On-Demand-Mobilität in der Lausitz – Chancen für Tourismus und Alltag
Im Rahmen des Verbundprojekts MoVeToLausitz entwickelten Forschende der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) gemeinsam mit überregionalen Partnern einen Wegweiser für bedarfsorientierte, datenbasierte Mobilitätslösungen im öffentlichen Nahverkehr.
Gerade die touristische Mobilität in der Lausitz steht vor besonderen Herausforderungen: Die Anreise erfolgt überwiegend mit eigenen Pkw, während Bahn und Bus für viele Ausflugsziele nur eingeschränkt genutzt werden können, erklärt Prof. Dr. Ludger Gailing vom Fachgebiet Regionalplanung der BTU. In Befragungen von Touristen in Burg (Spreewald) und Senftenberg (Lausitzer Seenland) zeigte sich außerdem, dass die Mehrheit ein Fahrrad mitführt und dieses vor Ort als zentrales Verkehrsmittel nutzt. Für viele stellt sich dabei die Frage, wie sie ohne Auto die letzte Meile zurücklegen können – etwa vom Bahnhof zur Unterkunft und mit Gepäck. Deutlich wird: Es braucht flexible, bedarfsorientierte Lösungen. Ein Ansatz dafür sind On-Demand-Angebote.
"On-Demand-Angebote sind flexibel buchbar und daher genau auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt", sagt Christin Hoffmann aus dem BTU-Fachgebiet Energiewirtschaft. "Zur Optimierung solcher Mobilitätsangebote benötigen Kommunen jedoch zuverlässige Daten." Daten, die das Forschungsprojekt "Mobilitätsunterstützung mittels datenbasierter Verkehrslenkung sowie alternativer Angebote für die touristische Mobilität in der Lausitz" (MoVeToLausitz) auch liefert: In einer zweiten Befragung, diesmal mit der lokalen Bevölkerung in Burg und Senftenberg, gaben nur rund neun Prozent an, Bus oder Bahn als Hauptverkehrsmittel zu nutzen. Die Mehrheit ist stark auf das Auto angewiesen – in Senftenberg werden lange Wege zu Haltestellen und unattraktive Fahrpläne kritisiert, während die Bewertung in Burg etwas positiver ausfällt. On-Demand-Angebote wie Rufbusse stoßen auf grundsätzliche Zustimmung, die Zahlungsbereitschaft ist jedoch begrenzt. "Neben Preis und Buchungszeit beeinflussen auch Vertrauen, Gewohnheiten und die Integration ins Gesamtsystem die Nutzungsbereitschaft", so Hoffmann. "Unsere Analysen zeigen, dass On-Demand-Verkehre bisher meist als Ergänzung zum ÖPNV betrieben werden, sich jedoch zu einem eigenständigen, sozial und ökologisch wertvollen Angebot entwickeln können – sofern Finanzierung, Auslastung und Rahmenbedingungen stimmen."
Mit dem im Projekt entwickelten Wegweiser „Lausitz On-Demand“ liegt nun eine praxisnahe Handreichung vor, die zeigt, wie solche Angebote umgesetzt werden können. Sie ersetzen den klassischen ÖPNV nicht, sondern ergänzen ihn sinnvoll: On-Demand-Busse stärken die Erreichbarkeit, schließen Mobilitätslücken auf der letzten Meile und erhöhen zugleich die Attraktivität ländlicher Regionen. Damit leisten sie einen Beitrag zur Mobilitätswende sowohl für Einheimische als auch für Gäste und eröffnen neue Perspektiven für eine klimafreundliche und zukunftsfähige Lausitz.
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