Forschungsprojekt untersucht das Verhalten von Frauen und Männern im Bewerbungsprozess | Projektförderung Chancengleichheit

Im Rahmen des Projektes mit dem Arbeitstitel “Honesty and Behaviour of Women and Men in German Application Procedures” konnten mithilfe der Projektförderung Chancengleichheit des Gleichstellungsbüros der BTU Cottbus-Senftenberg Survey-Experimente mit insgesamt 1.700 Teilnehmenden durchgeführt werden.

Das Forschungsprojekt von Timo Berg und Diana Häusler mit dem Arbeitstitel “Honesty and Behaviour of Women and Men in German Application Procedures” untersucht, ob es geschlechterspezifische Verhaltensweisen von Arbeitnehmenden gibt, die zur Ungleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt führen, im Speziellen das Verhalten im Bewerbungsprozess. Laut dem BMFSFJ gibt es eine ungleiche Geschlechterverteilung in den höheren Hierarchieebenen von Unternehmen (vgl. BMFSFJ, 2020). Zudem haben Frauen im Vergleich zu Männern ein 18 % geringeres Stundeneinkommen (DESTATIS, 2022). Oft werden Geschlechterungleichheiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit Jobpräferenzen, Arbeitszeitpräferenzen oder Diskriminierung erklärt. 

Es gibt Studien, die zeigen, dass Männer eher als Frauen dazu neigen unehrliche Verhaltensweisen aufzuzeigen (vgl. Capelen et al., 2013; Conrads et al., 2014). Zudem lügen Männer öfter als Frauen um finanzielle Vorteile zu erlangen (vgl. Dreber & Johannesson, 2008). Die Selbstbewerbung spielt im Bewerbungsprozess eine wichtige Rolle und der Backlash-Effekt bietet einen Ansatz zur Erklärung von geschlechterabhängigen Verhaltensweisen in Bewerbungsprozess. Studien zeigen, dass Frauen als weniger sympathisch angesehen werden, wenn sie Eigenwerbung machen (vgl. Rudman, 1998). Um diesen Effekt zu vermeiden machen Frauen weniger Eigenwerbung, dadurch stellen sie sich weniger wettbewerbsfähig (gegenüber Männern) dar (vgl. Moss-Racusin, 2010). Daraus ergeben sich für das Forschungsprojekt folgende Fragestellungen:

  1. Sind Männer sind im Bewerbungsprozess öfter unehrlich als Frauen?
  2. Sind Frauen im Bewerbungsprozess weniger unehrlich als Männer im Bewerbungsprozess? Und wenn sie unehrlich sind, neigen Sie dann zu einer schlechteren Selbstdarstellung?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden mithilfe eines Online-Panel-Anbieters in dem Zeitraum von 03.08.2022 bis 08.08.2022 Survey-Experimente durchgeführt. Nach Validierung der Datensätze können die Daten von 861 erwerbsfähigen Frauen und 796 erwerbsfähigen Männer für das Forschungsprojekt verwendet werden. Der Aufbau der Survey-Experimente sah wie folgt aus:

      • A: Demografische Daten
      • B: Abfrage persönlicher Fähigkeiten (bspw. Sprachkenntnisse, Teamfähigkeit usw.)
      • C: Experiment mit Anreizsetzung: Teilnehmer/innen sollen angeben wir sehr sie zu einer ausgeschriebenen Stelle passen
      • D: Wettbewerbssituation: Einschätzung gegenüber der Konkurrenz
      • E: Abfrage des eigenen Ehrlichkeitsverhaltens

Derzeit wird an der Auswertung und Analyse der erhobenen Daten gearbeitet.

Einen großen Dank gilt dem Gleichstellungsbüro für die Förderung des Projektes durch die Projektförderung Chancengleichheit. Ohne die finanzielle Unterstützung wäre für das Projekt eine Datenerhebung in diesem Umfang nicht möglich gewesen.

Mai 2023, Timo Berg & Diana Häusler

Quellen
BMFSFJ (2020).
Lohngerechtigkeit: Frauen und Arbeitswelt, available under: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-und-arbeitswelt/lohngerechtigkeit [17.05.2021].
Cappelen, A. W. & E. Ø. Sørensen, B. Tungodden (2013). When do we lie?, in: Journal ofEconomic Behavior & Organization, 93, 258-265.
Conrads, J., B. Irlenbusch, R. M. Rilke, A. Schielke & G. Walkowitz (2014). Honesty in tournaments, in: Economics Letters, 123(1), 90-93.
Dreber, A. & M. Johannesson (2008). Gender differences in deception, in: Economics Letters, 99(1), 197-199.
DESTATIS (2022).Gender pay gap 2021, available under: https://www.destatis.de/EN/Press/2022/03/PE22_088_621.html[23.09.2022].
Moss-Racusin, C. & L. Rudman (2010). Disruptions in women´s self-promotion: The backlash avoidance model, in: Psychology of Women Quarterly, 34(2), 186-202.
Rudman, L. A. (1998). Self-Promotion as a Risk Factor for Women: The Costs and Benefits of Counterstereotypical Impression Management, in: Journal of Personality and Social Psychology, 74(3), 629-645.

Kontakt

Diana Häusler
Dual Career und Familienorientierung
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diana.haeusler(at)b-tu.de

Timo Berg
ABWL; insbesondere Organisation und Unternehmensführung
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Timo Berg und Diana Häusler. Foto: Cheng-Wen Jaw.