Denkmal – Werte – Bewertung

Jahrestagung des AK Theorie und Lehre der Denkmalpflege
31.10.–2.11.2013

Tagungsprogramm als Faltblatt (aktualisiert, Stand 15.10.2013)

Welchen Wert haben Denkmale – wer bewertet sie? Schon Alois Riegl sah die moderne Denkmalpflege vor allem als eine Gefühlssache, das Denkmal wesentlich für einen Stimmungsträger und verschob damit die Wertedebatte auf die Rezeptionsebene. Mit der zunächst höchst erfolgreichen Institutionalisierung der Denkmalpflege auf Länderebene seit den 1970er Jahren wurden die Werte des Denkmals ("geschichtlich", künstlerisch", "wissenschaftlich", "städtebaulich" etc.) juristisch festgelegt und ihre "Erfassung" an Fachleute delegiert. In jüngerer Zeit scheint die gesellschaftliche Bindungskraft dieser Konstruktion in Frage gestellt. Auf sehr unterschiedlichen Ebenen artikuliert sich die Bewertung des Kulturerbes als ein konfliktträchtiger Sinnstiftungsprozess, der unter wechselnden Akteuren jeweils neu ausgehandelt werden muss (cultural significance). Den daraus sich ergebenen Fragen und Spannungen in Bezug auf Werte und Bewertung von Denkmalen wird die Tagung mit unterschiedlichen Schwerpunkten, gerne auch an konkreten Beispielen, nachgehen.

Begriffe
Welche Begriffe und Ansätze lassen sich in der jüngeren Wertedebatte für das beschriebene Konfliktfeld fruchtbar machen? Als Teil des beschriebenen Phänomens gewinnen in jüngerer Zeit solche Begriffe an Bedeutung, die die gesellschaftlichen Aspekte deutlicher anklingen lassen als der traditionelle Begriff des Baudenkmals, wie Erbe/Heritage, Kulturgut, Patrimonium, Erinnerungsorte. Welche Implikationen zeichnen sich mit dieser Begriffsverschiebung ab?

Akteure
Wem gehört das Erbe? Wer bestimmt die Werte, wer bewertet es?
Was bedeutet es für die Fachbehörden und professionellen Akteure, wenn Denkmale zunehmend aktuellen Umdeutungsprozessen unterliegen? Wenn der Konsens über Denkmalwerte schwindet und sich die Vorstellung von erhaltenswertem Kulturgut wandelt? Welche Modelle von Partizipation oder privatem Engagement bieten hier Alternativen?

Praktiken
Die sich abzeichnende Verschiebung von einer Werte- zu einer Bewertungsdebatte wirft neue Fragen der denkmalpflegerischen Praxis auf. Verschiebt sich das Leitbild alternativlos vom Schutz von Denkmalen zu einem Making and Managing? Schwächt sie zwangsläufig die traditionell starke "Substanzbasierung" des Baudenkmals? Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Aufwertung des immateriellen Erbes, die neuen Akteuren Deutungsmacht verleiht?

Aktuelle Informationen finden Sie unter http://www.uni-weimar.de/de/architektur/professuren/denkmalpflege-und-baugeschichte/arbeitskreis/