Instrumente und Maßnahmen zur postsozialistischen Tranformation der Wohnraumversorgung in Cottbus. Eine Stadt zwischen Wachstumshoffnung und Schrumpfungsrealität. Means and Measures for the Post-Socialist Transformation of Housing in Cottbus. A City between Hope for Growth and Reality of Shrinkage.

Die quantitative Wohnungsnot in der DDR entwickelte sich aufgrund eines hohen Instandhaltungsstaus zu einer qualitativen Wohnungsnot in den neuen Bundesländern. Doch verliefen die Intensität und Nachhaltigkeit dieses Schrumpfungsprozesses nach der Deutschen Einheit lokal unterschiedlich. So war die Entwicklung der Stadt Cottbus nach der Wende geprägt von einem überdurchschnittlichen Schrumpfungsprozess, dessen Auswirkungen auch 30 Jahre später noch spürbar sind. Am Beispiel der Stadt Cottbus wurde eine Analyse dieses postsozialistischen Transformationsprozesses in der Wohnraumversorgung durchgeführt. Es wurden die lokalen Herausforderungen herausgearbeitet, die das institutionelle Handeln von Stadtverwaltung und kommunaler Wohnungswirtschaft im Umgang mit der anhaltenden Schrumpfung prägten. Im Zentrum der Arbeit steht dabei das Zusammenwirken wohnungs- und stadtentwicklungspolitischer Maßnahmen und Instrumente zur Steuerung bzw. Koordinierung der lokalen Wohnraumversorgung zwischen 1990 und 2020. Durch die Einnahme dieser Governanceperspektive konnten zwei Entwicklungspfade der Cottbuser Stadtentwicklung in Gestalt eines institutionellen Lernprozesses rekonstruiert werden. Zum einen entwickelte sich die bestandsorientierte Governance der Wohnraumversorgung durch Wohnraumentwicklung in den 1990er Jahren sukzessiv zu einer neubauorientierten Wohnraumversorgung durch Stadtentwicklung in den 2010er Jahren. Zweitens erfolgte in diesem Zusammenhang die Wiederaufnahme eines wachstumsorientierten Planungsparadigmas im Sinne eines Nebeneinanders von Innen- und Außenentwicklung. Anstatt Innenentwicklungspotenziale im Sinne einer suffizienten Stadtentwicklung zu nutzen, setzt die Stadt Cottbus heute im Angesicht des Strukturwandels in der Lausitz mit der sog. „Ostseevorstadt“ stattdessen auf eine Erweiterung vor den Toren der Stadt. Um im Städtewettbewerb verbleiben zu können, geraten so ökologische, ökonomische und soziale Verteilungsfragen in den Hintergrund.