Die Eisenkonstruktionen in den Gebäuden der Staatlichen Eremitage St. Petersburg

Promotionsvorhaben am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, bearbeitet von Bernhard Heres, seit 2009

Nach einem Brand des St. Petersburger Winterpalastes wurden 1838 bis 1850 alle Gebäude der damaligen kaiserlichen Residenz mit eisernen Dach- und Deckentragwerken versehen. Sie stellen wegen ihrer enormen Menge und Vielfalt sowie der unterschiedlichen „Handschriften“ ihrer verschiedenen Konstrukteure ein für die Bautechnikgeschichte äußerst aufschlussreiches Ensemble aus der Frühzeit des europäischen Stahlbaus dar.
Ein erster Teil der Bearbeitung umfasst die erstmalige systematische Vor-Ort-Erfassung und Dokumentation dieser Tragwerke. Dafür sind angemessene Aufnahmeverfahren und geeignete Dokumentationsformate zu entwickeln. Ergänzt wird die Datenbasis durch die Auswertung relevanter Archivalien und Laboruntersuchungen an Proben der verwendeten Eisenwerkstoffe.
Die Analyse und Interpretation zielt unter anderem auf die Verifizierung der Bauphasen, die Identifikation von Entwicklungslinien von Strukturen und Details anhand von Typologien sowie eine Bewertung des Tragverhaltens der realisierten Lösungen durch statische Berechnungen. Auf der Grundlage von Bestandsaufnahme und Archivalien können zudem sowohl verschiedene Planungsstufen als auch die Herstellungsprozesse rekonstruiert und analysiert werden. Von Interesse sind der gesamte Weg des Eisens von der Erzeugung und Verarbeitung in den Eisenwerken bis zur Montage der Tragwerke auf der Baustelle, aber auch Versagensfälle oder spätere Verstärkungen.
Die Bedeutung der untersuchten Tragwerke wird durch eine Verortung im Kontext des zeitgenössischen russischen und europäischen Stahlbaus herausgestellt.