Bauten der Besatzungszeit in Westdeutschland (1945-55) Das Erbe der Demokratisierung in der architektonischen Landschaft Deutschlands

Als Reaktion auf die beunruhigenden Entwicklungen im politischen Diskurs der letzten Jahre rufen deutsche Politiker und Bürgerorganisationen immer häufiger dazu auf, das öffentliche Bewusstsein für demokratische Werte zu stärken und das Bekenntnis der Deutschen zu Europa und zur internationalen Kooperation zu erneuern. Ausdrücklich gefordert und gefördert wird u.a. die Entdeckung sogenannter "Orte der Demokratiegeschichte" in der architektonischen Landschaft Deutschlands und ihre Aufbereitung zu "Lernorten der Demokratie".

Vor diesem Hintergrund wird das Projekt die bauliche Hinterlassenschaften der Besatzungszeit in Westdeutschland untersuchen, die von den Bemühungen der Westalliierten zeugen, ihren ehemaligen Feind zu "demokratisieren" und sowohl eine europäische als auch eine größere westliche Gemeinschaft auf der Grundlage gemeinsamer kultureller Werte zu schmieden. Bislang ist dieses Vermächtnis – zu dem u.a. Bauten und Strukturen für Bildung und Erholung, für Wissenschaft, Geschichte und Kunst, für Religion, für Gesundheits- und Sozialwesen und nicht zuletzt für politische Organisation und Aktion an den "grass roots" gehören – für die Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar und bei Historikern wenig bekannt. Das Projekt wird

  •  diese Bauten und Strukturen identifizieren, ihren heutigen Zustand erfassen und ihre Funktion registrieren;

  •  die Geschichte ihrer Konzeption und Realisierung erforschen und rekonstruieren;

  •  diese Geschichte in den gemeinsamen alliierten und deutschen Bemühungen der Besatzungszeit um den Aufbau der Demokratie einbetten und kontextualisieren; und

  •  den neuen Korpus an Bauten und Stätten hinsichtlich ihres Potenzials als "Orte der Demokratiegeschichte" analysieren, indem praxeologischen Theorien des "Erbens" angewandt werden, die im Felde der Heritage Studies und ihrer Nachbardisziplinen aktuell sind.

Damit wird das Projekt eine bedeutende Wissenslücke über die deutsch-alliierten Beziehungen in dieser entscheidenden historischen Phase der modernen Bundesrepublik schließen.

Darüber hinaus wird es der derzeit im Entstehen befindlichen Topographie der "Orte der Demokratiegeschichte" eine notwendige Breite und Differenzierung verleihen – denn dieser Topographie mangelt es bisher an Orten der amerikanisch-deutschen, britisch-deutschen und deutsch-französischen Zusammenarbeit beim Aufbau der deutschen Nachkriegsdemokratie, Orte, die den aktuellen Bemühungen um eine Bewusstseinsbildung hinsichtlich der demokratischen und europäischen Traditionen Deutschlands wichtige Anhaltspunkte bieten könnten. Gleichzeitig wird es die Idee, dass Kulturerbestätten auf das politische und gesellschaftliche Denken und Handeln der Menschen einwirken können, kritisch hinterfragen, und damit den internationalen Diskurs über die politische Rolle und Funktionsweise von kulturellem Erbe vorantreiben.

Forschungsgeleitete Lehre

Studienprojekt Heritage Making at Historic Sites: Processes, Practices and Politics, Masterstudiengänge World Heritage Studies (WHS), Heritage Conservation and Site Management (HSCM) sowie Architektur, BTU Cottbus-Senftenberg, Sommersemester 2023.

Projektmitarbeiter_innen

Dr. phil. Antoine Beaudoin
Postdoktorand

Lehrgebäude 2D, Raum 1.19a
+49 355 69 3135 
+49 355 69 3117 (Sekretariat) 
Antoine.Beaudoin(at)b-tu.de

Danica Petrovic
Wissenschaftliche Hilfskraft

Lehrgebäude 2D, Raum 1.19a
+49 355 69 3135 
+49 355 69 3117 (Sekretariat) 
Danica.Petrovic(at)b-tu.de

Projektleitung

Prof. Dr. phil. habil. Johanna M. Blokker 
Lehrstuhl Denkmalpflege / Architectural Conservation
Institut für Bau- und Kunstgeschichte 
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Lehrgebäude 2B, Raum 0.12
Konrad-Wachsmann-Allee 4
03044 Cottbus

Tel: ++49 355 69 3992 
Tel: ++49 355 69 3117 (Sekretariat) 
Mail: Johanna.Blokker(at)b-tu.de