Die Stadtmauer von Antiochia am Orontes
Antakya, das antike Antiochia, ist eine mittlere Großstadt im äußersten Süden der Türkei. Sie kann auf eine mehr als zweitausendjährige Geschichte zurückblicken und ist bis heute das wichtigste Zentrum des unteren Orontestals.
Die von Seleukos I., einem der Nachfolger Alexanders des Großen, gegründete hellenistische Stadt wurde bald zur Hauptstadt des Seleukidenreichs. Im Römischen Reich war sie Sitz des Statthalters der Provinz Syria und galt als eine der größten und wichtigsten Städte neben Rom und Alexandria. Heute ist Antakya Verwaltungssitz der Provinz Hatay, welche sich auf einem schmalen Streifen zwischen Mittelmeer und Syrien erstreckt. Der jahrhunderte lange orientalische Einfluss ist im Stadtbild Antakyas und der Umgebung noch heute gut zu erleben. Im Gegensatz dazu sind Pracht und Größe des antiken Antiochias heute nur noch zu erahnen. Die Gründe liegen in der mehrfachen Überbauung der antiken Stadt und der starken Erosion, durch die über Jahrhunderte Geröllmassen vom südlich gelegenen Gebirge in die Stadt gelangten. Die Reste der antiken Bebauung befinden sich stellenweise in mehreren Metern Tiefe.
In der älteren Vergangenheit wurde die Stadt immer wieder Thema für Chronisten und Historiker. Besonders wichtig sind die überlieferten Reden des 314 n.Chr. in Antiochia geborenen Schriftstellers und Gelehrten Libanios. Ab dem 16. Jahrhundert berichten Reisende über die antiken Überreste Antiochias.
In den meisten der Reiseberichte wird vor allem ein Bauwerk erwähnt: die Stadtmauer. Durch ihre imposante Lage auf den beiden Stadtbergen Silpius und Staurin war sie den Reisenden schon bei ihrer Ankunft aufgefallen. In den Berichten blieb es jedoch bei einer groben Beschreibung.
Innerhalb des seit 2004 laufenden Forschungsprojektes zu archäologischen Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya steht die Erforschung dieses antiken Befestigungssystems und ihrer integrierten Bauwerke im Mittelpunkt. Durch die erstmalige Erfassung und Auswertung der baulichen Überreste der Stadtmauer sollen neue Erkenntnisse zur städtebaulichen Entwicklung der antiken Metropole gewonnen werden. Darüber hinaus könnte ein wichtiger Beitrag für die Erforschung der geschichtlichen Entwicklung von Nordsyrien in der Spätantike geleistet werden.
Gesamtleitung:
Prof. Dr phil. habil. Gunnar Brands, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Doc. Dr. Hatice Pamir, Mustafa-Kemal-Universität Antakya
Bearbeiter:
Dipl.-Ing. Christiane Brasse M.Sc. (BTU Cottbus)
Kooperationspartner:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Mustafa-Kemal-Universität Antakya
HTWK Leipzig
Fördernde Institutionen:
Fritz Thyssen Stiftung