Tayma – Eine nordwestarabische Stadtmauer

Die Oasenstadt Tayma liegt im Nordwesten der Arabischen Halbinsel am Schnittpunkt zweier alter Handelsstraßen. Hier schnitt der von Medina im Südwesten nach Mesopotamien führende Karawanenweg den östlichen Zweig der Weihrauchstraße, die Südarabien mit der Levante verband. Archäologische Zeugnisse belegen eine Besiedlung der Oase seit der Späten Bronzezeit. Spätestens zum Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends war der Ort von einer Stadtmaueranlage geschützt, die am Ende nicht nur den zentralen Siedlungskern im Süden, sondern mit einer Gesamtlänge von gut 15km auch die Oase und mehr noch einen Teil des nördlich anschließenden Binnengewässers (Sebkha) umfasste. Über weitere Mauerzüge sind zusätzliche Areale angeschlossen. Mit Blick auf die vorgefundene Anlage der Stadtmauern in Tayma wird deutlich, wie über eine bislang ungeklärte militärische Funktion hinaus die Organisation der gesamten Oase mit ihrem zentralen Siedlungsbereich, den bewirtschafteten Feldern, dem inzwischen ausgetrockneten See im Norden und dem Palmenwald von dem Mauersystem strukturiert wird.

Der Ort Tayma hat in der Vergangenheit vor allem dadurch Beachtung gefunden, dass der babylonische König Nabonid (555-539) in den letzten Jahren seiner Regierungszeit seine Residenz von Babylon hierhin verlegte. Zeitgenössische Quellen berichten von einem Ausbau der Oase zur Residenz. Unter dieser Prämisse schrieb man insbesondere die imposante Stadtmaueranlage seiner Initiative zu. Aufgrund der bisherigen Baubefunde ist ein mesopotamischer Einfluss jedoch nicht ohne weiteres zu erkennen, vielmehr treten regionale Eigenarten in der Bauweise deutlich hervor. Die bisherige Forschungstätigkeit seitens des Deutschen Archäologischen Instituts (Orient-Abteilung), hat zudem bereits deutlich gezeigt, dass die gesamte Anlage zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt schon bestanden haben und in unterschiedlichen Zeiträumen entstanden sein muss. Die Klärung der Bauphasen, der Struktur, der bautechnischen Besonderheiten und nicht zuletzt der Funktionen der komplexen Anlage stellen die wesentlichen Aufgaben des Projekts dar. Mit der Untersuchung der nordwestarabischen Stadtmaueranlage besteht damit eine besondere Gelegenheit, die Baugeschichte auch dieser, bislang wenig erforschten Region zu erhellen.

Leitung:

Prof. Dr. Klaus Rheidt

Bearbeiter:

Dr.-Ing. Peter I. Schneider

Kooperation:

Deutsches Archäologisches Institut, Architekturreferat

DFG-Projekt "Tayma" an der Orient-Abteilung des DAI

http://www.dainst.org/index_3258_de.html

Fördernde Institutionen:

Fritz-Thyssen-Stiftung