Workshopbeschreibungen

1. Biographische Theaterarbeit

Vor dem Hintergrund des angestrebten Kohleausstiegs befindet sich die Lausitz mitten in einem Wandlungsprozess, der alle gesellschaftlichen Bereiche umfasst. Er hat damit unweigerlich Auswirkungen auf jene Menschen, die in dieser Region leben. Die Methoden des biografischen Theaters bieten – auch jenseits von Theaterarbeit und der spezifischen Region Lausitz – die Möglichkeit, Erfahrungen, Geschichten und Wünschen eine Plattform zu geben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen und der Lebenswelt anderer lädt ein, sich selbst in den Kontext von Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu setzen.

Der Workshop zeigt ganz praktisch, wie wir mit unterschiedlichsten Zielgruppen zu den Auswirkungen von Veränderungen auf ihre eigene Biografie ins Gespräch kommen, wie Ängste, aber besonders auch Wünsche und Hoffnungen sichtbar gemacht werden und wie man diesen eine Plattform geben kann.

Workshopleitung: Romy Fröhlich (Theaterwerk)

Theaterpädagogin (ARS), Regisseurin, Dipl.Soz.Arb/Soz.Päd.in

2. Kollektiv Kritisches Kartieren

Karten werden häufig als DIE geographische Methode oder sogar Sprache verstanden. Oft wird davon ausgegangen, dass sie ein verebnetes und vereinfachtes Abbild der Erdoberfläche zeigen. Damit prägen sie unsere Wahrnehmung der Welt entscheidend mit. Kritische Kartographie greift diese Annahme an und versucht einerseits herauszuarbeiten, welchem geschichtlichen (Ideen-)Kontext Karten entstammen, welche (politischen) Geschichten sie über die Welt erzählen und wie sie Herrschaftsansprüche formulieren. Andererseits sammeln sich unter dem Begriff der Kritischen Kartographie auch politische, aktivistische und künstlerische Praktiken, die sich Kartieren als ein Instrument aneignen, um dominante Blicke auf Welt zu destabilisieren oder Forderungen und politische Interessen auszudrücken. „Kollektiv Kritisches Kartieren“ stellt eine Methode innerhalb dieser Denkrichtung dar. In dem gleichnamigen Multiplikator*innen-Workshop möchten wir diese ausprobieren und diskutieren, wie ihre Anwendung dabei helfen kann, einen gemeinsamen, kritischen Blick auf Räume zu werfen, uns zu vernetzen, Wandel zu prägen und Utopien zu entwickeln.

Workshopleitung: Laurenz Virchow 

Als Mitglied des kollektivs orangotango teilt Laurenz Virchow die Begeisterung für radikale Geografien und Aktionsforschung. Er ist inspiriert von kritischer Pädagogik und Kindern beim Spielen und lernt auf der Basis von Versuchen und Fehlern. Aktuell arbeitet er im Neuköllner Jugendzentrum Manege als pädagogischer Leiter der Werkstatt des Hauses.

3. Digitale Musikprojekte in kulturell-musischer Bildung 

Moderne Musikarbeit findet heute digital statt – auch Jugendliche und Schüler*innen nutzen DAWs (Digital Audio Workstations) und APPs fürs Musikmachen. Musik-Vermittler*innen, Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte gewinnen in dieser Fortbildung Einblick in die praktische Umsetzung von Projekten mit DAW- und APP-basierter Musikproduktion und arbeiten sich in die technisch komplexe Welt zeitgemäßer Musikproduktionsmedien ein. Die Teilnehmenden können die technischen Geräte und deren Nutzung direkt ausprobieren und sofort anwendbare Projektideen und deren Umsetzung kennenlernen. Anhand von Praxisbeispielen wird deren Einbindung in Projekte, Unterricht und Kursgestaltung aufgezeigt. 

Workshopleitung: Thomas Oestereich (ZPOP Brandenburg)

4. Blaudruck im 21. Jahrhundert – Tradition im Wandel

Blaudruck kann mehr sein als ein Zierdeckchen bei Oma. Das aussterbende Handwerk ist UNESCO-Weltkulturerbe und findet sich auch in der sorbischen/wendischen Tracht. Mit modernen Methoden, wie 3D-Druck, Lasern und Fräsen arbeiten verschiedene Akteure in der Lausitz daran, den Blaudruck im 21. Jahrhundert lebens- und erlebenswert zu halten.

Im Workshop wollen wir zunächst kurz auf die Geschichte des Blaudrucks eingehen, um dann moderne Ansätze des Umgangs mit der alten Technik zu zeigen. Die moderne Aneignung des Blaudrucks bietet neben Technikfaszination auch Möglichkeiten für Innovation und kulturelle Bildung. Abgeschlossen werden soll der Workshop mit der Möglichkeit, die Textilstempel praktisch im Direktdruck zu testen.

Der Workshop findet statt im Rahmen des Projektes “Inwerstetzung immateriellen Erbes im deutsch-slawischen Kontext” in Zusammenarbeit mit der Niedersorbischen Kulturakademie und den Mobilen Fabrikationslaboren (MoFab).

Workshopleitung: Daniel Häfner-Kamjenaŕ (Lausitzer Institut)

5. Schreibwerkstatt „Zukünfte“

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben“ (Albert Einstein)

Die Temperaturen steigen jedes Jahr, Jeff Bezos fliegt ins All, unsere Arbeit macht demnächst die KI und für den Unterricht oder den Einkauf muss man nicht mehr das Haus verlassen. Gerade passiert viel – klimatologisch, technologisch und gesellschaftlich, wir sprechen von „Zeitenwende“ oder „tipping points“. Da stellen nicht nur die Aktivist:innen der „last generation“ die Frage, wie die Welt in Zukunft aussehen wird. In der Schreibwerkstatt »Zukünfte« werden wir unseren Bildern, Ideen und Erwartungen an die Zukunft nachgehen. Wir werden spekulieren, was sein könnte und »was wäre, wenn«, und auf dem Papier schreibend über Möglichkeiten und Erwartbares nachdenken. Dafür benutzen wie Glückstechniken wie Listing und Mapping, Wunderfragen und Ankern. Besonders spannend wird es, wenn wir die konkrete Umwelt und Zusammenhänge, die wir kennen, ins Auge fassen: Wie könnte Brandenburg in 100 Jahren aussehen? In der Werkstatt werden verschiedenste Textformen ausprobiert, dabei können Manifeste für gegenwärtiges Handeln oder Science-Fiction-Gedichte entstehen – im gemeinsamen Nachdenken, Diskutieren und Schreiben versuchen wir, die Zukunft in unsere Gegenwart zu holen.

Die Dichterin Karla Reimert führt in diesem Workshop ins Thema ein, beantwortet Fragen und bietet die Gelegenheit, eigenen Ausdruck zu finden für die eigenen Zukünfte, die wir schreibend in die Hand nehmen wollen. Keine Vorkenntnisse nötig.

Workshopleitung: Karla Reimert (Haus für Poesie)

Zum Profil von Karla Reimert siehe:

https://leanderwattig.com/wasmitbuechern/wmb-blog/2022/karla-reimert-montasser-jeder-tag-am-haus-fuer-poesie-kreist-um-poesie/

https://de.wikipedia.org/wiki/Karla_Reimert

6. Fotogeschichten: Die Transformation in der Lausitz im Medium Fotografie und Video.

Wie werden Transformationen erzählt? Welche Bilder entstehen?

Welche von ihnen finden Platz im kollektiven Gedächtnis? 

Und welche Geschichte bleiben unerzählt?

Anhand sehr unterschiedlicher Herangehensweisen der Bildproduktion zum Strukturwandel in der Lausitz werden sich daraus ergebende Narrative untersucht.

Im Fokus stehen hier die Arbeiten zu Lauchhammer der Fotografin Christina Glanz (Lauchhammer – Christina Glanz), die Fernsehserie Lauchhammer-Tod in der Lausitz und die Webdokumentation Leben in der Lausitz (daserste.cloud).

Ausgehend von den sich ergebenen Analysen entstehen in einem praktischen Teil eigene Erzählungen. Diese werden mit fotografischen Mitteln und Montagetechniken gemeinsam erarbeitet.

Workshopleitung: Anna Makarova (Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH)

Anna Makarova ist für die BKG als Medienpägogin tätig.