Mahnung, Klage, Agitation. Internationale Konflikte im Spiegel der Kunst in der DDR

Antagonistische Gesellschaftsformen, politische Umbrüche und zunehmend medial vor Augen geführte Kriege und menschliches Leid haben zu einer vielgestaltigen Politisierung der Kunst im 20. Jahrhundert geführt. Die komplexen Beziehungen zwischen Kunst, Politik und Krieg wurden in den vergangenen Jahrzehnten intensiv erforscht. In Bezug auf die DDR hat es hierzu allerdings bisher nur wenige Untersuchungen gegeben. Dieses Desiderat möchte das Forschungsprojekt anhand des Themenkomplexes des internationalen Konflikts aufarbeiten.

Der bildenden Kunst kam in der DDR der gesellschaftliche Auftrag zu, sich dem Volk anzunähern und mit den ihr eigenen Mitteln verbindliche Werte zu formulieren. Neben der allgegenwärtigen Beschwörung des proletarisch-revolutionären Erbes fanden auch die Prinzipien des Antiimperialismus, Antifaschismus, Humanismus und der internationalen Solidarität vielfach bildlichen Ausdruck. Seit den frühen 50er-Jahren schlugen sie sich vermehrt in Kunstwerken nieder, deren Augenmerk auf aktuellen weltpolitischen Vorgängen lag. Hierzu zählten etwa die Kriege in Korea, Algerien und Vietnam, der Ungarische Volksaufstand, die südafrikanische Apartheid, die Amerikanische Bürgerrechtsbewegung und der Militärputsch in Chile. Im Kontext des Kalten Krieges wurden solche Darstellungen zu den Ereignissen des „internationalen Klassenkampfes“ gezielt staatlich gefördert und eingepasst in das ideologische Narrativ einer moralischen Überlegenheit des sozialistischen Systems. In entschiedener Kriegsgegnerschaft und Verteidigung der Menschlichkeit als universalem Wert entstanden die Werke zudem vielfach als persönliche Stellungnahme der Künstler*innen.

Es ist das zentrale Anliegen des Projekts, erstmals einen Überblick über diesen für die Kunstgeschichte der DDR bezeichnenden Themenkomplex zu schaffen. Angelegt ist es als Erschließungsprojekt, an dessen Anfang die systematische Sammlung und Analyse von Bild- und Aktenmaterial steht, welches anschließend anhand spezifischer Fragestellungen und komparatistischer Studien kontextualisiert werden soll. Von besonderem Interesse sind hierbei die Indienstnahme betreffender Werke für außen- und entwicklungspolitische Belange, ihre Einbindung in globale Solidaritätsbewegungen und transnationale Perspektiven auf das Sujet des internationalen Konflikts. Damit möchte das Projekt einen substanziellen Beitrag zur Einbindung der ostdeutschen Kunstgeschichte in die für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnenden transkulturellen und postkolonialen Diskurse leisten.