Konstruieren im System – Forschung, Lehre und Praxis im Bauwesen der DDR 1960–1990

Im System des staatlich gelenkten Bauens in der DDR verwirklichte sich die moderne Ingenieurs-Utopie des rationalisierten und seriellen Bauens in Form eines Großlabors, das Bauwirtschaft und Forschungseinrichtungen umspannte und eine große Anzahl typisierter Konstruktionssysteme für Wohn- und Gesellschaftsbauten entwickelte.

Das vorgeschlagene Forschungsvorhaben nähert sich der Entwicklung modularer Tragsysteme für öffentliche Bauten auf einer ingenieurswissenschaftlichen Ebene. Im Mittelpunkt der Untersuchung sollen dabei nicht so sehr die resultierenden Produkte, als vielmehr die sie prägenden Prozesse stehen.

Das Forschungsvorhaben untersucht, wie baurelevantes Wissen generiert und in die Praxis transferiert wurde. Die Untersuchung behandelt am Beispiel des Standortes Cottbus vier Konstruktionssysteme, die in den 1960er bis 1980er Jahren von der Ingenieurhochschule Cottbus und dem Wohnungsbaukombinat Cottbus entwickelt wurden. Sie erstreckt sich über zwei große Themenfelder:

Die Analyse der institutionellen Rahmenbedingungen umfasst eine Untersuchung der Schwerpunkte des Studiums an der IHS Cottbus und die Einbindung der Themen von Lehre und Abschlussarbeiten in übergeordnete Forschungsprojekte. Die Analyse des Planungsprozesses lehnt sich eng an die Fallbeispiele an und umfasst die umfassende Inventur des Bestandes, ergänzt durch die Konstruktive Bestandsaufnahme ausgewählter Einzeltragwerke. Anhand dieser werden Konzepte zur schrittweisen Konzeption, Bemessung, Optimierung und Verifizierung von Tragwerken rekonstruiert. Zudem werden Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen Prototyp und Serienmodell und zum Wissenstransfer zwischen Planungsbüro und Baustelle gewonnen.

Bearbeiter: Konrad Frommelt