Der Forschungsbereich „Angewandte Kriminalprävention und wissenschaftliche Begleitforschung“ wurde zum Jahresende 2019 am Lehrstuhl „Architektur und Visualisierung“ von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dominik Lengyel an der Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) etabliert. Die gemeinsame Leitung haben Detlev Schürmann M.A., Kriminologe und Polizeiwissenschaftler und Christian Weicht, Kriminalhauptkommissar a.D., beide Experten für Städtebauliche Kriminalprävention. Es ist der bundesweit einzige Forschungsbereich zu diesem Fachbereich an einem Lehrstuhl für Architektur.

Nach den Terroranschlägen durch Angriffe mit Kraftfahrzeugen im öffentlichen Raum und auf Menschenansammlungen ab 2015 sowie der Überfahrtat auf den Weihnachtsmarkt in Berlin auf dem Breitscheidplatz im Dezember 2016 startete Detlev Schürmann, seinerzeit bis Sommer 2020 Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Stiftung „Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK)“ zusammen mit Christian Weicht als freier Mitarbeiter im 2. Halbjahr 2017 die Initiative zum „Schutz öffentlicher Räume vor Überfahrtaten“. Anhand der Reaktionen seitens der Kommunen mit überdimensionierten „Betonlegosteinen“, Schwerlastfahrzeugen, Absetzcontainern und Bussen auf den Terroranschlag zur Absicherung von Veranstaltungen und Räumen wurde ihnen klar, dass hier professionelle Unterstützung bundesweit erforderlich sein wird.

Auf Empfehlung nahmen Sie Kontakt zu Prof. Lengyel auf, stießen bei ihm zum Thema Städtebauliche Kriminalprävention auf großes Interesse und konnten Ihn zur Mitarbeit ihrer Projektinitiative gewinnen. Über einen Expertenworkshop in Kooperation mit DIN in Berlin im Frühsommer 2018 wurde das erforderliche Wissen zusammengetragen, um einen entsprechenden Projektantrag zur Erarbeitung von Standards zum Schutz öffentlicher Räume vor Überfahrtaten im Auftrag der BTU als Projektträgerin zu formulieren.  Im Sommer 2019 bewilligte das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) den Förderantrag zu 100 % zur Erarbeitung eines ersten Standards im Format DIN SPEC PAS mit der Bezeichnung: „91414 Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen – Teil 1: Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien“ und im Frühsommer 2021 einen zweiten mit der Bezeichnung: „91414 Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen – Teil 2: Anforderungen an die Planung für den Zufahrtsschutz zur Verwendung von geprüften Fahrzeugsicherheitsbarrieren“; beide mit der Begründung: Herausragende Bedeutung für die Innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland. Schürmann und Weicht verantworteten die Leitung beider Konsortien, Prof. Lengyel die Projektleitung. In Kooperation mit dem Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) erarbeiteten Schürmann und Weicht mit der Projektgruppe „Städtebau und Einbruchsschutz“ unter der Leitung vom LKA Hamburg die Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ - Leitfaden mit Checkliste für Kommunalverantwortliche und Herr Weicht erstellte die „Produktliste Zufahrtsschutz“, die ebenfalls von ProPK herausgegeben wird. Damit steht den Kommunen nach nur 6 Jahren ein vierteiliges Sicherheitspaket kostenneutral zur Verfügung, um Maßnahmen zum Schutz vor Überfahrtaten auch stadtbildgerecht zu erarbeiten.

Neben dem Zufahrtsschutz widmen sich Schürmann und Weicht den Themen:

• Prävention extremer Gewalttaten wie Amok und Terror
• Verhalten in lebensbedrohlichen Extremsituationen
• Physischer Schutz Kritischer Infrastrukturen
• Entwicklung von Maßnahmen städtebaulicher Kriminalprävention
• Initiativen zu kriminalpräventivem Produktdesign