Klaus Humpert Preis 2005 - Stadt und Dichte

Den zum Thema "Stadt und Dichte" ausgelobten Wettbewerb um den Klaus-Humpert-Preis konnten Friederieke Kettmann und Sven Hansen mit ihrem Beitrag "Stadt im Gebrauch" für sich entscheiden. Der mit 1.500Euro dotierte 1. Preis wurde ihnen im Oktober 2005 an der Uni-Stuttgart verliehen, wo eine Ausstellung aller eingereichten Arbeiten zu sehen war. Auch die Arbeit "Schritt für Schritt" von Jakob Grambow wurde von der Jury gewürdigt und kam in die engere Wahl (Preise und Anerkennungen sind in einem Sonderdruck der Zeitschrift "wettbewerbe aktuell" im Dezember 2005 veröffentlicht).

Der Klaus-Humpert-Preis wird alle zwei Jahre im deutschsprachigen Raum von der Universität Stuttgart ausgeschrieben. Die Projekte müssen im Rahmen von Lehrveranstaltungen erarbeitet werde. Insgesamt wurden 68 Arbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Wettbewerb eingereicht. Die Jury, der unter anderem Prof. Klaus Humpert, Prof. Franz Pesch und Prof. Peter Zlonicky angehörten, zeigte sich überrascht vom breiten Spektrum der Entwürfe, die sich jeweils auf individuelle Weise mit dem gestellten Thema "Stadt und Dichte - Visionen für die Stadt von Morgen" auseinandersetzten.

Sowohl die Arbeit von Kettmann/Hansen als auch die Arbeit von Jakob Grambow bearbeiten das Thema Dichte im Zusammenhang mit der schrumpfenden Stadt. Entwickelt werden prozessorientierte Ansätze, die zum Ziel haben, innerhalb labiler Kontexte, Dichte und Urbanität mit weniger Masse zu organisieren. Dies bedeutet vor allem auf der Grundlage realer Angebote und Nachfragen zu arbeiten. Es geht weniger um das Ideal als um das Machbare. Unsicherheiten und Schwankungen sind als Möglichkeitsfelder impliziter Bestandteil der Planungsstrategie. Es werden unkonventionelle Wege aufgezeigt. Die Arbeit "Stadt im Gebrauch" beschäftigt sich dabei besonders mit den Möglichkeiten der Integration von vorstädtischen Einfamilienhaustypen in die Innenstadt (am Bsp. Cottbus) und versucht so die prekäre Konkurenz zwischen Kernstadt und Peripherie auszugleichen. "Schritt für Schritt" zeigt für das Gebiet der Dresdner Friedrichstadt, ein schlüssiges Entwicklungskonzept, das sich aus einer geschickten Überlagerung differenzierter Maßnahmen ergibt. Beide Konzepte sind in ihrer Anwendung sicherlich nicht nur für schrumpfende Städte interessant.

Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen

Prof. Heinz Nagler

Dipl.-Ing. Christoph Dieck
Dipl.-Ing. Christoph Heinemann
Dipl.-Ing. Christoph Wessling

Wettbewerbsaufgabe

In der neueren Geschichte der Stadt unterlag kaum ein Begriff so unterschiedlichen Interpretationen und Bewertungen wie der Begriff der städtischen Dichte. Noch Ende des 19. Jahrhunderts stand Dichte für überfüllte Wohnquartiere und mangelnde hygienische Verhältnisse. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde städtische Dichte zum Synonym für Vielfalt und Erlebnisreichtum. Unter dem Leitbild "Urbanität durch Dichte" mussten die Städte jedoch auch manche Fehlentwicklung verbuchen, die den Begriff Dichte bis heute -nicht nur in der Fachwelt- belasten.

In der aktuellen Diskussion um städtische Dichte treffen zwei gegensätzliche Szenarien aufeinander:

- Orientiert an den Erwartungen von Wachstumsbranchen wie zum Beispiel der Informationswirtschaft werden Zukunftsbilder einer dichten und nutzungsgemischten Stadt entworfen.

- Aufgrund der mit der demographischen Entwicklung einhergehenden Schrumpfungsprozesse entstehen Bedingungen, die urbane Dichte und Kohärenz in labilen Kontexten in Frage stellen. Stadt muß hier mit weniger Masse auskommen. Es bedarf somit der Entwicklung von Startegien und Typologien, die die Potentiale neuer Freiräume nutzen ohne urbane Qualitäten zu zerstören.

Wenn heute das Verhältnis von Stadt und Dichte wieder zum Thema wird, so geschieht dies also unter neuen Vorzeichen: Es gibt nicht mehr nur ein Leitbild. Wirtschaftliche Verhältnisse, regionale Rahmenbedingungen, differenzierte Lebensstile und Wohnmodelle der Bevölkerung werden sich in unterschiedlichen Stadtstrukturen abbilden.

Der Wettbewerb will anregen sich mit dem Phänomen städtebauliche Dichte kritisch vorausdenkend auseinanderzusetzen. In Analyse, Konzept und Entwurf soll herausgearbeitet werden, welche städtebaulichen Chancen neue Interpretationen und Wertungen von Dichte als Antwort auf gesellschaftliche Fragen eröffnen.

Die Teilnehmer konnten den Entwurfsort frei wählen. Eine konkretisierte Aufgabenstellung zum Thema sollte selbstständig erarbeitet werden.