Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne – Grundlagen für eine ganzheitlich begründete Entscheidungsfindung zwischen Instandsetzung und Erneuerung

Üblicherweise werden im Umgang mit dem denkmalgeschützten historischen Bahnbrückenbestand im Netz der Deutschen Bahn die Entscheidungen über Erhalt oder Abriss nahezu ausschließlich auf Grundlage von wirtschaftlichen und technischen Aspekten getroffen. Kulturelle und ökologische Kriterien fließen, wenn überhaupt, nur intransparent und subjektiv in die Entscheidungsfindung ein. Mit Hilfe einer darüber hinaus gehenden und mehrdimensional ausgerichteten Bewertungsmatrix soll zum einen eine sachliche und weniger politisierte Auseinandersetzung mit dem Denkmalwert ermöglicht und dabei ein denkmalwürdiges Verständnis für historische Eisenkonstruktionen in der Öffentlichkeit etabliert werden. Zum anderen soll neben der Umweltverträglichkeit auch der Ressourcenverbrauch, die Recyclebarkeit sowie die resultierenden Treibhaus- und Oxidantienbildungspotentiale über den gesamten Prozess, in dem eine Brücke hergestellt und genutzt wird, vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaproblematik bewertet werden. 

Das Promotionsvorhaben hat das Ziel, die aktuell übliche Bewertungspraxis um die Kriterien Ökologie und kultureller Wert inhaltlich und konzeptionell zu erweitern und damit einen angemessenen Umgang auf Grundlage von heutigen Wertmaßstäben zu ermöglichen. Es soll gezeigt werden, dass es beim Umgang mit historischen, denkmalgeschützten Bahnbrücken aus Eisen/Stahl möglich sein kann, die Interessen des Denkmal- und Umweltschutzes mit den Interessen der Bahnunternehmen zu vereinen.

Auf Grundlage einer Bestandsanalyse vor dem Kontext der Entwicklung des Eisenbahnbrückenbaus in Deutschland soll mit Hilfe einer systematischen Aufarbeitung von Projektbeispielen und deren Auswertung gezeigt werden, welche Ansätze und Methoden notwendig sind, um historische Brücken nachhaltig zu erhalten und zu nutzen. Dadurch soll ein wesentlicher Beitrag zu einer objektiven Bewertungsmatrix geleistet werden, die den kulturellen Wert und die herkömmlichen bestehenden Kriterien der Ökonomie und Technik berücksichtigt.

Bearbeiterin: Clara Schulte