Eine kurze Geschichte des Deutsch-Rumänischen Studiengangs für Soziale Arbeit

Der Studiengang in Zusammenarbeit mit Rumänien entstand 2015 in enger Kooperation mit der West Universität Timișoara. Im Jahr 2015 gab es an der BTU bereits seit elf Jahren das binationale Programm in Kooperation mit der Akademia im. Jakuba z Paradyża in Gorzów Wielkopolski in Polen, in dem Erfahrungen gesammelt werden konnten. Seit 2006 besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Fakultät für Soziologie und Psychologie der West-Universität Timisoara. Diese Beziehung hat zu einem intensiven Austausch von Studierenden und Dozierenden geführt, wobei der Schwerpunkt auf Bereichen der Sozialarbeit wie dem Kinderschutz oder der Arbeit mit älteren Menschen lag. Mehrere Informationen zu der Kooperation zwischen West Universität Timisoara und BTU Cottbus Senftenberg finden sie unten in dem archivierten Text.   

Außerhalb der Universitäten ist die rumänische Gesellschaft mit einer massiven Auswanderung von RumänInnen konfrontiert. Ein Teil von diesen Menschen wandern nach Deutschland aus. Die 185 924 ZuwanderInnen aus Rumänien im Jahr 2020 platzieren das Land das vierte Mal in Folge seit 2017 auf den ersten Platz in der Rangliste der Herkunftsländer der Einwanderer in Deutschland. Ende 2020 lebten in Deutschland ca. 799 000 RumänInnen. Diese steigende Zahl an rumänischen EinwanderInnen wirkt sich seit Jahren auf den Arbeitsalltag von SozialarbeiterInnen aus. Die Sozialberatungsstellen werden, insbesondere in den Bereichen Migrantionssozialarbeit und Obdachlosenhilfe in bestimmten Städten wie Berlin, Dortmund, Hamburg und München, von immer mehr Menschen aus Ost- und Südosteuropa besucht, dabei berichten Fachkräfte berichten über Schwierigkeiten mit ihnen zu kommunizieren und sie zu unterstützen. Es zeichnete sich in diesem Kontext der Bedarf an SozialarbeiterInnen in den Sozialberatungsstellen einiger Städte ab, die über bestimmte Kompetenzen verfügen sollten, um in der Lage zu sein den Bedürfnissen der Neuzuwanderern aus Ost- und Südosteuropa entgegen kommen zu können.

Dank den Erfahrungen aus dem binationalen Studienprogramm mit Polen, den engen Kooperationsbeziehungen auf Hochschulebene mit der West Universität Timișoara, konnte ein deutsch-rumänisches Studienprogramm entwickelt werden mit dem Ziel, auf die oben geschilderten Bedarfe der MigrantInnen einwirken zu können. Jeweils zehn Studierende aus den zwei Universitäten können jedes Jahr das Studium beginnen. Neben den zwei Universitäten stehen den Studierenden viele Kooperationspartner aus der Praxis der Sozialen Arbeit aus Deutschland und Rumänien an der Seite, sie bieten ihnen Praktikumsplätze an und betreuen sie während des Praktikumssemesters im Ausland.

Wichtig wäre zu betonen, dass wir mit diesem Studienprogramm nicht beabsichtigen, die Studierenden auf internationale oder transnationale Sozialarbeit zu spezialisieren. Die Studierenden dieser binationalen Studiengänge besuchen die gleichen Veranstaltungen wie ihre KommilitonInnen, mit dem Unterschied, dass in einigen Seminaren der Schwerpunkt auf Migration, Mobilität, Inter- und Transkulturalität liegt.

In einer Gesellschaft, in der Vielfalt, Mobilität und Transkulturalität zur Realität des Alltags geworden sind, müssen auch wir SozialarbeiterInnen eine transnationale Denkweise entwickeln und jene Kompetenzen ausbilden, die es ermöglichen den Menschen, die Unterstützung suchen, mit viel Empathie, Solidarität und Handlungsfähigkeit zu begegnen.

Die eigene Mobilitätserfahrung, die Selbstkonfrontation mit dem Fremdheitsgefühl, ein Studium jenseits der Grenzen des eigenen Heimatlandes, das durch eine fachliche Begleitung und Reflexion organisiert wird, kann unseren Studierenden helfen, in ihrem künftigen Arbeitsalltag "lokal und global denken und lokal und global handeln" zu können, wie Furman, Negi und Salvador 2010 sagten.

Dass wir mit unserem Angebot auf eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt eingehen, zeigen die ersten AbsolventInnen, die in unterschiedlichen Bereichen der Sozialen Arbeit tätig sind. Sie unterstützen in ihrem beruflichen Alltag rumänische EU-BürgerInnen in Deutschland, dabei erweisen sich die rumänischen Sprachkenntnisse und die Verbindung zum Land und der Kultur als Stärken.

(M.A. Doinița Grosu - Programmkoordinatorin)

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