Lapidarium Dresden - Zionskirche

Dozenten: Per Pedersen, Matthias Tscheuschler, Thomas Hertel

Die Stadt Dresden des 21. Jahrhunderts ist geprägt von der Zerstörung durch den II. Weltkrieg und dem Wiederaufbau der Stadt seither. Neben erhaltenen und wiederaufgebauten barocken Monumentalbauten wie der Frauenkirche und zahlreichen Bauwerken der DDR-Zeit bestimmen die Fragmentierung durch den Krieg sowie städtebauliche Überlagerungen den räumlichen Eindruck der Stadt. Der Wiederaufbau des beinahe vollständig zerstörten Dresdens erfolgte nach unterschiedlichen Strategien der städtebaulichen Reparatur, die nun oft spannungs- und nicht selten konfliktreich aufeinander treffen: Sozialistisch-klassizistische Architektur der frühen DDR trifft auf den modernistischen Städtebau des Arrangements aus Solitären und auf die Rekonstruktion des alten Dresdens im 21. Jahrhundert: Der oftmals ambivalente Umgang mit der gebauten Vergangenheit ist von zentraler Bedeutung für den Stadtraum in Dresden und nicht zuletzt für die Identität der Stadt.

Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit der Ruine der Dresdner Zionskirche, in der die turbulente Geschichte der Stadt buchstäblich greifbar wird. Die 1912 geweihte Kirche befindet sich in der Dresdner Südvorstadt unweit der Technischen Universität. Der Hallenbau mit aufgesetztem Turm wurde wie viele weitere Gebäude in der Nacht des 13. Februar 1945 von Fliegerbomben getroffen und brannte anschließend vollständig aus. Nur die Außenmauern widerstanden dem Feuer und blieben erhalten.

Mit dem Beginn des Wiederaufbaus des Dresdner Schlosses ab 1985 begann die Suche nach einem Ort zum Lagern der zahlreichen Architektur-Fragmente der zerstörten Altstadt und es entstand das Konzept eines Lapidariums in der Ruine der Zionskirche. Ein Lapidarium ist der ursprünglichen Bedeutung nach eine Sammlung von Steinwerken wie Skulpturen, Grab- und Meilensteinen. Meistens steht beim Lapidarium anders als beim Museum nicht die Funktion des Ausstellens der Werke sondern die des Schützens und Verwahrens ähnlich einem Depot im Vordergrund. Im Lapidarium in der Zionskirche werden Fragmente und einzelne Bauelemente der zerstörten Dresdner Altstadt gelagert. Darüber hinaus werden die Stücke dokumentiert, beschrieben und in einer Datenbank katalogisiert. Teilweise werden Zeichnungen und Pläne besonders wichtiger Bauelemente angefertigt. Um die Ruine und die verwahrten Stücke vor der Witterung zu schützen, wurde die Ruine 1996 mit einem pragmatischen Schutzdach aus Metall ausgestattet. Das Lapidarium vermittelt somit trotz seiner dauerhaften Konzeption den Eindruck des Temporären.

Zentraler Schwerpunkt der Entwurfsaufgabe ist es, ein Konzept der Reparatur und Ergänzung zu entwickeln, und die Zionskirche aus ihrem ruinösen Zustand zu einem dauerhaften architektonischen Objekt zurückzuführen. Des Weiteren ist ein innenräumliches Ausstattungskonzept für das Lapidarium zu entwickeln, welches das sichere Verwahren und die Präsentation der Stücke im Sinne eines Schaudepots ermöglicht. Die Stücke sollen also nicht in einem Archiv verschwinden, sondern für Interessierte in einem ganzheitlichem Ausstellungskonzept erfahrbar gemacht werden. Hierbei soll auf die Gegebenheiten des Bestands eingegangen werden und dessen räumliche Qualitäten für die Zwecke der Ausstellung nutzbar gemacht werden.

Das Seminar „AUSSTELLEN“ von Brigitte Fischer (Fischer Ausstellungsgestaltung) begleitet das Entwurfsprojekt. Das Seminar, welches aus Vorlesungen und Übungen besteht, ist Wahlpflicht (6CP) aber für den Entwurf bindend - alle Entwerfer*innen belegen also automatisch das Seminar.

Am 21.4.22 findet eine Tagesexkursion nach Dresden statt, bei der neben der Zionskirche wichtige Dresdener Museumsbauten besuchen werden.