1. Natürliche Vorgaben

Die erste Schicht betrachtet die natürlichen Grundlagen, die an einem Ort gegeben sind. Dazu zählen die im Naturschutzgesetz verankerten Schutzgüter Boden, Grund- und Oberflächenwasser, Luft, Klima, Arten (Fauna und Flora) und Biotope sowie das Landschaftsbild. Diese biotischen und abiotischen Bestandteile des Naturhaushaltes bestimmen seit Jahrtausenden die Siedlungsentwicklung sowie die Nutzung eines Standortes, beispielsweise für wirtschaftliche oder Erholungszwecke. Jeder Ort mit seiner Eigenart der Kombination dieser Faktoren weist eine bestimmte Eignung auf, die sich der Mensch seit jeher bewusst oder unbewusst zu Nutze macht.

Daher gibt die Analyse der natürlichen Grundlagen oft Aufschluss z.B. über das historische Wachstum einer Stadt. So gibt es Standorteigenschaften, die die Besiedlung eines Ortes begünstigen, z.B. die Lage am Fluss, fruchtbarer Boden zum Betreiben von Landwirtschaft oder eine Anhöhe, die sich günstig verteidigen ließ. Andererseits können z.B. Sumpfgebiete oder felsiger Boden eine Besiedlung beeinträchtigen oder sogar verhindern.

Die natürlichen Bedingungen sind Grundlage jeder Bautätigkeit, verändern sich durch diese aber auch. Jede Bautätigkeit ist immer ein Eingriff in den natürlichen Boden- und Wasserhaushalt und verändert damit auch zumindest das Mikroklima sowie die Zusammensetzung von Tier- und Pflanzenwelt. Ebenso ist eine Veränderung des Reliefs durch anthropogene Eingriffe möglich. Auch diese überprägten, historisch gewachsenen Standortfaktoren werden heute häufig als natürliche Grundlagen bezeichnet. Beispielsweise sind die durch den Tagebau bestimmten Landschaften künstlich entstanden. Diese so genannten Kulturlandschaften sind heute aber gleichzeitig "natürliche" Grundlage für weitere Entwicklungen.

Derartige Zusammenhänge zwischen Siedlungsgeschichte und den natürlichen Standortfaktoren wollen wir hier in einer kreativen Analyse erkunden. Woran hat sich die Stadt in ihrer Entwicklung angelehnt? Worauf reagiert sie heute? Und wie werden ihre natürlichen Bedingungen zukünftig aussehen? Inwiefern ist die Stadt inzwischen selbst zu einer fast “naturhaften” Vor-Schicht für weitere Planungen geworden? Die einzelnen Bestandteile und ihr Zusammenwirken sind unsere Lebensgrundlage. Damit ihre Funktion aber auch zukünftig erhalten bleibt, müssen wir als Akteure in der Natur bestrebt sein, sie zu schützen, zu erhalten und zu entwickeln. Dazu ist eine gute Kenntnis dieser Grundlagen unerlässlich.

Unter der Überschrift "Landschaft lesen lernen" sollen die relevanten natürlichen Grundlagen untersucht werden, um dann mit Hilfe von Zeichnungen, Plänen, Modellen über deren Eigenart und Entwicklung berichten zu können. Der Arbeitsprozess sollte zu einer eigenen Interpretation der Untersuchungsergebnisse führen und somit auch zu einer speziell dafür entwickelten (entworfenen) Präsentationsform.