Die Entwicklung der Kamine zentraleuropäischer hochmittelalterlicher Wohnbauten in Baukonstruktion und Funktion

Als wichtiger Bestandteil der höfischen Repräsentation im europäischen Hochmittelalter wird der offene Kamin unter anderem von bedeutenden zeitgenössischen Dichtern wie Wolfram von Eschenbach oder Chrétien de Troyes erwähnt. In seiner Funktion als Heizanlage koexistierte er im europäischen Hochmittelalter mit Kachelöfen und Luftheizungen. Im Gegensatz zu diesen sind die offenen Kamine hinsichtlich ihrer Konstruktion und Funktionsweise bisher nahezu unerforscht.

Untersuchungen an ausgewählten gut erhaltenen Kaminanlagen aus der Zeit um 1150–1250, insbesondere in Burgen, zeigen nicht nur aufwendig gestaltete Architekturelemente sowie Anlagen von teils beachtlichen Ausmaßen, sondern auch besonders anspruchsvolle Konstruktionen. Dies umfasst sowohl die komplexen Werksteinarbeiten der Kaminhauben, als auch die Kaminschächte selbst. Konstruktionen mit aufwendig geschnittenen Werksteinschächten sind ebenso nachweisbar wie kaum weniger komplexe Bruchsteinbauten mit über 20 Meter hohen, mehrteiligen Schalungskonstruktionen. Die Untersuchungen geben Einblick in die differenzierten Strukturen der Mauerwerkskonstruktionen, in die sie eingebunden sind. Hierdurch sind neue Erkenntnisse zur Mauerwerkstechnik des Hochmittelalters zu erwarten.

Im Zuge der Arbeit werden ausgewählte Kaminanlagen bauarchäologisch untersucht und analysiert. Dabei sollen Entwurfsprinzipien, Baukonstruktion und Bauablauf in Zusammenhang mit den Mauerwerkskonstruktionen thematisiert werden. Darüber hinaus sollen fundierte Kenntnisse zur Funktionsweise der Kamine sowie hinsichtlich ihrer energetischen und raumklimatischen Charakteristika erarbeitet werden, die nicht zuletzt unser Wissen über die alltäglichen Lebensumstände im europäischen Hochmittelalter erweitern können.  

Bearbeiter: Jonas Lengenfeld