Die Großwohnsiedlung Fennpfuhl als (neuer) Ankunftsort in Berlin?

Wie definieren sich die Indizien für einen Ankunftsort im Berliner Stadtteil Fennpfuhl und inwieweit kann Fennpfuhl als Ankunftsort betrachtet werden?

„Alle deutschen Städte sind heute Ankunftsstädte. Nur wer dies als positives Merkmal begreift, kann zielgerechte Strategien entwickeln.“  - BBSR 2021

Der Begriff des „Ankunftsortes“ wurde durch den kanadischen Autor Doug Saunders und seinem Buch „Arrival City“ im Jahr 2011 geprägt. Er beschreibt anhand von dreißig globalen Ankunftsstädten, wie verschiedene Ankunftsorte sich ausprägen und definieren. Seitdem wird der leitbildorientierte Begriff in der Fachwelt diskutiert und thematisiert, da er einen Perspektivwechsel von migrationsgeprägten Stadträumen fordert. Die Stadtteile gehören nicht immer zu den standardisierten und statistisch „guten“ Räumen einer Stadt, stellen dafür aber mit ihren vermeintlich „negativen“ Merkmalen einen Ankunftsort dar, der auch sozial Schwachen und Ankommenden einen Platz zum Bleiben und Entfalten bietet.

Die Perspektive einen Ankunftsort als Chancenraum in der Stadt zu sehen, wird durch bestehende kulturelle Communites geprägt, die Ankommende bei den ersten Schritten in die soziale und ökonomische Mobilität unterstützen. Damit übernehmen sie eine wichtige Funktion in der Stadt. In der Großwohnsiedlung Fennpfuhl in Berlin Lichtenberg zeigen sich Analogien zu den von Saunders beschriebenen Ankunftsorten. Neben einer lang ansässigen vietnamesischen und russischsprachigen Community, zeigen sich seit 2015 weitere neue Ankunftsbegwegungen von Menschen mit arabischem Migrationshintergrund. Anhand von fünf Indizien, die sich durch soziale, stadträumliche und informelle Strukturen definieren, wird in der vorliegenden Masterarbeit eine empirische Forschung eingesetzt, die diese Indizien belegt. Die empirische Forschung wurde durch Interviews mit der Zivilgesellschaft, sozialen Trägern und dem Bezirk betrieben. Um weiter die Indizien zu belegen, wurden Fotografien aus dem Alltag des Stadtteils verwendet. Zu den zentralen Ergebnissen gehören aktuelle Ankunftsströmungen von jungen vietnamesischen Frauen sowie der Begegnungsort des Dong-Xuan-Centers, der ein essenzieller Begegnungsort für die vietnamesische Community überörtlich und im Stadtteil darstellt. Zudem findet sich eine breite soziale Trägerkulisse im Stadtteil, die mit zielgruppenspezifischen Angeboten die aktuellen Ankunftsbewegungen unterstützt. Weitere Facetten sind kleinteilige und teils informelle migrantische Ökonomien, die internationale Lebensmittel anbieten und als Begegnungsort im Stadtteil funktionieren. Zuletzt zeigt sich eine gemeinwohlorientierte Eigentümerstruktur, die für sozialgerechte Mieten sorgt. Der steigende Wohnungsdruck ist zukunftsweisend eine Herausforderung für den Stadtteil. Im Rahmen der Masterarbeit lassen sich die verschiedenen Facetten der Indizien zu Fennpfuhl belegen, die im Ergebnis für den Ankunftsort Fennpfuhl stehen.

 

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