Ingenieure für Hitlers "Germania" - Technische Planungen für die "Große Halle des Volkes"

Diplomarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfasst von Matthias Kunze im Winter 2000/2001

Die vorliegende Arbeit behandelt die Planungen für die "Große Halle". Dieses Bauprojekt zählte zu den bedeutendsten Beispielen der nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur und den aufwendigsten Vorhaben der Bauproduktion des Dritten Reiches. Im Zentrum Berlins angeordnet, sollte es nach Abschluss der "Neugestaltungsmaßnahmen" des "Generalbauinspektors" als weltgrößtes Bauwerk die "Reichshauptstadt" bekrönen. In Erscheinungsbild und Planungsgeschichte der "Großen Halle" kulminieren zahlreiche Charakteristika der Partei- und Staatsarchitektur der NS-Zeit. Als Versammlungshalle für 180.000 stehende Zuschauer vorgesehen, war der Kuppelbau vordergründig einer einschüchternden Monumentalität verpflichtet. Die Technik fungierte folglich nur als Dienerin, war jedoch aufgrund der gigantischen Dimensionen des beabsichtigten Prestigeobjektes außergewöhnlich gefordert.

Ein Ziel ist es, auf der Grundlage umfangreich recherchierten Quellenmaterials neben der allgemeinen Analyse des Planungsumfangs die technischen Entwurfsetappen möglichst lückenlos zu dokumentieren, um die Realisierbarkeit des Bauwerkes und eine eventuelle Übernahme von technischem Know-How in die Nachwelt diskutieren zu können. Ferner wird hinterfragt, inwieweit namhafte Bauingenieure beim Zustandekommen baureifer Pläne beteiligt waren und wie ihre Rolle zu bewerten ist.

Die Untersuchungen führten zu der Erkenntnis, dass die Vorbereitungen für den Bau der "Großen Halle" so intensiv betrieben wurden, dass ihre Ausführung unmittelbar bevorstand. Die Verwirklichung des Bauwerkes, das dazu bestimmt war, Weltherrschaftsansprüche zu demonstrieren und nur durch einen Raubkrieg realisierbar gewesen wäre, wurde letztlich durch selbigen verhindert.

Den besonders problematischen konstruktiven Gestaltungen der Gründung und der Kuppel näherten sich die Planenden mittels zahlreicher Vorentwürfe. Die nach letztem Planungsstand festgelegten Ausführungen einer massiven Stahlbetonbodenplatte und einer Stahlkuppel mit eingehängter Massivschale erscheinen dem Verfasser als geeignete Konstruktionen für die Realisierung der "Großen Halle". Jedoch war ein tatsächlicher Bau aufgrund anderer Widrigkeiten ausgeschlossen. Ein bemerkenswerter Technologietransfer in die Nachkriegszeit war aufgrund der Unität des Bauvorhabens nicht zu verzeichnen.

Einige Ingenieurpersönlichkeiten unterstützten die Planungsmaßnahmen tatkräftig und widerspruchslos. Zwar erscheint ihr "unpolitischer", fachlicher Eifer als logische Konsequenz der Entwicklung der Ingenieurberufsgruppe bis zum Nationalsozialismus, doch kann ihnen angesichts der menschenverachtenden Voraussetzungen und Intentionen des geplanten Bauwerkes kein moralischer Freispruch erteilt werden.