Überarbeitung der Kursbeantragung im LMS "Moodle"

Zur Erfüllung der Projektziele wurde für das Lernmanagementsystem „Moodle“, das an der BTU genutzt wird, ein Plugin entwickelt, damit die Kurserstellung grundlegend überarbeitet und essenzielle Bestandteile für eine inklusive / barrierefreie Lehre integriert. Denn über 90% der Dozierenden an der BTU bieten einen Moodle-Kurs parallel zu ihrer Lehrveranstaltung an.

Hierfür wurden inkluisv-didaktische Anregungen zusammengetragen, mit dem Universal Design for Learning (UDL) zusammengebracht und Anknüpfungspunkte in Moodle identifiziert. Die Kurserstellung geschieht nun in einem 3-Schritt, wobei vor allem der letzte Schritt didaktische Empfehlungen beinhaltet. Hier werden für didaktische Konzepte und Methoden in 4 Kategorien Anregungen gegeben und gezeigt, wie diese auf Moodle abgebildet werden können.

Werden diese augewählt, werden sie nach Erstellung sofort in den Kurs übernommen. So können sich die Dozierenden durch die verschiedenen Kategorien klicken und prüfen, ob für ihre Lehrkonzeption passende Aktivitäten je nach Schwerpunkt empfohlen werden können. Zudem steht der Kurs auch sofort zur weiteren Bearbeitung bereit.

In den erstellten Kursen befindet sich dann ganz oben eine Feedbackaktivität, die automatisch dem Kurs hinzugefügt wird. Diese beinhaltet eine Frage, die sich auf besondere Umstände bezieht und ggf. ein Studium erschweren können. Dies können sensible Dinge sein, die die Teilnehmenden ungern in der Öffentlichkeit anbringen möchten. Entsprechend kann diese Aktivität genutzt werden, um auf besondere Gegebenheiten von den Studierenden anonym hinzuweisen. Bspw. wenn eine hörgeschädigte Person aufgrund der Akkustik nicht gut in der Lehrveranstaltung mitkommt. Mit solchen Informationen kann das Kursteam dann entsprechend reagieren.

Weiterhin wurden die Kurse automatisch mit verschiedenen weiterführenden Inhalten versehen und ein Dokument mit Checklisten zur barrierefreien Lehrgestaltung erarbeitet. In diesem Dokument wird auf allgemeine Empfehlungen inklusiver Hochschuldidaktik eingegangen und bietet Anregungen für die Ausgestaltung verschiedener Lehr- / Lernformate sowie Informationen zum „Zwei-Sinne-Prinzip“ und der barrierefreien Gestaltung verschiedener Dokumententypen.

Zuletzt gibt es nun auch einen Werkzeugkasten für mehr Barrierefreiheit in Moodle. Dieser beinhaltet Möglichkeiten, die Ansicht der Oberfläche individuell anzupassen. Bspw. kann der Kontrast umgekehrt oder der Mauszeiger vergrößert werden.

Weitere und ausführlichere Informationen zur neuen Kursbeantragung / -erstellung finden Sie im nachfolgenden Video:

Testung des entwickelten Plugins & Evaluation

Es wurde eine Testung des Plugins auf dem Moodle-Testsystem des Multimediazentrums erfolgreich durchgeführt, sodass die Überführung in das Live-System der BTU am 26.09.23 erfolgen konnte. Zu Beginn des WiSe 2023 hatten sowohl Lehrende als auch Studierende die Möglichkeit das neue Plugin zu nutzen. Im Anschluss daran wurde ab dem 24.10.23 bis zum 10.11.23 eine Umfrage gestartet um das Feedback zum Plugin aufzunehmen. Die erhaltenen Ergebnisse wurden dann den im Projekt zuvor formulierten Wirkannahmen gegenübergestellt.

Insgesamt nahmen 116 Personen an der Umfrage teil, davon waren 88 Personen Studierende und 28 Personen Dozierende.  

Bei den Studierenden (n=88) ging es vor allem um die Erleichterung der Orientierung im Lernalltag durch eine lernförderliche Kursstruktur in Bezug auf das Lernmanagementsystem Moodle sowie entsprechende Förderung der Flexibilität von Studium und Lehre. Hierzu äußerten sich 78 % (n=69) der Befragten positiv. Zudem sollten Studierende in Bezug auf Problemlagen und Herausforderungen, die ein Studium beeinflussen können, sensibilisiert werden. Von den 56 Personen, die diese Frage beantwortet haben, gaben 55 % (n=31) an, dass sich Ihre Einstellung durch das Plugin diesbezüglich positiv verändert hat. Daraus lässt sich eine Förderung bestimmter Future Skills und der Diversitätskompetenz ableiten. Weiterhin sollte der Nutzen, aus Sicht der Studierenden, des in Moodle integrierten „Werkzeugkastens für Barrierefreiheit“ festgestellt werden. Dieser wird von der Mehrheit der Befragten (68%; n=60) positiv bewertet. Insgesamt kann also festgestellt werden, dass das Plugin und die entsprechenden Veränderungen im LMS Moodle durch die Studierenden als lernförderlich und nützlich angesehen werden.

Bei den Dozierenden lag der Fokus der Evaluation und der entsprechenden Überprüfung der Wirkannahmen einerseits auf der technischen Ebene. Insgesamt nahmen 28 Personen an der Umfrage teil, wobei lediglich 11 (39 %) auch das Plugin genutzt haben. Von diesen 11 Personen gaben 81 % (n=9) an, aus technischer Sicht zufrieden mit dem Plugin zu sein. Zudem sollte eine Steigerung der didaktischen Qualität und der didaktischen Vielfalt der Moodle-Kurse erreicht werden. Hierbei überwog die Antwort „weder noch“. Daraus lässt sich schließen, dass durch das Plugin entweder keine Veränderung stattgefunden hat oder das die Dozierenden auch vorher schon „didaktisch vielfältig und qualitativ“ tätig waren, zumindest aus Ihrer Sicht. Dennoch wird die „Unterstützung bei der didaktischen Ausgestaltung“ von 63% (n=7) als positiv angegeben. Wie auch die Studierenden sollten die Dozierenden in Bezug auf Herausforderungen und Problemlagen, die ein Studium beeinflussen können, sensibilisiert werden. Entsprechende Hinweise und Anregungen zur inklusiven Didaktik, welche im Zuge der Implementierung des Plugins in die Moodle-Kurse integriert wurden, wurden vom Großteil der Befragten mit 63 % (n=7) als hilfreich angesehen. Darüber hinaus wurden die Fragen zur Förderung von Future Skills der Lehrenden sowie Aufgeschlossenheit und Diversitätskompetenz vom Großteil der Befragten mit „weder noch“ beantwortet, wodurch keine genaue Tendenz diesbezüglich abgelesen werden kann.

Letztlich nehmen die Studierenden das Plugin insgesamt sehr positiv auf. Die Dozierenden sehen vor allem die technische Ausgestaltung und die Unterstützung bei der Erstellung inklusiver Materialen als hilfreich an, die didaktische Vielfalt und Qualität der Moodle-Kurse steigt laut Dozierenden allerdings nicht. Hier ist die Mehrheit der Meinung „weder noch“. Jedoch unterstützt das Plugin die Dozierenden bei der didaktischen Ausgestaltung der Kurse (63%), sodass die Wirkannahmen zum Großteil mit positiver Tendenz überprüft werden konnten.

Erstellung eines Selbstlernkurses zur Inklusion, inklusiven Lehre und Barrierefreiheit

Um die Themen Barrierefreiheit, Heterogenität sowie die Gestaltung einer inklusiven Lehre im digitialen aber auch analogen Raum weiter zu vertiefen wurde abschließend ein Selbstlernkurs zu den benannten Themen erstellt. Dieser bietet insbesondere Dozierenden die Möglichkeit die vorhandenen Lehr- und Lernmaterialen zu überprüfen, zu ergänzen und sich für eine inklusive Lehrgestaltung noch tiefgreifender zu informieren. Dieser Kurs ist kostenfrei. BTU-Angehörige gelangen zum Kurs über den nachfolgenden Button:

Nicht BTU-Angehörige können sich unter elearning(at)b-tu.de und dem Stichwort "Selbstlernkurs inklusive Lehre" für den Kurs ebenfalls kostenfrei anmelden.