Kaufhaus des Wissens - Bibliothek 2.0 Lübeck

Dozenten: Per Pedersen, Sofía Ribas, Marie Vorbeck

Seit Beginn der 90er Jahre haben in Deutschland bereits mehr als 250 Seit Beginn der 90er Jahre haben in Deutschland bereits mehr als 250 Warenhäuser schließen müssen. Zurück bleiben zentral gelegene Immobilien mit großen Grundflächen, die meist über mehrere Jahre leer stehen und verfallen. Der Leerstand der ehemaligen Warenhäuser hinterlässt eine Lücke in der Stadtstruktur und nimmt großen Einfluss auf seine Umgebung. Wenn eine neue Nutzung etabliert wird ist diese oft nicht von Dauer. Es fehlt ein zukunftsorientiertes Nutzungskonzept, dass die großen Flächen bespielt und zugleich den heutigen Anforderungen an eine fluktuierende Innenstadt gerecht wird. 

Wir beschäftigen uns dieses Semester mit einer der größten leerstehenden Immobilien in der UNESCO Welterbe Hansestadt Lübeck. Mitten im Zentrum befindet sich das 1996 von Harald Deilmann entworfenen Kaufhaus Ensemble, von dem ein Gebäudeteil seit 2020, nach Schließung der darin ansässigen Karstadt Filiale, leer steht. Wir wollen für die rund 8000m2 eine Nachnutzung in Form einer zukunftsfähigen Bibliothek in Kombination mit einem kulturellen Angebot erarbeiten. Ziel ist es den einst viel besuchten Ort wiederzubeleben und einen neuen kulturellen Mittelpunkt im Lübecker Stadtzentrum zu schaffen. 

Wir verstehen Bibliotheken als Orte, die dem kollektiven Wissen und Gedächtnis gewidmet sind. Sie setzen sich dabei durch die Sammlung und Verbindung von Gedanken, Erfahrungen und Wissen über Zeit und Raum hinweg. Sie sind Orte, die Menschen bauen, kuratieren und pflegen um die Erfahrungen ihrer Mitmenschen aus der Vergangenheit und Gegenwart festzuhalten. 

Durch die fortlaufende Digitalisierung verändert sich nicht nur unser Informationskonsum, sondern auch die Anforderungen an Bibliotheken. Was einst nur auf Tinte und Papier festgehalten wurde, lässt sich jetzt auf Bildschirmen mit einem Klick aufrufen, versenden und verbreiten. Diese Entwicklung hält Einzug in die Bibliotheken und verändert ihre Struktur zunehmend. Welche Rolle spielen die neuen Medien in einer Bibliothek, wie werden sie zur Verfügung gestellt und konsumiert? Welche Räumlichkeiten werden für sie benötigt? Bibliotheken können nicht mehr auf das Medium des Buchs reduziert werden. Um weiterhin als Informationssammlung fungieren zu können, müssen sie alle entsprechenden Medien bedienen und für ihre Nutzer bereitstellen. Der Virtuelle Raum gewinnt an Bedeutung – was bedeutet dies im Umkehrschluss für den physischen Raum? 

Das gesammelte Wissen wird in Bibliotheken dabei für jeden bereitgestellt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Dadurch dienen sie als ein Ort des Zusammenkommens unterschiedlichster Nutzer und ermöglichen neben dem individuelle Informationskonsum einen kulturellen und sozialen Austausch, der über das Ausleihen und Lesen von Büchern hinaus geht. Die Bibliothek kann als Die Bibliothek als Erweiterung der eigenen Wohnung gedacht werden – als „urbanes Wohnzimmer“. Um diese Eigenschaft zu verstärken, wollen wir das Programm der traditionellen Bibliothek mit kulturellen Angeboten und Räumlichkeiten für diese erweitern. 

Zudem setzten wir uns in diesem Entwurf damit auseinander welche Anforderungen an einen kulturellen Ort im Stadtzentrum gestellt werden. Wie schafft man es eine fluktuierende Innenstadt am Leben zu halten, wenn immer mehr Einkaufszentren schließen? Welche neuen Aktivitäten können wir durch eine architektonische Ausformulierung ermöglichen und fördern? Wir öffnet sich das Gebäude und das darin angesiedelte Programm zur Stadt und dem öffentlichen Raum? Es gilt die Innenstadt als kulturellen und sozialen Erlebnisraum neu zudenken und entwickeln.

Das Seminar „Bibliotheken und ihre Bauten im Wandel der Medien“ von Prof. Sylvia Claus begleitet das Entwurfsprojekt. Das Seminar, welches aus Vorlesungen und Übungen besteht, ist Wahlpflicht (6CP) aber für den Entwurf bindend - alle Entwerfer*innen belegen also automatisch das Seminar.

Am 26.10.22 + 27.10.22 findet eine Exkursion nach Lübeck statt.