NeuroMiR – Der Demenz im Blut auf der Spur
In der gegenwärtigen Gesellschaft nimmt die Häufigkeit an neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson stetig zu. Auftretende Symptome reichen von Gedächtnis- und Bewegungsstörungen bis hin zur Unfähigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Diese Veränderungen stellen sowohl die Patienten selbst als auch die Angehörigen vor außerordentliche Belastungen. Eine verlässliche Diagnose ist bisher erst nach Ausbruch der Krankheit nachweisbar. Eine frühzeitige Diagnostik mit verschiedenen Parametern spielt deshalb eine sehr wichtige Rolle, einerseits um die Erkrankung möglichst zeitig zu erkennen und andererseits, um ihren Verlauf rechtzeitig beeinflussen zu können.
Jüngste Erkenntnisse aus der Forschung zeigen ein großes Potential in der neuen Biomarkerklasse microRNA, welche bei erkrankten Personen schon vor dem Auftreten erster Symptome charakteristische Veränderungen aufweisen. Biomarker sind in der Medizin messbare Parameter biologischer Prozesse, die prognostische oder diagnostische Aussagekraft haben. Daher können sie als Indikatoren für Krankheiten herangezogen werden. Die Vision des Verbundprojekts NeuroMiR ist es, microRNAs im Blut von Patienten routinemäßig gemeinsam mit den konventionellen Proteinmarkern zu messen. Hierfür soll eine kleine Blutprobe genügen statt einer aufwendigen und risikobehafteten Probenentnahme aus dem Knochenmark. Das Verbundprojekt um den Mediziner und Unternehmer Prof. Dr. Dirk Roggenbuck entwickelt eine Plattform, basierend auf der Videoscan-Technologie, die sowohl Protein- als auch Nukleinsäure-Biomarker simultan und hochsensitiv detektiert. Die Biomarker werden durch spezifische Antikörper bzw. Fängersonden, die an mikrometergroße Polymerpartikel (Beads) gekoppelt sind, aus dem Patientenblut gebunden. Eingebettet in einem neuartigen Hydrogel, das im Rahmen des Projekts entwickelt wird, entstehen am Bead durch enzymatische Reaktion Nah-Infrarot (NIR)-Signale, die mit einem neu entwickelten NIR-Fluoreszenzmikroskops detektiert werden. Anschließend werden die Beads innerhalb der eigens entwickelten Mikrofluidikchips weiterverarbeitet, um mehrere Biomarker zeitgleich zu untersuchen. Es entsteht eine hochsensitive Bead-basierte Multiparameteranalytik, die zur Point-of-Care-Diagnostik eingesetzt und zukünftig um weitere Biomarker ergänzt werden kann.
Der regionale Schwerpunkt dieses Clusters liegt in der Region Berlin/Brandenburg mit Verbindungen nach Thüringen und Sachsen. Die Bündnispartner umfassen drei Forschungseinrichtungen: die Professur Immuntechnologie an der Universität Potsdam, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Berlin. Als Industriepartner beteiligen sich sechs klein- und mittelständische Unternehmen: GA Generic Assays GmbH, Medipan GmbH, Askion GmbH, BiFlow GmbH, PolyAn GmbH und new/era/mabs GmbH.
Das Projekt ist eines von 12 weiteren geförderten Verbundprojekten aus dem RUBIN Programm des BMBFs zur Förderung regionaler mittelständischer Unternehmen.