Bild 1: Modellaufnahme der Tuchfabrik Koswig

UMNUTZUNG DER INDUSTRIEBRACHE: F.F. KOSWIG TUCHFABRIK - VEB FEINTUCH

Heute leerstehende Fabrikbauten befanden sich bei ihrer Erbauung am Stadtrand. Seitdem haben sich die Städte jedoch ausgedehnt, sodass die Industrieanlagen nun mitten in der Stadt stehen. Diese Anlagen verfügen aber über ein großes städtebauliches, aber auch räumliches Potential. Sie sind meist aus robusten Tragwerken errichtet, die hohe Verkehrslasten aufnehmen können und zahlreiche Nutzungsvarianten durch flexible Grundrisse ermöglichen. Um solche Gebäude oder das Gelände zu reaktivieren und (wieder) in das soziale Stadtgefüge zu integrieren, bedarf es einer erfolgreichen Verknüpfung von alter Bausubstanz mit einer an den ortsspezifischen und gesellschaftlichen Kontext angepassten zeitgemäßen Nutzung. Für die Städte ist der Umgang mit solchen Industriebrachen von besonderem Wert, da ein Umbau und die Folgenutzungen einen Mehrwert für das Stadtbild und den öffentlichen Raum generieren können (Imagebildung, Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes, alternative Nutzungskonzepte als Impuls usw.) (Jana Reichenbach-Behnisch 2017).


“Leerstehende Fabriken einfach abzureißen ist aus bauwirtschaftlichen Gründen nicht nur wenig klug, sondern vor dem Hintergrund einer seit Jahren intensiv geführten Nachhaltigkeitsdebatte ökologische
Rücksichtslosigkeit.” Scharnholz et al. 2015


Die Arbeit widmet sich der ehemaligen Feintuchfabrik Koswig, die sich in der brandenburgischen Stadt Finsterwalde befindet und bereits seit über 30 Jahren leerstehend ist. Ziel ist es, die vorhandenen Rahmenbedingungen und räumlichen Potentiale der brachgefallenen Gebäude aufzuzeigen und die Bedeutung einer passenden Nachnutzung für den Erhalt des Geländes darzulegen. Neben dem architektonisch materiellen Wert des denkmalgeschützten Ensembles sprechen für die Sanierung und Wiederbelebung sowohl die besondere Bedeutung des Koswigschen Tuchwerks als Zeugnis der industriellen Geschichte Finsterwaldes, als auch der Mehrwert für die Stadt und ihre Bewohnenden, welcher durch eine erfolgreiche Umnutzung kreiert werden kann. Hierbei werden unterschiedliche Möglichkeiten von Folgenutzungen in Form von Szenarien aufgeführt und eine Einschätzung zur Realisierbarkeit entsprechender Vorhaben gegeben. Die Thesis arbeitet dabei auf drei thematischen Ebenen - der städtischen, Quartiers- und Standortebene.


Leitbild
Das Leitbild verdeutlicht eine räumliche Zielvorstellung für ein Teilstück der südlichen Stadt Finsterwalde. Hierbei geht es vor allem darum, bestehende Industriegeschichte räumlich zu verorten und miteinander zu verknüpfen. Des Weiteren wird eine Grünraumverbindung angestrebt, um ein übergeordnetes Grünraumnetz zwischen Osten und Westen zu schaffen. Kernstück des Leitbildes stellt die Stärkung der Ost-West-Verbindung zwischen der Innenstadt und der Bürgerheide dar, dessen Schnittstelle die ehemalige Tuchfabrik Koswig darstellt. Die räumliche Qualität wird durch eine Abwechslung zwischen breiten und schmaleren Zonen geschaffen, die sich an die städtebaulichen Gegebenheiten anpassen.

Bild 2: Leitbild der südlichen Stadt Finsterwalde

Bild 3: Stärkung der Ost-West-Achse (Altstadt-Tuchfabrik-Bürgerheide)

Steckbriefe
Charakteristisch für das Gelände ist neben dem eigenen Industriegleis ein alter Baumbestand und die für die Architektur verwendete Ziegelbauweise. Das Gleis führte ursprünglich in seiner gesamten Länge durch das Gelände. Beginnend im Osten mit der Werksdurchfahrt der Schlosserei, verlief sie zwischen dem Kontor und dem gegenüberliegendem Gesellschaftshaus zum Tautbau des Webereihochhauses.

Das Gelände wird im Norden ab dem Gefolgschaftshaus beginnend durch eine Sichtschutzmauer in Richtung Westen abgegrenzt. Auf einer Fläche von 2 ha sind nach den unzähligen Abrissen alle noch bestehenden Gebäude und das Gleis unter Denkmalschutz gestellt worden.

Bild 4:  Gebäudesteckbriefe

Bild 5: Zukunftsvision der Tuchfabrik Koswig (hier: Kontorgebäude)
 

Quellen
- Jana Reichenbach-Behnisch (2017): Bauteilkatalog - Niedrigschwellige Instandsetzung
bachliegender Industrieareale für die Kreativwirtschaft. Bonn Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung (Hrsg.)
- Institut für neue Industriekultur (2015): Industriebau als Ressource. Berlin: Jovis Verlag GmbH