Dichter, grüner, urbaner? Wohnen im Speckgürtel Eine Betrachtung des Einfamilienhaus-Systems und möglicher Alternativen

Modulnummer: 12037 (11753 / 24407 / 11286)

Lehrveranstaltungsnummer: 640110

Veranstaltungsart: Masterprojekt Stadtplanung

Lehrende: FG Stadtplanung und FG Bau- und Planungsrecht 

Prof. Dr. Nina Gribat, Dr. Emily Bereskin

Prof. Dr. Bernhard Weyrauch

Termine: 19.10.2022 – 08.02.2023 / Mittwochs 09:30 – 13:00

Ort: Atelier LG 2A 2. OG

Registrierung: Infoportal-Lehre und Moodle

Erste Veranstaltung: Di. 19.10.2021, 09:30, Atelier LG-2A 2.OG

Nach der angewandten Bemessungsgrundlage des BBSR werden Gebietskörperschaften mit Einwohnerzahlen zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnern und mindestens grundzentraler Funktion als Kleinstädte eingeordnet. Besonderen Rahmenbedingungen unterliegen die Kleinstädte im Speckgürtel größerer bzw. großer wachsender Städte. Seit vielen Jahren ist die Entwicklung vieler dieser Speckgürtelkleinstädte gekennzeichnet von einem Zuzug von Menschen, insbesondere Familien, denen das Wohnen in der nahen Großstadt zu unbequem, zu eng und oft auch zu teuer geworden ist. In den Kleinstädten im Umland von Berlin lässt sich seit der Wiedervereinigung eine flächenhafte Ausweisung von Wohngebieten zugunsten von stark nachgefragten Einfamilienhäusern beobachten, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Entwicklungen folgen der großen Nachfrage nach dem Eigenheim, so dass in der überwiegenden Zahl der Fälle Wohngebiete mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern entstehen, deren Bewohner*innen zwar im Grünen leben, aber größtenteils auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen sind. Hinsichtlich der Zielsetzung der Bundesregierung, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll, ist diese Entwicklung nicht zukunftsfähig und es müssen dringend neue, flächen- und ressourcensparende Wohnformen, die aber trotzdem eine hohe Attraktivität haben, entwickelt werden. Hier möchte dieses Studienprojekt einen Beitrag leisten.  

Vorangetrieben wird die wenig nachhaltige Siedlungsentwicklung in den Speckgürtel-Kleinstädten oft von Entwicklungsträgern, die nach Aufstellung von Bebauungsplänen und Planumsetzung schlüsselfertige Typenhäuser an Interessierte verkaufen. Doch passen diese gängigen Entwicklungsformen in die heutige Zeit, in der ein sehr bewusster Umgang mit immer knapper werdenden Ressourcen wie etwa Fläche, Boden und Baustoffen, eine steigende Verantwortung gegenüber den Erfordernissen des Umwelt- und Klimaschutzes und der Klimaanpassung sowie sich wandelnde Nutzer*innen-Ansprüche bei der Weiterentwicklung von Städten und Gemeinden beachtet werden müssen? Welche Faktoren begünstigen den Trend zum „Eigenheim im Grünen“ der letzten Jahre? Wie problematisch ist diese Entwicklung? Wie könnte mit Blick auf die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen zukünftig (weiter)geplant und (weiter)gebaut werden? Welche andere Wohnformen sind denkbar, mit denen Bedürfnisse gedeckt aber Ressourcen und Klima zugleich geschont werden? Welche Rolle spielen dabei Potenziale im Bestand? Auf welche Rahmenbedingungen ist beim Neubau zu achten? Welche städtebaulichen und stadtplanerischen Lösungen kommen in Frage und wie könnte eine planungsrechtliche Steuerung aussehen? 

All dies sind Forschungsfragen, denen das Projekt nachgehen soll. Das Studienprojekt verfolgt einerseits das Ziel, die Hintergründe für die Wohnraumentwicklungstendenzen im Speckgürtel zu analysieren, und andererseits, neue nachhaltigere Möglichkeiten des Zusammenlebens zu durchdenken. Im Projekt sollen also Lösungsansätze sowie beispielhafte städtebauliche und stadtplanerische Strategien für neue Wohnformen und neue Anforderungen an Wohnen und Städtebau aufgezeigt werden. 

Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit der Fachgebiete Stadtplanung und Bau- und Planungsrecht gelehrt. Neben städtebaulichen und stadtplanerischen Aspekten steht daher die rechtliche Betrachtung von Einfamilienhäusern im Vordergrund. Das Projekt kann demzufolge sowohl für den Schwerpunkt Stadtplanung als auch für den Schwerpunkt Planungsrecht belegt werden.