Kunst und Transformation: Auf der Suche nach (verlorenen) Utopien?

Ulrike Kremeier, Direktorin Brandeburgisches Landesmuseum 

Utopien scheinen ein bisschen in Verruf geraten zu sein. Denn vielfach haftet ihnen entweder ein schaler, unliebsamer Beigeschmack von Ideologisierung an. Oder aber die Vorstellung von Utopien ist unattraktiv geworden, weil ihr auch immer die Möglichkeit des Scheitern innewohnt und Utopien gemeinhin als irrational wahrgenommen werden.

Scheitern in einer Zeit in der Effizienz, Leistung und Erfolg zu unseren modernen Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen gehören, wie die Luft zum Atmen, wird jedoch oft mit Versagen(-sangst) verbunden. Wenig hingegen wird Scheitern als potenzielle Chance des Ausprobierens und des Lernens begriffen. Denn ein Lerneffekt stellt sich ja nur ein, wenn man auch mal innehält, Distanz einnimmt, die (vielleicht dysfunktionalen) Strukturen, Idee und Status quo kritisch hinterfragt. Zu risikobehaftet scheinen Umdenken oder Neuanfänge zu sein.

Jener Mangel an Risikobereitschaft und Utopieproduktion sind in der Kunstwelt ebenso wie in gesellschaftspolitischen Bereichen des Lebens zu konstatieren. Dabei wäre gerade Kunst ein Feld in dem sich Möglichkeits- und Denkräume eröffnen sowie Strategien der Selbstermächtigung, des kritischen, jedoch nicht destruktiven Handelns und sinnlich-realräumlichen, aber gefahrenfreien Erlebens erproben.

Ulrike Kremeier ist eine Kunsthistorikerin. Seit 10 Jahren arbeitet sie als Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst.