Die 'Domus Severiana' und das 'Gartenstadium' auf dem Palatin in Rom

Bauaufnahme und Erforschung eines Teilbereiches der antiken Kaiserpaläste in Rom

Im Auftrag der Staatlichen Antikenverwaltung Rom werden seit 1998 von den Lehrstühlen Baugeschichte und Vermessungskunde der BTU die Baudokumentation der sogenannten Domus Severiana im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes erstellt.

Die 'Domus Severiana' ist Teil der römischen Kaiserpaläste auf dem Palatin, einem der sieben Hügel Roms. Die Kaiserpaläste wurden vom 1. bis zum frühen 4. Jh. kontinuierlich ausgebaut. Sie waren sowohl Residenz, als auch Regierungssitz und hatten demnach öffentlich-repräsentative und ebenso private Funktionen zu erfüllen.

Der Kernpalast aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., die sog. Domus Augustana mit ihren Hauptrepräsentationsräumen und dem Wohntrakt war bereits mehrfach Gegenstand von bauhistorischen Betrachtungen. Die 'Domus Severiana' kann dagegen als vollkommen unerforscht gelten. Der Grund hierfür liegt vor allem in den unzureichenden Planunterlagen.

Die Baudokumentation des Ruinenkomplexes der 'Domus Severiana' mit einer erhaltenen Höhe bis zu 35 m und einer Ausdehnung von über 120 m x 100 m erforderte die Anwendung mordernster Vermessungsverfahren, die nur in einem interdisziplinären Projekt von Bauforschern und Geodäten zu verwirklichen gewesen sind. Zum Einsatz kamen neben dem traditionellen Handaufmaß auch Tachymetrie, reflektorlose Tachymetrie und Photogrammetrie.
Das riesige Bauvolumen wurde in fünf Horizontal- und sechs Vertikalschnitten erfasst.

Ziel ist neben der Baudokumentation, die 2001 abgeschlossen werden konnte, eine bauhistorische Untersuchung, die Aufschlüsse über die Bauphasen und Nutzung sowie Rekonstruktionsüberlegungen zu dem Gebäudekomplex in den unterschiedlichen Phasen erbringen soll.

Nach Abschluß der Arbeiten an der 'Domus Severiana' wurden die Lehrstühle für Baugeschichte und Vermessungskunde 2001 von der Staatlichen Antikenverwaltung Rom mit einer Ausdehnung der Baudokumentation auf das westlich anschließende 'Gartenstadium' beauftragt.

Die im Osten an den Kernpalast angrenzende, wohl natürliche Geländesenke wurde bereits im 1. Jh. n. Chr. zu einem tiefliegenden Garten in der Form eines Stadiums ausgebaut und in severischer Zeit nochmals umgebaut. Von diesem großen Gartenbereich, der im Norden und Süden zahlreiche Nebenbauten besitzt, existierten ebenfalls nur unzureichende Pläne. Auch hier soll die Baudokumentation die Grundlage für eine bauhistorische Bearbeitung liefern.

Gesamtziel ist eine Darstellung der architektonischen Entwicklung der gesamten Kaiserpaläste von ihren Anfängen bis zur letzten großen Ausbauphase unter Kaiser Maxentius im 4. Jh. n. Chr.

Bearbeiter:

Prof. Dr.-Ing. Adolf Hoffmann

Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt

Dipl.-Ing. Alexandra Riedel

Kooperationspartner:

Lehrstuhl Vermessungskunde der BTU Cottbus

Antikenverwaltung Rom

Deutsches Archäologisches Institut Rom

École Française Rom

Fördernde Institutionen:

Soprintendenza Archeologica Roma

Deutsches Archäologisches Institut Rom

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Fritz Thyssen Stiftung