Gesundheitsforschungszentrum Université Laval Québec (Kanada) 2025
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Das Praktikum hat mir gezeigt, wie Forschung tatsächlich entsteht: durch Teamarbeit, strukturierte Methoden, kritisches Denken und gemeinsames Ringen um die besten Lösungen. Ich konnte erleben, wie selbstverständlich Pflegewissenschaft in internationalen Kontexten ihren Platz hat und wie wertvoll unsere Sichtweise für interdisziplinäre Forschung ist. Wenn ihr Pflegewissenschaft studiert und euch fragt, ob internationale Forschung etwas für euch sein könnte: Probiert es aus. Unsere Profession ist überall relevant und Studierende haben der Pflegewissenschaft international viel zu bieten.
Forschungspraktikum in Québec – Ein Erfahrungsbericht
Ich hätte nie gedacht, dass mein Pflegestudium mich einmal in ein kanadisches Forschungsteam bringen würde – 12 Wochen mitten in Québec, in einem Gesundheitsforschungszentrum, das international arbeitet.
Als ich auf das RISE-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes aufmerksam wurde, war für mich schnell klar: Diese Chance möchte ich nutzen. Offiziell richtet sich RISE vor allem an naturwissenschaftlich-technische Fächer, doch Pflegewissenschaft gilt als „verwandte Disziplin“ der Biologie – und gehört damit ausdrücklich dazu. Kanada fiel mir besonders ins Auge, weil der Bewerbungszeitraum früher begann und mich die Forschungslandschaft und das Gesundheitswesen dort sehr interessiert.
Wo ich gearbeitet habe – und warum Québec ein besonderer Ort ist
Mein Praktikum absolvierte ich an der Université Laval in Québec City, im VITAM – Centre de recherche en santé durable. Das Forschungszentrum untersucht, wie Gesundheit im Alltag der Menschen entsteht – im Lebensumfeld, in Gemeinden, in Organisationen und im Zusammenspiel verschiedener Versorgungsbereiche. Meine Betreuerin, Prof. Dr. Annie Leblanc, ist Canada Research Chair und arbeitet an der Schnittstelle von Implementierungsforschung, Public Health und medizinischer Versorgung. Die Forschungsatmosphäre war international, offen und interdisziplinär – ein Umfeld, in dem Pflegewissenschaft selbstverständlich Teil der wissenschaftlichen Arbeit ist
Was ich im Praktikum gemacht habe – echte Forschungspraxis erleben
Ich arbeitete in zwei Forschungsprojekten mit. Zunächst beschäftigte ich mich mit dem Thema „Permission to Contact“. Dabei geht es darum, wie Forschende Patientinnen und Patienten direkt erreichen können, ohne gegen Datenschutzvorgaben zu verstoßen. Nach einer intensiven literarischen Einarbeitung wurde ich in das Scoping Review eingebunden: Studien sichten, Fragestellungen interpretieren, Daten extrahieren, Ergebnisse ordnen.
Für mich war es ein persönlicher Erfolg, dass meine Perspektive als Pflegestudierende einen echten Unterschied machte. Aufgrund meines Textverständnisses haben wir einzelne Studien doch aufgenommen – oder eben ausgeschlossen –, weil ich inhaltliche Feinheiten entdeckt habe, die dem Projekt halfen. Das hat mir gezeigt, wie viel Einfluss wissenschaftliches Denken bereits im Studium entfalten kann.
Parallel unterstützte ich die Community Health PhD-Studentin Nataly bei einem Review zu Krebsschmerzen und Zugangshürden für gesellschaftliche Minderheiten. Ich übernahm die gesamte Recherche der grauen Literatur, strukturierte Arbeitsprozesse und konnte ihr viel Motivation geben. Es war eine richtig tolle Erfahrung, von ihr direktes Feedback zu erhalten, zu sehen, wie sehr meine Arbeit ihr hilft und welchen Mehrwert sie darin sieht. Wir arbeiten nach meiner Rückkehr weiter zusammen – und ich freue mich, dass dabei meine erste wissenschaftliche Publikation entstehen wird.
Ein weiterer Bestandteil des Praktikums waren die Fortbildungen von Mitacs. Die Workshops zu Kommunikation, Projektmanagement und wissenschaftlichem Präsentieren waren hochwertig und praxisnah. Viele Inhalte helfen mir langfristig – sowohl für das Studium als auch für zukünftige wissenschaftliche Projekte.
Bewerbung – Vorbereitung – Einreise
Für Kanada läuft die Bewerbung direkt über Mitacs Globalink. Internationale Studierende wählen dort passende Forschungsprojekte aus und bewerben sich mit klassischen Unterlagen wie Lebenslauf, Motivations- und Empfehlungsschreiben. Nach der Zusage stellt man beim DAAD einen kurzen Stipendienantrag.
Alles andere – Einreisegenehmigung, Arbeitserlaubnis, Versicherung – ließ sich mit wenigen Schritten organisieren und ist in Kanada recht einfach. Sowohl Mitacs als auch der DAAD unterstützten mich jederzeit, beantworteten schnell meine Rückfragen und vereinfachten dadurch den gesamten Ablauf.
Wie sich Québec anfühlte
Der Sommer war geprägt von ruhigen Bürozeiten, dem Beginn des Herbstsemesters und der Mischung aus französisch- und englischsprachiger Umgebung. Québec City und seine Umgebung boten viele Möglichkeiten: Nationalparks, Wale beobachten, Apfelplantagen, Wanderwege – und am Ende sogar der Indian Summer. Die Stadt war ein idealer Ort, um Forschung, Alltag und neue Eindrücke zu verbinden.



