
Biographie und Lernen Eine Betrachtung der biografischen Tiefendimension von Handlungssituationen
Nina Radzewitz
Diese Arbeit soll illustrieren, was einen biografischen Forschungszugang zum Thema Lernen auszeichnet. Dazu werden zunächst die Besonderheiten der Ansätze der Biografieforschung im Kontrast zur ‚gängigen‘ Lernforschung skizziert und davon ausgehend eine theoretische Darstellung des biografischen Lernbegriffes vorgenommen. Da in der erziehungswissenschaftlichen Biografieforschung eine Vielzahl theoretischer Konzepte vorliegen, die den Lernbegriff aus verschiedenen Positionen und Forschungsrichtungen beleuchten, ist der Anspruch nicht, einen systematischen Überblick zu geben, sondern nur ein grundlegendes (Vor-)Verständnis darzustellen. Um das komplexe Phänomen des biografischen Lernens darzustellen, werden in dieser Arbeit drei Dimensionen zu Hilfe genommen, die aus der Biografieforschung hervorgegangen sind: die Temporalität, die Kontextualität und die Reflexivität im biografischen Erfahrungsprozess.
Anschließend an die theoretische Betrachtung des Lernbegriffes soll dieser an Forschungsmaterial herantragen werden. Dabei handeltes es sich um kurze Narrationen von Lernenden. Das ausgewählte Material wurde im Rahmen des Neksa-Projekts erhoben. Lernende berichten darin über konkrete berufliche oder lebensweltliche Erfahrungen in verschiedenen Ausbildungsabschnitten bzw. Lebensphasen.
UBICO
Band 2

MTLA im Spannungsfeld zwischen Ausbildungs- und Berufsrealität am Beispiel der Molekularbiologie Eine Triangulationsstudie
Tanja Loof
Sören Thomas
Der Beruf der Medizinisch-technischen Laboratoriumsassistent*innen (MTLA) unterliegt schon immer einer starken, am Fortschritt der biomedizinischen Forschung orientierten, Progression. Aktuell werden immer mehr klassische Analysen durch molekularbiologische Methoden ergänzt bzw. ersetzt. Dies bringt eine starke Erhöhung der Sensitivität und Spezifität mit sich. Zudem ermöglichen diese Methoden einen schnelleren und gezielteren Therapiestart, was einen starken Effekt auf die Patient*innensicherheit hat. In den der MTLA-Ausbildung zugrunde liegenden Ordnungsmitteln sind molekularbiologische Inhalte derzeit jedoch nicht verortet. Ziel dieser Forschungsarbeit war es, eine vermutete Diskrepanz zwischen Ausbildungs- und Berufsrealität in Bezug auf molekularbiologische Methoden empirisch zu belegen und deren Effekte auf berufstätige MTLA in ihrem Tätigkeitsfeld aufzudecken. Methodisch wurde hier triangulativ vorgegangen, in dem zunächst problemzentrierte, leitfadengestützte Expert*innen-Interviews geführt wurden. Nach deren Auswertung auf Basis der Grounded Theory flossen die Ergebnisse in die Erstellung eines Online-Fragebogens ein. Dieser richtete sich an berufstätige MTLA, die ihren Abschluss in Deutschland absolviert haben.
Der „Generalistik-Diskurs“ im Feld der Pflege im Land Brandenburg
Heidrun Herzberg, Anja Walter, Peter Alheit
Die „Generalistikstudie“ bezieht sich auf eine umfangreiche qualitative Analyse der Diskurse, die sich mit den Auswirkungen des neuen Pflegeberufegesetzes (PflBG) auf die Pflege(bildungs)landschaft im Land Brandenburg auseinandersetzen. Das Gesetz ist seit Januar 2020 in Kraft, und sein Einfluss ist längst spürbar, weil seine Vorgaben beträchtliche Veränderungen des Ausbildungscurriculums der Pflege voraussetzen. Diese Option beeinflusst die anhaltende Pflege(bildungs)reformdiskussion im Lande, deren Profil Gegenstand der hier präsentierten Ergebnisse sein wird. Dabei geht es um „Diskurse“, die diese Reform betreffen. Solche Diskurse lassen sich als einflussreiche „Meinungscluster“ in einem „mentalen Feld“ darstellen. Dazu wurden drei Gruppendiskussionen mit jeweils sechs Schulleiter:innen durchgeführt und insgesamt 19 Expert:inneninterviews mit Vertreter:innen verschiedener Funktionen im Feld der Pflegeausbildung. Ergebnis der Studie ist die Identifikation von vier Bedeutungsclustern:
(1) „Generalistik ohne Bodenhaftung“
(2) „Altenpflege als Opfer“
(3) „Wir brauchen Hilfe“
(4) „Pflege mit Kopf und Hand“
„Pflegefachassistenz“ Handlungsempfehlungen für die Anpassung von in Landeszuständigkeit liegenden Ausbildungen in Assistenzberufen in der Pflege als Folge des Pflegeberufereformgesetzes
Anja Walter, Heidrun Herzberg, Peter Alheit
Der vorliegende Forschungsbericht (Kurzfassung) stellt die Ergebnisse einer qualitativen Berufsfeldanalyse zur Situation der ‚Pflegeassistenz‘ im Land Brandenburg vor und präsentiert ein daraus entwickeltes Kompetenzprofil für die zukünftige generalistische Ausbildung von Pflegefachassistent*innen. Empirische Basis der Berufsfeldanalyse sind 44 Expert*inneninterviews sowie 11 teilnehmende Beobachtungen und anschließende Fokusinterviews der beobachteten Personen in verschiedenen Versorgungssettings der Pflege. Sowohl in den Expert*inneninterviews als auch in den teilnehmenden Beobachtungen zeigte sich, dass die Kernkompetenz der Pflegeassistent*innen in der personenzentrierten Grundpflege pflegebedürftiger Menschen gesehen wird. Pflegefachassistent*innen arbeiten eng mit Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern zusammen. Als Kernmerkmale ihrer Tätigkeit haben sich die große (auch körperliche) Nähe, die Häufigkeit der Kontakte und die Kontinuität der Beziehungen zu den zu pflegenden Menschen gezeigt. Vor diesem Hintergrund wird in der Studie der Vorschlag gemacht, zukünftig die Berufsbezeichnung Pflegefachassistent*in anstelle von Pflegehelfer*in zu wählen. Ebenso wird dafür plädiert, dass die Ausbildung von Pflegefachassistent*innen über ein Jahr hinausgehen sollte, damit die Assistent*innen im Anschluss an ihre Ausbildung die Tätigkeiten kompetent ausführen können, die sie in der Regel jetzt schon in der Praxis übernehmen (müssen).
In der Schriftenreihe des Instituts für Gesundheit werden Projektabschlussberichte und sehr gute Masterarbeiten von Studierenden publiziert. Die Schriftenreihe repräsentiert somit eine der Möglichkeiten der wissenschaftlichen Profilierung des Instituts.