Entwicklung eines klimaangepassten städtebaulichen Konzepts für die Konversionsfläche Bernau-Lindow

Wie kann das ehemalige Heeresbekleidungsamt Bernau im Kontext von Klimawandel, Demographischen Wandel und Flächenknappheit sowie dem anhaltenden Druck auf den Wohnungsmarkt in Bernau zu einem zukunftsfähigen Quartier mit Mehrwert für die Gemeinde entwickelt werden?

Die Bevölkerung im brandenburgischen Umland von Berlin hat seit den 90er Jahren stetig zugenommen. Prognosen der Brandenburger Landesplanung gehen von einem weiteren Bevölkerungswachstum von sechs Prozent bis 2030 aus. Über 90 Prozent des Bevölkerungswachstums entsteht durch die Zuwanderung aus Berlin. Der angespannte Berliner Wohnungsmarkt, treibt die Wohnungssuchenden in die umliegenden Gemeinden (Westermann Gruppe 2017). Aufgrund dieser Entwicklung steigen in vielen Gemeinden im Berliner Umland die Mieten und Bodenpreise und der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt. Die anhaltende Suburbanisierung muss gezielt gesteuert werden, um eine Zersiedlung und den Verbrauch von Landschaft im Raum zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund wurde ein klimaangepasster städtebaulicher Entwurf auf der Konversionsfläche des ehemaligen Heeresbekleidungsamts Bernau erarbeitet. Der Entwurf wurde mit Hilfe einer umfassenden Bestandsaufnahme und Analyse sowie durch die Erarbeitung von Leitbildern und Konzeptentwürfen entwickelt. Ein stetiger Begleiter im Entwurfsprozess waren Überlegungen zu Maßnahmen der Klimaanpassung, welche im Verlaufe der Arbeit in vier Bereiche kategorisiert wurden: Bauen und Wohnen, Stadtökologie, Mobilität und Gesundheit.

Auf vorhandene städtebauliche Defizite im Plangebiet wie Lärmbelastung, die künftige Anschließung des Plangebiets sowie die Schulplatzversorgung wurde reagiert. So befinden sich beispielweise zwischen den Lärmquellen und der Wohnbebauung im Quartier natürliche und künstliche Barrieren, welche sich durch unterschiedliche Qualitäten auszeichnen.

Als Ergebnis des Entwurfsprozesses entsteht ein attraktives neues Wohngebiet mit Mehrwert für die umliegenden Quartiere. Aus dem brachliegenden Gelände entsteht ein vielfältiges klimaangepasstes Wohnquartier, dass neben der Kernnutzung als Wohnort auch Raum für weitere Nutzungen bietet. So findet sich am Rand des Gebiets entlang des Mauerwegs Gewerbe, eine Grundschule sowie zwei Quartiersgaragen und in den Wohnvierteln liegen Nahversorgungseinrichtung sowie Nachbarschaftstreffpunkte an den wichtigen Quartiersplätzen. Des Weiteren durchziehen und verflechten das Entwurfsgebiet zahlreiche öffentliche und private Freiräume, welche sich je nach Lage in ihren Funktionen und Atmosphären unterscheiden.

In meinen Augen ist die Arbeit ein gelungener Entwurf für die einst vom städtischen Kontext abgeschottete Konversionsfläche. So wird der vorab isolierte Ort wieder in das Stadtgefüge integriert und es entstehen rund 2000 bis zu 2300 Wohnungen, je nach Nutzung der variablen Grundrisse. Zudem werden durch die Sanierung und neue Funktionalisierung der Kasernengebäude und die Beseitigung der Altlasten Ressourcen und Flächen geschont. Aus dem Heeresbekleidungsamt wird ein an die Folgen des Klimawandels angepasstes Quartier, welches durch grüne und blaue identitätsstiftende Elemente eine besondere Atmosphäre kreiert.

Bild 1 

Leitziele

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Rahmenplan ohne Maßstab

Im Rahmenplan werden die wichtigsten großräumlichen städtebaulichen Absichten des Entwurfs deutlich. Klar lassen sich die neu geschaffen und weiterentwickelten öffentlichen Freiräume mit ihren unterschiedlichen Transitfunktionen erkennen. Zum einem befinden sich im Plangebiet die Freiräume, durch welche Anknüpfungspunkte an die umliegenden Strukturen geschaffen werden und zum anderen wurden Freiräume entwickelt, die die Verbindungen innerhalb des Quartiers begünstigen.

Bild 3

Masterplan ohne Maßstab

Der Masterplan bildet das Kernelement der Arbeit. In diesem sind die wichtigsten Aussagen, die während des Entwurfsprozesses entwickelt wurden, festgehalten. So lässt sich im Plan klar das neue Quartier mit seinen zwei unterschiedlich geprägten Nachbarschaften und der verbindenden grünen Mitte sowie den umliegenden Freiräumen ablesen.

Bild 4

Vertiefung – Quartiersplatz ohne Maßstab

Die Vertiefung gibt einen detaillierteren Einblick auf einen der Quartiersplätze, welcher als wichtiger Transit und Aufenthaltsraum fungiert. Die Platzflächen sind so gestaltet, dass sie von Anwohnern und den in den Erdgeschossenen betreibenden Einzelhandel- und Gewerbebetrieben frei bespielt werden können. Ergänzend finden sich Nummerierungen auf den Plan, welche bestimmte Maßnahmen zur Klimaanpassung aufzeigen und auf Bild 5 genauer erläutert werden.

Bild 5

Erläuterung Nummerierungen Vertiefung – Quartiersplatz