Dirk Michael Hennrich (Lissabon) "Zur Philosophie der Landschaft"
Das Walten, Gestalten und Verwalten der Landschaft im Zeitalter des Anthropozän
Dirk Michael Hennrich studierte Philosophie, Deutsche Literatur und Geschichte an der Universität Basel und promovierte an der Universität von Lissabon mit einer Arbeit über die Verbindung zwischen poetischer Landschaftswahrnehmung und Ontologie. Er erhielt 2014 ein Forschungsstipendium der Fundação Calouste Gulbenkian für die Zusammenstellung einer Antologie mit dem Titel Theorie und Ästhetik der Landschaft in Portugal im 20. Jh. Seit 2015 ist er Postdoc-Stipendiat der Fundação para a Ciência e a Tecnologia mit einem Forschungsprojekt über Landschaftsmetaphern Europas und über die Frage nach der Europäischen Identität im Kontext der Geophilosophie und der Philosophie der Landschaft. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Philosophie der Landschaft, der Philosophie in Portugal und Brasilien und der Medienphilosophie und -theorie, insbesondere im Zusammenhang mit den Thesen und Schriften von Vilém Flusser. Er publiziert regelmässig auf deutsch und portugiesisch, war Gastdozent an der Bundesuniversität von Sergipe/Brasilien, an der Universität von São Paulo/Brasilien und unterrichtet an der Philophischen Fakultät und an der Fakultät Landschaftsarchitektur der Universität von Lissabon als Forschungsmitarbeiter des Zentrums für Philosophie der Universität von Lissabon.
Die Philosophie der Landschaft ist eine relativ junge Disziplin, deren Bezeichnung sich vom gleichnamigen Aufsatz Georg Simmels (Philosophie der Landschaft, 1913) ableitet und Autoren wie Rilke (Von der Landschaft), Ritter (Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der Modernen Gesellschaft), Adorno (Die Ästhetische Theorie und das Naturschöne), Seel (Eine Ästhetik der Natur), Clément (Gärten, Landschaft und das Genie der Natur) oder auch, unter vielen anderen Autoren, Burckhardt (Warum ist Landschaft schön?) in einen aktuellen Kontext der Natur-/Kulturerfahrung einbezieht. Die Philosophie der Landschaft beschränkt sich nicht nur auf den theoretischen oder ästhetischen Aspekt der Landschaftswahrnehmung, sondern beinhaltet ebenfalls eine ethische und metaphysische Suche nach einer Antwort auf die Probleme von Natur und Kultur im Zeitalter des Anthropozän.
Der Vortrag wird einerseits die Grundzüge der Philosophie der Landschaft nachzeichnen und zugleich das Walten, Gestalten und Verwalten der Landschaft in den Vordergrund rücken. Landschaft als Natur-, Lebens- und Kulturraum wird immer mehr zum Gegenstand der künstlerischen und architektonischen Gestaltung, die immer wieder auch in eine blosse Verwaltung und Verwahrlosung abgleitet. Landschaft ist der Ort an dem sich im 21. Jahrhundert das Negative Sublime (Arnold Berlant) und das Erhabene Naturschöne - Verwüstete Industrielandschaften und monumentale Naturschauspiele - kreuzen. Landschaft wird immer mehr zu einer lebendigen Skulptur, die sich den Formationen und Deformationen der Kultur zu beugen hat und den Begriff der Natur immer mehr (z)ersetzt. .
Die Veranstaltung findet ab 18:00 an gewohntem Ort im Hörsaal 3 statt. Wir bitten alle Lehrenden, ihre Veranstaltungen rechtzeitig zu beenden und die Studierenden auf den Vortrag hinzuweisen.
Die nächsten Gäste sind am 01.06. Nigel Walter und am 08.06. Sergej Tchoban.
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