Sprache und Subjektivität: Sprechen und Schreiben im Kontext von Spracherwerb und Lehren/Lernen von Sprachen in Kooperation mit der UNESP São Paulo/Brasilien

Die menschliche Sprache ist eine der grundlegenden Eigenschaften, die uns von anderen Tierarten unterscheidet. Bereits im Mutterleib haben Babys Kontakt zu ihrer Muttersprache, die von ihnen nach der Geburt durch Gesten, Sprache oder Zeichen wahrgenommen und erzeugt wird. Aus diesem Grund müssen sie Töne, Wörter, Zeichen und Bedeutungen zusammenhängend und nicht isoliert oder fragmentiert beherrschen. Sie müssen verstehen, was sie, wie und wem sagen wollen; dass die Sprache nicht nur dazu dient, zu kommunizieren, Befehle zu erteilen, Fragen zu stellen, sondern auch zu streiten, zu überzeugen, den anderen zum Lachen zu bringen usw. In diesem Projekt werden in Kooperation mit interdisziplinären und internationalen Partnern Aspekte zum Zusammenhang von Identität und Subjektivität und Sprache und (Zweit)Spracherwerb untersucht. In den Fokus rücken dabei weitere sprachliche Phänomene wie Humor, Lachen, Zweisprachigkeit, Herkunftssprache, das Subjekt des Schreibens, Schlaflieder, Prosodie, Märchen, erste Syntax, Multimodalität u.a.

Dieses Projekt ist Teil von CAPES/PrInt (Programa Institucional de Internacionalização), eines Programms zur Internationalisierung brasilianischer, universitärer Ausbildung.

Aktivitäten

Internationale Online Tagung: Von der Diskrimination zur Diskriminierung - Der Einfluss von Sprache auf Subjektivität und Identität (23.09.2020

Der Weltfriedenstag der Vereinten Nationen, am 21. September, ist dem Weltfrieden und der Bekämpfung von Krieg und Gewalt gewidmet. Das Verständnis von Mechanismen und Prozessen von Diskriminierung trägt zu deren Vermeidung und damit zum Weltfrieden bei.

Im rechtlichen Sinne ist eine Diskriminierung eine Ungleichbehandlung einer Person aufgrund einer (oder mehrerer) rechtlich geschützter Diskriminierungskategorien ohne sachlichen Grund, der die Ungleichbehandlung rechtfertigt. Solche Identitätszuschreibungen sind in zweifacher Hinsicht sprachlich – zum einen ist die Diskrimination von (Diskriminierungs-) Kategorien sprachlich erworben und sprachliches Produkt und zum anderen ist die darauf basierende Diskriminierung sprachlich vermittelt. Bei Diskriminierungsprozessen spielen linguistische Aspekte demzufolge eine zentrale Rolle, die wissenschaftlich noch immer unterschätzt werden. Ziel dieser internationalen Konferenz ist es, diese Mechanismen zu beleuchten und zu diskutieren, gerade auch um Diskriminierung besser erkennen, verhindern und bekämpfen zu können.

Das Hauptaugenmerk dieser englischsprachigen Tagung liegt in der Beantwortung der folgenden vier Fragen, die aus der jeweiligen professionellen Perspektive der Vortragenden beantwortet werden. (Die Vorträge sind per Video erhältlich, indem Sie jeweils auf "Video" klicken): 

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Fachgebiet Erziehungswissenschaften der BTU und der São Paulo State University (UNESP), Brasilien, im Rahmen des Projektes CAPES-Print, und wird von der Gleichstellungsbeauftragen der BTU, Birgit Hendrischke, gefördert.

Publikationen

  • mit Del Ré, A./Falasca, P. (Ed.) (2022): From Discriminating to Discrimination: The Influence of Language on Identity and Subjectivity. Springer.
  • Falasca, Patrícia (2021): Fremdsprachen im Erwachsenenalter lernen: Argumentation als didaktisches Mittel und die Identität der Lernenden. In: Noack Napoles, Juliane/Schemmann, Michael und Jörg Zirfas (Hrsg.): Pädagogische Anthropologie der Erwachsenen. Beltz Juventa Verlag.

Pädagogisches Identitätskonzept (PIK)

Zentral ist das Verhältnis von Identität und Pädagogik aus mehreren Gründen, die ihren Ausgangspunkt in der Tatsache haben, dass Identität seit den 1970er Jahren als wesentliche Kategorie der Pädagogik gilt, ohne selbst ein genuin pädagogischer Begriff zu sein. Die aus diesem Sachverhalt resultierende Paradoxität des Verhältnisses von Identität und Pädagogik und deren Konsequenzen für die Pädagogik waren der Anlass und der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Pädagogischen Identitätskonzepts (PIK), welches bereits in Beziehung zu diversen Frage- und Problemstellungen gesetzt wurde.

Publikationen

  • Noack Napoles, Juliane (2020): Identität als Stillstand. Ein metaphernanalytischer Blick auf eine Nicht-Bewegung. In: Tagungsband „Bewegungen“ (26. DGfE Kongress in Essen), S.505-513.
  • Noack Napoles, Juliane (2020): Identität – Aufgabe der Jugend? In: Blumenthal, Sara-Friederike/Sting, Stephan/Zirfas, Jörg (Hrsg.): Pädagogische Anthropologien der Jugendlichen. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 92-104
  • Noack Napoles, Juliane (2019): Fluide Identität und Bildungsprozesse – ein metaphernanalytischer Blick. In: Schneider, Robert und Mandfred Oberlechner (Hrsg.): Fluidität.bildet. Nomos Verlag.
  • Noack Napoles, Juliane (2018): Identität. In: Günter Gödde/Zirfas, Jörg (Hrsg.): Lebenskunst. Positionierungen der Human-, Sozial- und Kulturwissenschaften, S. 38-45.
  • Noack Napoles, Juliane (2018): Ästhetische Gestaltung anthropomorpher Figuren in der Identitätskrise am Beispiel der Bilderbücher Das kleine Ich bin Ich (Mira Lobe/Susi Weigel) und Pezzettino (Leo Lionni). In: „denkste: puppe“, multidisziplinäre Online-Zeitschrift für Mensch-Puppen-Diskurse, 01/2018, S. 102-110.