Pedersen und Professor Jo Achermann im vergangenen Wintersemester 2020/21 mehrere Masterarbeiten, die sich mit möglichen Lösungs­ansätzen zum Neubau einer Synagoge an dem historischen Ort befassten.

Entstanden sind fünf Entwürfe, die mittels unterschiedlicher städtebaulicher Setzung den Rahmen der nun gezeigten Ausstellung bilden. Der Entwurf einer Synagoge (altgriechisch für „Zusammenkunft“) erforderte eine intensive Ausei­nandersetzung mit den zeremoniellen Abläufen des Judentums. Die wesentlichen Elemente wie Thoraschrein und Lesepult (Bima) sind dabei von zentraler Bedeutung.  In der Ausarbeitung betrachten die Arbeiten gleichsam Themen wie Symbolik, plastische Gestaltung, Atmosphäre, Raumproportion, Licht, Materialität sowie Sicherheitsaspekte und liefern auf diesem Weg wertvolle Beiträge zur möglichen zukünftigen Gestaltung dieses prägnanten Volumens. Darüber hinaus reflektieren sie jeweils eine eigene Haltung zu traditionellen und zeitgenössischen Positionen beim Entwurf sakraler Räume, u.a. auch ob die traditionelle Trennung von Männern und Frauen im Synagogenraum beizubehalten ist.

Der Umgang mit den zeitlichen Schichten, der bei der Aufgabenstellung auch eine mögliche Rekonstruktion der ursprünglichen Synagoge nicht ausschloss, wird in Entwürfen individuell geklärt.

So formt ein Teil der Projekte die Weitererzählung der jüdischen Ge­schichte an diesem Ort insbesondere durch ihre Kubatur und schlägt mit dem Abbruch des Bunkers eine Neuordnung des Quartiers und städtebaulichen Struktur vor. Andere Entwürfe stellen wiederum Strategien vor, wie der Bunker für das neue jüdische Zentrum weitergenutzt werden und somit programmatisch wie auch symbo­lisch als selbstbewusster Stadtbaustein vereinnahmt werden könnte.

Das Projekt einer neuen Synagoge für Hamburg ist ohne Zweifel von herausragender Bedeutung für die jüdische Gemeinde Hamburgs und die lokale Stadtgesellschaft, darüber hinaus für die Wahrnehmung jüdischer Kultur in Deutschland insgesamt. Die ausgestellten Arbeiten zeugen von einem vielfältigen Umgang mit der komplexen Entwurfsaufgabe. Sie sollen weitere Aufmerksamkeit für das besondere Vorhaben wecken und einen Beitrag zum Diskurs leisten. Alle Interessierten sind daher herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und sich an den geplanten Gesprächen zu beteiligen.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von:
Sarah Al-Masoud
Patricia Cott
Nadin El-Hauary
Paul Fricke
Anna Martens


Kuratiert wurde die Ausstellung von Patricia Cott, Marius Birnbreier, Sarah Al-Masoud, sowie Sofia Ribás, Stephanie Schoemann, Matthias Tscheuschler und Professor Per Pedersen in Zusammenarbeit mit dem AITArchitekturSalon Hamburg.

ENTWURF - Neue Synagoge Hamburg

Die im historisierend romanischen (neoromanischen) Stil erbaute Synagoge am Bornplatz im Hamburger Grindelviertel wurde 1906 als größte Synagoge der Deutsch-Israelischen Gemeinde Nordeuropas eingeweiht. Sie wurde in der Reichspogromnacht (9. Nov. 1938) verwüstet und dann auf Kosten der jüdischen Gemeinde 1939 abgerissen.

In Hamburg wird seit dem versuchten Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 über einen Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge diskutiert. Abgesehen von der Synagoge Hohe Weide gibt es bis heute nur wenige sichtbare Zeichen jüdischen Lebens in der Hansestadt.

Die Aufgabe der Masterthesis besteht darin, eine neue Synagoge auf dem Joseph-Carlebach-Platz (ehem. Bornplatz) zu entwerfen. Die städtebauliche Setzung, zeremonielle Handlungen des Judentums zusammen mit den aktuellen Sicherheitsaspekten bilden die Grundlage des Entwurfs. In der Ausarbeitung sind Themen wie Symbolik, plastische Gestaltung, Raumstimmung, Licht und Materialität von großer Bedeutung.

Erstprüfer: Prof. Per Pedersen / Zweitprüfer: Prof. Jo Achermann

Zeitplan:

14.10.20  Einführungsveranstaltung

15.10.20  Ausgabe der Aufgabe über Moodle

21.10.20  Rückfragenkolloquium / Auftaktveranstaltung

10.11.20  Konzeptvisite I

08.12.20  Konzeptvisite II

12.01.21  Konzeptvisite III

17.02.21  Abgabe Pläne

03.03.21  Abgabe Modelle