Die Entwicklung des Stadtzentrums von Petra/Jordanien von hellenistischer bis in byzantinische Zeit

Petra, im heutigen Jordanien, war bis 106 n. Chr. Hauptstadt des Nabatäer-Reiches, ein wichtiger Handelsort und religiöses Zentrum. In einem von der DFG geförderten Forschungsprojekt untersucht das Fachgebiet Baugeschichte zusammen mit Archäolog*innen der Humboldt-Universität zu Berlin die urbanistischen Werdungsprozesse, die sich in der Zeitspanne von der hellenistischen bis zur byzantinischen Epoche abspielten und im Spannungsfeld zwischen Sesshaftwerdung der nomadischen Nabatäer, Erschaffung einer antiken Metropole in einem ariden Gebiet und Auflassung der Stadt erfolgten. Obwohl Petra mit seiner berühmten felsgehauenen Architektur Weltkulturerbestätte ist, und dort seit einigen Jahrzehnten intensiv archäologisch gegraben und untersucht wird, ist die Stadt als solche noch nie Gegenstand von Forschungen gewesen.

Im Rahmen des Projekts werden mit Methoden der Stadtbauforschung nun alle Bauwerke und archäologischen Hinterlassenschaften innerhalb der Stadtmauer vollständig erfasst und die urbane Entwicklung nachvollzogen. Im ersten Schritt werden dabei alle Ruinen und sonstigen Spuren antiker Bauwerke vermessen und in einen digitalen Stadtplan eingezeichnet. Dieser Plan wird nicht nur die Grundlage der eigenen Untersuchungen sein, sondern auch für künftige, vertiefenden Forschungen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig ist diese Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands ein hilfreiches Instrument für die Verwaltung und Bespielung der Weltkulturerbestätte und wird daher nach der Fertigstellung dem jordanischen Antikendienst und der Petra Development and Tourism Regional Authority zur Verfügung gestellt.

Der Aufnahme und Dokumentation der urbanistischen Hinterlassenschaften folgt ihre Interpretation und Auswertung. Dabei liegt das Augenmerk ausdrücklich nicht nur auf den einzelnen Bauwerken, die in ihrer Summe die Stadt ausmachen, sondern ebenso auf sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Funktionszuordnungen und ihrem Zusammenspiel, wie auch auf stadttechnischen Aspekten, beispielsweise Wasserver- und Entsorgung, Verkehr usw. Gerade der Aspekt der Wasserwirtschaft hat für die heutige Zeit große Relevanz. In den antiken Schriftquellen wird Petra als grüner Ort charakterisiert, an dem kein Wassermangel herrscht – eine Beschreibung, die, angesichts der heutigen Trockenheit des Landstrichs, in Erstaunen versetzt. Erkenntnisse auf welche Art und Weise die Nabatäer das wenige zur Verfügung stehende Wasser so effizient nutzten, können uns wichtige Hinweise zum Umgang mit dieser immer knapper werdenden Ressource aufzeigen.

Leitung: Prof. Dr.-Ing. Alexandra Druzynski v. Boetticher

Mitarbeitende: Isadora Schulz, M.A.

gefördert durch die DFG

in Kooperation mit: Prof. Dr. Stephan G. Schmid vom Institut für Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin

weitere Partner: Fachgebiete Baugeschichte sowie Bauinformatik, Geodäsie und GIS

Laufzeit: seit November 2021