Laufzeit

8/2024 - 7/2027

Gelingendes Leben durch Grundbildung und Alphabetisierung ermöglichen

In Deutschland sind etwa 6,2 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter gering literalisiert, d.h. sie haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben von Texten. Die Hintergünde für Lese- und Schreibschwierigkeiten sind sehr vielfältig. Dennoch werden Lerner*innen zur Einstufung in vier sogenannte „Alpha-Levels“ unterschieden.

  • Alpha-Level 1: Erkennen einzelner Buchstaben ohne das Lesen von Wörtern (Buchstabenebene).
  • Alpha-Level 2: Lesen einzelner Wörter ohne Verständnis ganzer Sätze (Wortebene).
  • Alpha-Level 3: Lesen und Verstehen von Sätzen, jedoch mit Schwierigkeiten bei komplexeren Texten (einfache Satzebene).
  • Alpha-Level 4: Langsames und fehlerhaftes Lesen und Schreiben.

Darüber hinaus gibt es weitere rund 10,6 Millionen Menschen, die zum Alpha-Level 4 gerechnet werden.

Das Graduiertenkolleg widmet sich der Erforschung des Phänomens der Literalität, der Lebensrealitäten gering literalisierter Menschen sowie der Entwicklung praxisnaher Beratungsangebote. Ziel ist es, sowohl die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zu verstehen als auch gesellschaftliche Barrieren abzubauen.

Prof. Dr. Juliane Napoles:

Unser Ausgangspunkt ist nicht, dass jede erwachsene Person lesen und schreiben (wieder) lernen muss, stattdessen fragen wir, welchen Stellenwert Schriftsprachlichkeit im Leben der Menschen einnimmt, wie diese selbst ein gelingendes Leben bestimmen und inwiefern für sie beides zusammenhängt.

Das Projekt hat auch direkte Auswirkungen auf die Lehre an der BTU, insbesondere in den Studiengängen Soziale Arbeit und Lehramt Primarstufe. Die Promovierenden bringen ihre Erkenntnisse in die Lehre ein und sensibilisieren angehende Sozialarbeitende und Lehrkräfte für den Umgang mit gering literarisierten Menschen. Themen wie die Gestaltung inklusiver Unterrichtsmaterialien und die Bedeutung von Literalität in verschiedenen Fächern, von Mathematik bis Musik, stehen dabei im Mittelpunkt.

Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird durch den Europäischen Sozialfond (ESF) und das Land Brandenburg mit einer Gesamtsumme von rund  712.000 Euro gefördert.