Haus Döschnitz: Koproduktive Denkmalpflege auf dem Land und zirkuläres Bauen am Denkmal

Das Projekt Haus Döschnitz im Thüringer Wald steht beispielhaft für einen koproduktiven, experimentellen und denkmalgerechten Regenerationsprozess im Kontext des sozialökologischen Wandels im ländlichen Raum. Es hat im Rahmen der IBA Thüringen seinen Anfang genommen, die sich unter anderem dem Thema Leerstand als Ressource verschrieben hatte.

In einem 220-Seelen-Dorf im Thüringer Wald in einem Seitental des Schwarzatals steht das um 1700 erbaute Haus Döschnitz. Das repräsentative zweistöckige Fachwerkhaus mit Satteldach war einst das Wohnhaus einer Brauereifamilie und Teil eines Dreiseitenhofs. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als Zufluchtsort für Vertriebene, in den 1970er und 80er Jahren als örtliche Fremdenverkehrsverwaltung, und in jüngster Zeit fungierte es als (ein kaum besuchtes) Heimatmuseum und als Büro des Bürgermeisters. Gemeinsam mit der gegenüberliegenden Kirche, dem Pfarrhaus, Kantorat und ehemaligen Rittersitz bildet das Fachwerkhaus den ortsbildprägenden Kern des Dorfes.  

Seit 2020 wird das 320 Jahre alte Fachwerkhaus durch einen gemeinnützigen Verein wiederbelebt. Die Vereinsmitglieder sind unter anderem Architekt*innen, Denkmalpfleger*innen und Urbanist*innen, einige mit Anbindung an Hochschulen (BTU, TU Berlin, HCU, Hochschule München, FH Erfurt). Das Vorhaben ist dadurch eng in forschungsbasierte Lehre eingebunden und dient als Reallabor für zirkuläres Bauen, Denkmalpflege und gemeinschaftliche Gestaltung.

Auch in der Lehre des Fachgebiets Denkmalpflege ist Haus Döschnitz als Lehr- und Lernobjekt eingebunden. Studierende der Architektur und Denkmalpflege (WHS/HCSM) haben so die Möglichkeit ihre theoretischen Kenntnisse aus dem Seminarraum in der Praxis umzusetzen.

Bisher umgesetzte Arbeiten am Haus umfassen u.a. die Entwicklung und Teilumsetzung eines denkmalgerechten Heizkonzepts, den Austausch von Holzelementen, umfassende Mauerwerkssanierungen, die fragmentarische Konservierung eines Wandabschnitts, den Bau einer Gemeinschaftsküche mit Terrazzoelementen sowie den Bau eines Pizzaofens aus Abbruchmaterialien und wieder aufbereitetem Lehm. Neben den baulichen und sanierungspraktischen Arbeiten wird das Haus kulturell genutzt – etwa für Ausstellungen und Künstler*innenresidenzen.

Bearbeiterin: Clara Rellensmann

Kooperationspartner*innen:
Haus Döschnitz e.V.
Gemeinde Döschnitz
Zukunftswerkstatt Schwarzatal
Hochschule München, Lehrgebiet Bauen im Bestand, Denkmalpflege und Bauaufnahme
TU Berlin, Natural Building Lab
mata architekten
Belwerk Kollektiv
Lehmbauexperte Mario Salfelder

Lehre

Koproduktive Denkmalpflege auf dem Land
Modul: Vertiefung Denkmalpflege,Sommersemester 2022 (6 ETCS)

Rehabilitation of Vernacular Architecture
Hands-on Workshop, 13-20 June 2022, Summer Semester 2022

Rehabilitation of Vernactular Architecture
Hands-on Workshop, 14-19 May 2023, Summer Semester 2023

Zirkuläres Bauen am Denkmal
Stegreif / Bauworkshop, 7-13 Mai 2025, Sommersemester 2025

Vorträge

Haus Döschnitz: Pioneering co-creative regeneration in the countryside?
“Regenerate!”, MACCH (Maastricht University) / Jan van Eyck Academy, 20-21 March 2025