Untersuchungen zum Einsatz von ziegelreichen Recyclingmaterial in ungebundenen Tragschichten

Im Jahre 2003 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) an der Ruhr-Universität Bochum das Forschungsthema „Eignung von ziegelreichen Recycling-Baustoffen für Tragschichten ohne Bindemittel“ abgeschlossen. Auf der Grundlage von durchgeführten Laborversuchen an Recycling-Baustoffen aus Beton wird eine Erhöhung des Ziegelanteils auf 30 M.-% vorgeschlagen. Eine praktikable Möglichkeit der Erkennung und Trennung von hart und weich gebrannten Ziegeln konnte nicht gefunden werden, d.h. eine Klassifizierung des Ziegelmaterials einschließlich des Putz- und Mörtelanteils ist nicht möglich. Fest steht jedoch, dass die immer als Begleitstoff vorhandenen Mörtel- und Putzreste die Qualität des RC-Baustoffes erheblich verschlechtern. Im Wesentlichen werden die Kornfestigkeit, die Frost-Tau-Wechselbeständigkeit, die Wasseraufnahme und die Wasserdurchlässigkeit negativ beeinträchtigt. Den Vorschlag, die stoffliche Zusammensetzung auf einen Ziegelanteil von 30 M.-% zu erhöhen, wurde durch das BMVBM stattgegeben, er wurde in das neue technische Regelwerk „Technische Lieferbedingungen für Gesteinskörnungen im Straßenbau, TL Gestein-StB“ aufgenommen. Zu den erbrachten Laborversuchen liegen noch keine Praxiserfahrungen vor.

Um RC-Baustoffe mit ziegelreichen Anteilen weiterhin vor dem Hintergrund der neuen technischen Regelwerke und unter Bezugnahme auf europäische Normen möglichst hochwertig wiederverwenden zu können, sollten die Erkenntnisse der bisherigen Forschungsarbeit unter geeigneten verkehrstechnischen Beanspruchungen in der Praxis bestätigt werden. Dazu wurde 2006 im Rahmen einer regulären Baumaßnahme, Ortsumgehung Seelow Los 6, eine Untersuchungsstrecke angelegt. Ziel ist es, durch praktische Langzeiterfahrungen die Qualität der Tragschichten sowie die Gebrauchsdauerhaftigkeit der Straßen zu erfassen, wenn eine Erhöhung des Ziegelanteils auf bis zu 40 M.-% in Tragschichten ohne Bindemittel vorgenommen wird. Die Staffelung des Ziegelanteils erfolgte jeweils in der Frostschutz- und Schottertragschicht von 10, 20, 30 und 40 M.-% in verschiedenen Abschnitten der Erprobungsstrecke Seelow Los  6. Die Funktion des Streckabschnittes als temporäres Verbindungsstück bei der Entwicklung des Bundesstraßennetzes im Land Brandenburg (vorgesehener Rückbau des Abschnittes Los 6 zum entsprechenden Zeitpunktes) ermöglicht die spätere Aufnahme der ungebundenen Schichten und deren gründliche Untersuchung. Die zu erwartende Verkehrsbelastung und die Dicke der Konstruktionsschichten nach RStO 2001 lassen eine deutliche Beanspruchung der ungebundenen Schichten erwarten.

Im Rahmen dieses Vorhabens wurde die Brandenburgische Technische Universität Cottbus beauftragt, die Erprobungsstrecke für ziegelreiches RC-Material in ungebundenen Tragschichten bei der Ortsumgehung Seelow Los 6 wissenschaftlich zu begleiten.


Kathleen Lehmann